Artemisia – Beifuß, Absinth, Eberraute, Raute, Wermut

Spröder Charme für trocken-warme Gartenplätze

(Pflanzenfamilie: Asteraceae – Korbblütler)

Artemisia – Cola-Strauch, Triebspitzen
Cola-Strauch – Triebspitzen

Wegen überreichen, auffälligen Blüten­schmucks pflanzt niemand eine Artemisia. Die Blütchen sind so klein und unscheinbar, dass wir sie vielfach gar nicht wahrnehmen – wenn sie denn in unseren Breiten überhaupt zur Blüte kommen. Die Absinth-Arten gefallen mit ihrem oft weiß­lichen, silbrigen, blaugrünen oder graugrünen und sehr oft aromatischen feinen Laub, oder wir brauchen sie in der Küche zum Würzen und als Heilpflanze, zum Beispiel gegen Blähungen.

Artemisia schmidtiana ('Nana') – Zwerg-Silberraute
Artemisia schmidtiana 'Nana'

Etliche Artemisia-Arten werden gar nicht den Stauden zuge­ordnet, sondern zählen zu den Sträuchern oder Halbsträuchern. Nichts­desto­trotz sind sie meist in den Staudengärtnereien (und natürlich den unausweichlichen Baumärkten und Garten-Centern) zu finden neben anderen Halb­sträuchern wie Ysop (Hyssopus officinalis) und Salbei (Salvia officinalis), deren Verwendung sich ebenfalls nicht nur auf die Gartenge­staltung beschränkt.

Zu vermehren sind die Raute-Arten ganz einfach: Die Ver­meh­rung erfolgt über Stecklinge, die nicht ganz "ausgereift" sein dürfen. Also weder frischen Austrieb noch bereits verholzte Triebstücke nehmen. Das untere Drittel der Blätter am Steckling wird entfernt und die Triebstücke werden in Töpfchen oder Kistchen mit möglichst unkraut­freier Erde gesteckt. Bei ca. 20 °C – gern mit einer überge­stülpten Plastiktüte für ein besseres Kleinklima – aufstellen und das Substrat gleichmäßig feucht halten (nicht nass!).

Für die Eberrauten spricht – ein nicht zu unter­schätzender Aspekt –, dass sie erfreulich gesund sind und keinerlei Ärger machen, zumindest nicht in diesem Punkt. Krankheiten sind an ihnen nicht zu verzeichnen. Nun hätte ich gern noch – wie etliche meiner Kollegen im Netz – geschrieben, dass auch Schädlinge keine Gefahr für die Artemisia-Arten darstellen, doch leider entspricht das nicht meinen Erfahrungen: In manchen Jahren sammle ich auf Eberrauten (speziell "Cola-Strauch" und Artemisia schmidtiana) auch nicht weniger Schnecken als auf anderen, "gefährdeten" Pflanzenarten.

Artemisia "Fragezeichen" – Cola-Strauch

Artemisia – Cola-Strauch
Artemisia absinthium
Artemisia alba 'Canescens'
Artemisia dracunculus
Artemisia schmidtiana ('Nana')

Wir sind uns da absolut nicht einig – riecht der Cola-Strauch nach Cola, wenn man mit der Hand über die jungen Triebspitzen streift oder sie zwischen den Fingern zerreibt? Ich meine Ja, es steigt einem ein leichtes Cola-Aroma in die Nase. Meine Frau meint, er rieche nach allem mög­lichen, bloß nicht nach Cola. Zwei Versuche, ihm sein Aroma zu entlocken und ein Getränk aus ihm zu zaubern, haben wir unter­nommen, dafür Trieb­spitzen mit kochendem und mit kaltem Wasser übergossen und beides ziehen lassen. Das Ergebnis: Beide Aufgüsse rochen gut – nach Wasser (die "Kalt­schale" vielleicht noch mit einer klitzekleinen Grasnote).

Artemisia – Cola-Strauch Der Cola-Strauch ist also mal wieder ein typisches Beispiel dafür, dass man selbst erriechen muss, ob eine Pflanze der eigenen Nase und dem Gaumen als Würzkraut taugt. In solchen Fällen lohnt sich zum Einkaufen der Besuch einer Gärt­nerei vor Ort unbedingt.

Wer weniger experimentierfreudig ist, kann das ganze Cola-Getue auch ignorieren und den Strauch schlicht als dekoratives Gestaltungs­element im Garten betrachten. Geblüht hat dieser Halbstrauch bei mir noch nie, doch diese "Verweigerung" kann ich verschmerzen. – Wie bei allen Artemisia-Arten wären auch bei ihm nur unscheinbare kleine Blütchen zu erwarten.

Artemisia – Cola-Strauch, Austrieb, Rückschnitt
Cola-Strauch – Rückschnitt im Frühjahr

Dieser Strauch "lebt" stattdessen von seinem Laub, das feingliedrig und zart ist und im Gegensatz zu seinem hohen, eher wuchtigen Gesamtbild steht. So viel selbst gemachte "Cola" mag man vermutlich nicht trinken, dass der üppige Busch allein durch das Abzupfen der Triebspitzen im Wuchs gebremst wird. Dazu ist ein beherzter Rück­schnitt mit der Gartenschere von­nöten, eventuell sogar mitten im Sommer, unbedingt aber im Frühjahr. Das ist nämlich der Vorteil des Cola-Strauchs, dass er solche Pflege­eingriffe nicht krummnimmt.

Zum Standort: trocken und sehr sonnig. An trockenen Plätzen reifen die Triebe vor dem Winter komplett aus und tragen damit dazu bei, dass der Cola-Strauch Kälte­perioden problem­los meistert. Wird dann noch von vornherein verdichteter Boden vermieden und für guten Wasserabzug gesorgt, steht dem nächsten Gartenjahr mit Cola-Strauch nichts entgegen – ob für den Einsatz in der Küche oder nur zur Deko.

Artemisia – Cola-Strauch, Austrieb
Cola-Strauch – Austrieb nach Rückschnitt

Für mich bleibt trotz intensiver Recher­chen die Frage unbe­antwortet, wie der Cola-Strauch denn nun korrekt botanisch heißt, um welche Pflanze es sich also genau handelt. So plötzlich, wie dieses Must-have vieler Kräuterfans vor ein paar Jahren im Handel aufgetaucht ist, dürfte es sich um die Auslese eines Zufalls­sämlings handeln. Doch von welchen Eltern? Angeboten wird sie – wenn nicht nur mit der deutschen Bezeichnung Cola-Strauch – unter den verschiedensten bota­nischen Namen: Artemisia alba, A. abrotanum, A. abrotanum var. maritima, A. procera.

Welcher stimmt oder ob der Cola-Strauch viel­leicht ganz anders heißt, konnte ich nicht klären. Nur so viel: Eine Artemisia abrotanum var. maritima gibt es nicht. Und Artemisia procera ist ein Synonym für A. alba.

Artemisia "Fragezeichen" – Cola-Strauch

Wuchshöhe: 60-80 cm je nach Schnittintensität
Blütenfarbe:
Blütezeit:
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis:

Artemisia absinthium – Absinth, Echter Wermut

Artemisia – Cola-Strauch
Artemisia absinthium
Artemisia alba 'Canescens'
Artemisia dracunculus
Artemisia schmidtiana ('Nana')

Auf die Idee, die gallbittere Artemisia absinthium dauerhaft und regelmäßig als Tee zu "genießen" und damit überzu­dosieren, kommt wohl keiner. Das ist gut so, denn Überdosierung wäre schäd­lich. Schwangere und stillende Mütter sollten besser ganz auf die Anwendung des Echten Wermuts verzichten.

Artemisia absinthium ist in Europa einheimisch und auch in Deutschland in der Natur anzutref­fen. Einheimisch ist sie aller­dings nicht in allen Bundesländern, in einigen gilt sie als Neophyt, weil die natürlichen Bestände erst nach 1492 (der festgelegten "Schall­grenze" für Neophyten) aufgetaucht sind. Der aromatisch duftende Wermut fand und findet vielfach Verwendung: in der Küche als Würzkraut für Suppen und Braten zum Beispiel sowie als Heilpflanze bei Magen-Darm-Problemen. Noch heute wird der Echte Wermut im großen Stil zur Herstellung von Likör und Wermut angebaut.

Eine bedeutende Absinth-Produktion mit mehreren Fabriken gab es früher in Pontarlier am Fluss Doubs (Frankreich, Franche Comté). Und als Anfang des 20. Jahrhunderts eine solche Fabrik in Brand geriet und Absinth ins Flusswasser gespült wurde, roch mehrere Tage das Wasser der "Loue" nach Anis. Da erst hat man festge­stellt, dass und wie die Flüsse "Doubs" und "Loue" unter­irdisch zusammen­hängen. Wer Natur liebt und gern "im Grünen" Urlaub macht, der könnte sich in diesem südöstlichen Teil von Frankreich, der Franche Comté, wohlfühlen.

Artemisia absinthium – Absinth, Echter Wermut, Blüten
Dezent oder unscheinbar? – Der Blütenstand von Artemisia absinthium

Für jeden Garten ist Artemisia absinthium schon allein aufgrund des sparrigen und zugleich ausladenden Wuchses nicht geeignet. Dafür braucht man Platz. Und ob man sich dann ausgerechnet den Echten Wermut in den Garten holt, wenn man den Platz hat, ist die Frage, zumal sich der stattliche Busch auch noch selbst aussät. Auf seine Sämlinge sollte man also ein Auge haben, ganz klein lassen sie sich am einfachsten entfernen. Aber man kann den "Krakel" gut in Form schneiden und die langen Triebe mit den Blüten einkürzen, denn die kleinen Blütchen braucht im Prinzip kein Mensch (dann ist schon mal das Thema Selbstaussaat vom Tisch). Bei uns war das leider so gut wie nie möglich, weil der Wermut noch jedes Jahr verlaust war und Marienkäfer-Larven darauf auf Blattlausjagd waren. So ist das halt: Ohne Blattläuse keine Marienkäfer, zumindest einige Arten nicht. Wär schon schade

Artemisia absinthium – Absinth, Echter Wermut Das feingliedrige, graugrüne Laub (sofern die Triebe denn nicht geschnitten werden) von A. absinthium wirkt vor allem neben hohen, straff aufrecht wachsenden Stauden, denen selbst diese gewisse Nonchalance fehlt, die dem Echten Wermut zu eigen ist. Monarda-Arten und ‑Sorten (Indianernessel), Veronica longifolia (Langblättriger Ehrenpreis) sowie Echinacea purpurea (Roter Schein­sonnenhut) kämen infrage. Und natürlich macht sich der Echte Wermut in Wildstaudenpflanzungen
Wildstaudenpflanzungen:

Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstaudenpflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.

prima.

Am richtigen Standort ist A. absinthium absolut winterhart: lieber zu trocken als zu feucht in durchlässigem, mäßig saurem Boden mit guter Nährsoffversorgung. Während Sie Gießen bei ihr also eher von der Pflegeliste streichen können, sollte Düngen eingetragen werden, falls in Ihrem Garten recht mageres Substrat vorzu­finden ist (eventuell Bodenprobe!).

Artemisia absinthium – Absinth, Echter Wermut

Wuchshöhe: 90-170 cm
Blütenfarbe: gelblich
Blütezeit: Juli, August, September
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Heil- und Medizinpflanze
Hinweis: Staunässe vermeiden; braucht mäßig saures Substrat

Artemisia alba 'Canescens' – Kampfer-Wermut

Artemisia – Cola-Strauch
Artemisia absinthium
Artemisia alba 'Canescens'
Artemisia dracunculus
Artemisia schmidtiana ('Nana')

Artemisia alba 'Canescens' – Kampfer-Wermut Artemisia 'Canescens' ist auch so ein armer Wicht, der nicht recht weiß, wo er hingehört, genau wie der Cola-Strauch. Etliche sehen sie zu Artemisia alba gehörig, zumeist als Sorte 'Canescens', in den 1960er Jahren wurde sie jedoch als Varietät beschrieben. Die Bezeichnung A. alba var. canescens ist heute noch im Gespräch: teils als gültige Varietät, teils als Synonym für Artemisia alba, teils als ungültiger Name. Einige Autoren stellen 'Canescens' als Sorte zu Artemisia armeniaca und anderen. Ich halte mich an den Zander, Enzyklopädie der Pflanzen­namen, 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7, der 'Canescens' als Sorte von A. alba einstuft.

Wie auch immer sie heißen mag, 'Canescens' ist, von solcherlei Streitigkeiten völlig unbeein­druckt, eine sehr selbstbewusste Persönlichkeit, die zielstrebig die Umgebung ihres Pflanzplatzes erkundet und für sich einnimmt – ohne lang um Erlaubnis zu fragen. Mit ihrem ansprechenden, zart-fiedrigen, graublauen, fast immer­grünen Laub und dem niedrigen, kompakten Wuchs hat sie uns in der Hand. Und wir lassen sie gewäh­ren, weil sie halt so schön ist. Der Grund für ihren Ausbreitungs­drang sind die teils am Boden liegenden Triebe, die ohne Probleme wurzeln. Einfacher kann einem eine Pflanze ihre Vermeh­rung nicht machen: bewurzelte Triebe im Früh­jahr abstechen und einpflanzen.

Artemisia alba 'Canescens' mit Salvia nemorosa 'Ostfriesland' und Geranium x magnificum
Artemisia alba 'Canescens' mit Salvia nemorosa 'Ostfriesland' und
Geranium x magnificum

Entgegen anderslautenden Aussagen hat sich der Kampfer-Wermut bei mir als absolut winter­hart erwiesen. Das hängt mit den Wasserver­hält­nissen am Standort zusammen: An trockeneren Stellen sind die Vertreter der Gattung Artemisia am winterhärtesten.

Artemisia alba 'Canescens' – Kampfer-Wermut nach dem Winter
Artemisia alba 'Canescens' nach dem Winter

Zu trocken sollte es jedoch während der Vegetations­periode nicht sein, sonst vertrocknen unter Umständen ganze Triebe (und die schönen "Teppiche" verkahlen in Teilen), ohne dass man ihren jämmerlichen Zustand bemerkt, ehe es zu spät ist. So viel Pflege muss also sein – moderates Gießen bei anhaltender Trocken­heit; am besten vorher mit dem Finger nach­bohren, wie trocken der Boden wirklich ist. Gegen zu viel Niederschlagswasser kann man hingegen nichts anderes tun, als für einen Standort mit gutem Wasserabzug zu sorgen. Gut passt Artemisia 'Canescens' deshalb an mit Schotter oder anderem Gestein aufgefüllte Pflanzplätze, wie etwa der trockene Teichrand einer ist.

Zum buschigen, kompakten Wuchs des Kampfer-Wermuts trägt außer der moderaten Wasserversorgung noch ein Rückschnitt im Frühling bei. Der darf zwar kräftig ausfallen, aber man sollte nur so tief bzw. viel schneiden, dass noch frischer junger Austrieb an den aufrechten Trieben bleibt. Am Boden aufliegende, verholzte Triebe lässt man in Ruhe, es sein denn, das Breitenwachstum des Sträuchleins soll reduziert werden.

Als Küchenkraut ist die Sorte 'Canescens' weniger geeignet. Für diesen Zweck gibt es bessere Artemisia-Arten.

Artemisia alba 'Canescens' – Kampfer-Wermut, Blüten
Artemisia alba 'Canescens' – Blüten

Niemand braucht übrigens enttäuscht zu sein, wenn sein Kampfer-Wermut im heimischen Garten nicht um die Burg blühen will. Meiner hat's viele Jahre ebenfalls nicht getan. Erst im langen, heißen und bei uns enorm trockenen Sommer 2018 hat der Busch Ende September ziemlich vereinzelte und krakelige Blütentriebe so um die 30 cm in die Höhe gereckt, an denen sich dann bis Mitte/Ende Oktober ganz unscheinbare, kleine gelb-rote Blütchen gezeigt haben. Prädikat: verzichtbar und bereits aus wenigen Metern Entfernung kaum mehr zu sehen. Wie alle Artemisien "lebt" eben auch Artemisia alba 'Canescens' von ihrem Laub, und zwar nur von ihrem Laub!

Artemisia alba 'Canescens' – Kampfer-Wermut

Wuchshöhe: 15-20 cm (Laub)
Blütenfarbe: gelb-rot
Blütezeit: Oktober
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: blüht in unseren Breiten so gut wie nie

Artemisia dracunculus – Estragon

Artemisia – Cola-Strauch
Artemisia absinthium
Artemisia alba 'Canescens'
Artemisia dracunculus
Artemisia schmidtiana ('Nana')

Artemisia dracunculus – Deutscher Estragon, Austrieb
Deutscher Estragon – Austrieb

Als Schmuckstaude taugt Artemisia dracunculus nicht, sie wirkt ein wenig "struppig" und blüht eher unscheinbar. In der Küche jedoch ist der Estragon ein wertvolles und hoch geschätztes Würzkraut: für Geflügel, Fisch, Saucen und – vor allem als Estragonessig – für Salate. Allerdings kenne ich kaum ein Würzkraut, bei dem beim Einkauf mehr Vorsicht geboten ist als bei Artemisia dracunculus, denn Estragon ist nicht gleich Estragon: Es gibt Deutschen, Französischen und Russischen Estragon.

In der Botanik wird derzeit nicht zwischen den drei verschiedenen Formen unterschieden, man behilft sich in den Gärtnereien mit eigentlich nicht existierenden Namenszusätzen, zum Beispiel "var. sativa" oder "Sativa" für den Französischen Estragon. Achten Sie deshalb beim Einkauf darauf, dass es sich zumindest um Deutschen Estragon handelt, besser noch, Sie nehmen Französischen Estragon. Französischer Estragon hat das feinste (Anis-)Aroma und keine Bitterstoffe. Aber im Grunde hilft da nur die "Blattprobe" …

Artemisia dracunculus – Französischer Estragon, Austrieb
Französischer Estragon – Austrieb

Am häufigsten wird leider der Russische Estragon angeboten, wohl auch, weil er leicht aus Samen vermehrt werden kann. Er verfügt über so gut wie kein Aroma, schmeckt herb und bitter; schade um jedes Gericht, das mit ihm zubereitet wird. Französischer und Deutscher Estragon werden ausschließlich über Stecklinge ver­mehrt. Wer seinen Estragon am geschützten, sonnigen Standort schon einige Sommer und Winter durchge­bracht hat, kann größere Horste auch durch Teilung im Frühjahr beim Austrieb vermehren. Alle Estragon-Arten treiben Ausläufer (am schwächsten der Französische), was die Sache ungemein erleichtert.

Französischer Estragon gilt als am wenigsten winterhart. Weil aber auch der Deutsche ein bisschen empfindlich ist, sollten beide einen leichten Winterschutz aus Laub bekommen (nicht zu dick einpacken und im Frühling – nicht zu spät – ans Auspacken denken). Mit Tannen- oder Fichtenzweigen abdecken, damit nichts verweht wird.

Tagetes lucida – Winterestragon
Tagetes lucida – Winterestragon

Noch ein Hinweis: Sonniger Standort heißt nicht gleich warmer/heißer Standort. Artemisia dracunculus etwa bevorzugt es zwar sehr sonnig, doch eher kühl. Vermeiden Sie daher Pflanz­plätze, an denen "die Hitze steht", die Wärme also nicht entweichen kann.

Neben den drei obigen Estragon-Typen gibt es noch den sogenannten "Winterestragon" (Tagetes lucida – Glänzende Studentenblume), der botanisch mit der Artemisia nur insofern zu tun hat, als sie aus derselben Familie – den Korbblütlern (Asteraceae) – stammen. Auch er hat ein leichtes Anisaroma, ist mit dem Französischen Estragon und dessen lieblichen und ausgewogenen Würzstoffen aber nicht zu vergleichen. Achtung: In höherer Dosis genossen, kann der Winterestragon betäubend wirken und zu Halluzinationen führen!

Deutscher Estragon

Wuchshöhe: 120 cm
Blütenfarbe: gelblich
Blütezeit: Juli, August, September
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Heilpflanze, Küchenkraut
Hinweis: Staunässe vermeiden


Französischer Estragon

Wuchshöhe: 120 cm
Blütenfarbe: gelblich
Blütezeit: August, September
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Heilpflanze, Küchenkraut
Hinweis: Staunässe vermeiden

Artemisia schmidtiana ('Nana') – Kurilen-Beifuß, Zwerg-Silberraute, Engelshaar, Polster-Silberraute

Artemisia – Cola-Strauch
Artemisia absinthium
Artemisia alba 'Canescens'
Artemisia dracunculus
Artemisia schmidtiana ('Nana')

Artemisia schmidtiana ('Nana') – Zwerg-Silberraute Die Zwerg-Silberraute ist ein kleiner Halb­strauch, der den Namens­zusatz "Zwerg" tatsächlich verdient: Ihre Blütenstände erreichen vielleicht gerade mal eine Höhe von 20 Zentimetern. Doch wegen der Blüten pflanzt man ja auch keine Artemisia schmidtiana ('Nana'), die Aufmerk­samkeit gilt bei ihr den niedrigen, silbrigen, fast glänzenden Matten, die sie an geeigneten Standorten im Lauf der Jahre mit kriechenden Trieben bildet.

Artemisia schmidtiana ('Nana') – Zwerg-Silberraute im Frühjahr
Artemisia schmidtiana ('Nana') im Frühjahr

Geeignete Standorte für sie verfügen über einen guten Wasser­abzug (gern also steinig, schottrig) und sind mager, also nährstoff­arm. Bei mir im Garten wächst sie unter anderem am trockenen Teichrand und kann getrost als langlebig und ausdauernd bezeichnet werden. Pflege braucht die Zwerg-Silberraute dort gar keine – weder Düngen noch Gießen (außer in sehr trockenen Jahren) noch Schneiden ist erforderlich. Im Gegenteil: Zu viel Wasser und staunasser (lehmiger, vielleicht sogar verdichteter) Boden sind eine tödliche Kombination. Empfehlenswert sind allerdings regelmäßige Schneckenkontrollen, denn das Engelshaar ist beliebt bei Schnecken und kann durch Fraßschäden bitterböse bis irreparabel geschädigt werden.

Artemisia schmidtiana 'Nana' mit Nässeschaden
Artemisia schmidtiana ('Nana') mit Nässeschaden

 

Artemisia schmidtiana 'Nana' mit Schneckenschaden
Artemisia schmidtiana ('Nana') mit Schneckenschaden

Fast überall in den Gärtnereien wird Artemisia schmidtiana als Sorte 'Nana' angeboten. Weshalb steht die Sorten­bezeichung dann bei mir in Klammern? Ganz einfach: Es gibt nur diese eine Artemisia schmidtiana, 'Nana' ist demzufolge keine Sorte, sondern die Art.

Artemisia schmidtiana ('Nana') – Zwerg-Silberraute mit Raureif
Fällt fast nicht auf: mit Raureif überzogene A. schmidtiana

Balkon- und Terrassengärtner werden es nur zu gern lesen – die Polster-Silberraute eignet sich zum Bepflanzen von Kübeln, Trögen und Kästen ebenfalls. Im Garten wie in Kästen kommt ihr weißsilbriges Laub neben niedrigen Glockenblumen (Campanula cochleariifolia, fenestrellata, garganica, poscharskyana, portenschlagiana) besonders gut zur Geltung, sieht aber auch schön aus neben weiß blühenden (Polster-)Stauden. Ganz bezaubernd ist darüber hinaus die Kombination mit niedrigen, blaugrün- oder graugrünlaubigen Ziergräsern, wie es die Sorten aus der Festuca Glauca-Gruppe sind ('Eisvogel' sei hier genannt).

Dieser kriechende Zwerg braucht übrigens nicht über Stecklinge vermehrt zu werden. Es genügt, bei älteren, größeren Matten den Spaten anzu­setzen und die Pflanzen zu teilen.

Artemisia schmidtiana ('Nana') – Zwerg-Silberraute, Kurilen-Beifuß, Engelshaar, Polster-Silberraute

Wuchshöhe: 6-20 cm
Blütenfarbe: gelblich
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: trocken
Verwendung: Grabstätten; Steingarten
Hinweis: immergrün


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