Clematis – Waldrebe

(Pflanzenfamilie: Ranunculaceae – Hahnenfußgewächse)

Mit Clematis – oder Waldrebe – verbinden die meisten in erster Linie die kletternden, hohen Arten, die Lauben, Pergolen oder Zäune mit einem Blüten­meer umhüllen und die es inzwischen in unzähligen, meist großblütigen Sorten gibt. Sie gehören zu den Gehölzen. Die Natur hat aber auch niedrigere Arten hervorge­bracht: Clematis heracleifolia, integrifolia, mandshurica und stans sind staudige bis halb­strauchige Waldreben und eröffnen damit gerade in kleineren Gärten ganz andere Gestaltungs­möglichkeiten als die hohen Arten. Um diese Arten soll es hier gehen.

Bevor es losgeht, möchte ich jedoch kurz die Begriffe klettern, ranken, schlingen und klimmen definieren, denn wer kennt schon den Unter­schied? Selbst in Fachbüchern werden diese Begriffe allzu sorglos verwendet und durchein­andergebracht. Was ist also was?

  • Kletternd sind alle Pflanzen, die nach oben streben, und dabei Halt benötigen.
  • Pflanzen ranken, wenn sie sich mit Ranken festhalten. Die Ranken verholzen meist sehr schnell und bieten damit sicheren Halt. Sind keine geeigneten Rankhilfen in der Nähe, umranken die Pflanzen ihre eigenen Triebe; auch das bringt Stabilität. Ranken sind
    • Clematis mandshurica – Mandschurische Waldrebe, Blattrankeumgebildete Pflanzen­teile, die direkt vom Sproß (Haupt- oder Nebentrieb) ausgehen wie beim Wein (Vitis), den Gurken (Cucumis) oder Erbsen (Pisum) zum Beispiel
      oder
    • Blatt- und Blütenstiele, die sich um die (dünne) Rankhilfe wickeln, so zum Beispiel bei Clematis oder Kapuziner­kresse (Tropaeolum).
  • Bei den Schlingern winden sich die ganzen Triebe um das Rankobjekt, das kennen wir etwa von Bohnen (Phaseulus) und Rotblühenden Eisenhut (Aconitum hemsleyanum).
  • Spreizklimmer verhaken sich mit Dornen, Stacheln oder sogenannten Kletterhaaren in ihrem Klettergerüst (in der Natur sind das meist höhere Gehölze). Beispiele: Kletterrosen (Rosa) und Echte Brombeere (Rubus).
  • Die Wurzelkletterer halten sich mit kleinen Wurzeln, die sie an ihren Trieben bilden, selbst an glatten Wänden fest und trotzen starken Windböen ebenso wie Schneelasten. Das beste Beispiel dafür ist der Efeu (Hedera helix), bekannt dürfte auch der Kletternde Spindelstrauch (Euonymus fortunei) sein.

Im Zusammenhang mit Clematis kann man also jederzeit von Kletterern und Rankern sprechen, auf keinen Fall aber von Schlingern und Klimmern.

Clematis – Fruchtschmuck Fast alle Clematis-Arten sind nicht nur während der Blüte attraktiv, sondern sie bilden bezau­bernde Samenstände, die wie kleine Perücken aussehen und bis in den Winter hinein an den Stielen hängen bleiben. Trotz der vielen Samen, die ausgebildet werden, ist Selbstaussaat im Garten selten.

Manche (vermutlich sogar alle) Clematis-Arten enthalten in geringen Mengen Protoanemonin, das bei Kontakt zu Hautreizungen führen kann. In meiner gärtnerischen Laufbahn ist mir allerdings kein einziger Fall einer solchen Reaktion nach dem Umgang mit Clematis ohne Schutz (Handschuhe etc.) begegnet. Aber wenn man es schon weiß, kann man ja ein bisschen darauf achten und bei der Pflege von Clematis wenigstens Handschuhe tragen. Das erklärt auch, weshalb in meiner Fachliteratur kein Hinweis auf Giftstoffe in der Waldrebe zu finden ist. Ausführlichere Informationen zum Thema Giftpflanzen erhalten Sie auf den lesenswerten Seiten www.giftpflanzen.com. Zum Gift in Clematis heracleifolia führt auf www.giftpflanzen.com dieser Link, mehr über Giftstoffe in Clematis integrifolia lesen Sie hier.

Giftig oder nicht giftig? Darüber haben sich die beiden Schnecken vor ihrer – zufällig im Bild festgehaltenen und erst viel später entdeckten – Klettertour mit Picknick in der Clematis mandschurica seinerzeit vielleicht gar keinen Kopf gemacht. Zur allgemeinen Beruhigung kann ich sagen, dass Waldreben sicher nicht zu den Leibspeisen der Schnecken gehören.

Clematis mandschurica – Mandschurische Waldrebe mit Schnecken
Clematis mandschurica (Mandschurische Waldrebe) mit Schnecken

Clematis heracleifolia – Großblättrige Waldrebe

Clematis heracleifolia – Großblättrige Waldrebe, Austrieb
Clematis heracleifolia (Großblättrige Waldrebe) – Austrieb

Ähnlich wie Clematis integrifolia var. integrifolia, die umkippt, wenn sie im Schatten steht oder wenn sie von anderen Pflanzen eingeengt wird, "kippt" Clematis heracleifolia, wenn ihr der Boden nicht mager genug ist. Mit einem Überangebot an Nährstoffen kommt die Großblättrige Waldrebe also nicht zurecht und deshalb passt sie perfekt in naturnahe Garten­anlagen
Naturnaher Garten:
Ein Garten, der weitgehend unter Verwendung von einheimischen Pflanzen angelegt ist.

mit "Hunger­künstlern" wie hohen Sedum-Arten (Fetthenne). Oder man verpasst ihr rechtzeitig Pflanzenstützen, denn sie rankt ja nicht und kann sich deshalb nirgends festhalten.

Clematis heracleifolia – Großblättrige WaldrebeDie kleinen, blauen Einzelblüten begeistern mit einem reizenden Detail: Die Spitzen der Blüten­blätter rollen sich nach oben. Die Blütchen stehen zu mehreren in den Blattachseln zusammen und kommen erst dadurch richtig zur Geltung. Ein Blütenmeer sollten Sie von Clematis heracleifolia nicht erwarten, dafür erstreckt sich die Blütezeit aber bis in den September.

Clematis heracleifolia aus China zählt zu den Halbsträuchern. Im deutschen Klima friert sie im Winter meist stark zurück, weshalb der Rückschnitt erst im Frühjahr erfolgen sollte, wenn erkennbar ist, wie viel von den vorjährigen Trieben "überlebt" hat. Alles, was abgestorben ist, sollten Sie abschneiden.

Clematis heracleifolia – Großblättrige Waldrebe

Wuchshöhe: 60-100 cm
Blütenfarbe: violettblau
Blütezeit: Juli, August, September
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung:
Hinweis: sommergrüner, nicht rankender Halbstrauch; braucht mageren Boden

Clematis integrifolia var. integrifolia – Ganzblättrige Waldrebe

Clematis heracleifolia
Clematis integrifolia var. integrifolia
Clematis mandshurica
Clematis stans
Einpflanzen von Clematis
Vermehren von staudigen Clematis
Aussaatanleitung für Kaltkeimer

Clematis integrifolia – Ganzblättrige Waldrebe Diese Clematis-Art gehört zu den staudigen Wald­reben (mitunter als Halbstrauch klassifiziert, warum auch immer). Ihr natür­liches Verbrei­tungsgebiet erstreckt sich von Ost-Europa über den Kaukasus und Sibirien bis Zentral-Asien. Inzwischen geistert sie sogar bei uns durch die Lande – als unbeständiger Neophyt.

Im Garten eröffnet uns der mäßig hohe (um die 100 cm) und kompakte Wuchs (nicht kletternd) dieser Waldrebe ganz neue Verwendungs­möglichkeiten im Staudenbeet. Dort sollte sie jedoch nicht zu schattig und möglichst frei (nicht von anderen Pflanzen bedrängt) stehen, sonst bleibt sie nicht aufrecht, sondern "kippt" (wie auf dem unteren Foto) und legt sich auf den Boden. Wenn der Boden zu humos ist, passiert das übrigens ebenso, denn Clematis integrifolia liebt einen schweren (Lehm-)Boden.

Umgangs­sprachlich würde man die Ganz­blättrige Waldrebe im süd­deutschen Raum "a zähs Luder" nennen, weil ie sich nicht so schnell unter­kriegen lässt. Ich bin jedes Jahr erstaunt, wenn ich im Frühjahr fest­stelle, dass eine C. integrifolia im Dickicht einer Aralia racemosa (Amerikanische Aralie) überlebt hat, wo sie so gut wie keinen Sonnenstrahl abbekommt. Inzwischen hat sich noch eine Campanula latifolia (Breitblättrige Wald-Glockenblume) aus der Nachbarschaft ausgesät und direkt im Clematis-Horst eingenistet. Kein Wunder, dass diese Clematis kippt – aber sie lebt, immer noch.

Ganz anders ergeht es einer Clematis integrifolia 'Alba' am Teich, die ist der Sonne den lieben langen Tag erbarmungs­los ausge­liefert. Auch sie wächst nicht zuverlässig straff aufrecht, bei ihr ist es allerdings dem leichten, sandig-steinigen Substrat am (auch noch trockenen) Teichrand sowie heftigen Windböen geschuldet, wenn sie "das Gleichgewicht verliert".

Clematis integrifolia – Ganzblättrige Waldrebe, Blüten und Fruchtschmuck
Clematis integrifolia (Ganzblättrige Waldrebe) – Blüten und Fruchtschmuck

Beide Waldreben haben sich bei mir mit ihren suboptimalen Standorten arrangiert und das verdient Respekt. Meine ganz persönliche Staudensichtung hat deshalb ergeben: besonders gartenwürdige Staude!

Im Frühling werden die alten Triebe der Ganzblättrigen Waldreben abgeschnitten oder abgebrochen, mehr Pflege ist nicht nötig. Je nach Standort kann es jedoch vorteilhaft sein, die Pflanze zu stäbeln, wenn ein mehr oder weniger liegender Wuchs das Gesamtbild beeinträchtigt.

Clematis integrifolia var. integrifolia – Ganzblättrige Waldrebe

Wuchshöhe: 90-130 cm
Blütenfarbe: stahlblau
Blütezeit: Juli, August
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: nicht rankend;
bereits im Hortus Eystettensis erwähnt

Clematis integrifolia 'Alba' – Ganzblättrige Waldrebe

Clematis integrifolia 'Alba' – Ganzblättrige Waldrebe

Wuchshöhe: 90-130 cm
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: Juli, August
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: nicht rankend

Clematis mandshurica – Mandschurische Waldrebe

Clematis heracleifolia
Clematis integrifolia var. integrifolia
Clematis mandshurica
Clematis stans
Einpflanzen von Clematis
Vermehren von staudigen Clematis
Aussaatanleitung für Kaltkeimer

Clematis mandshurica – Mandschurische Waldrebe Es könnte sein, dass die Mand­schurische Waldrebe eine Varietät von Clematis recta (Aufrechte Waldrebe) ist, aber darum müssen sich die lieben Botaniker kümmern.

Clematis mandschurica ist auf alle Fälle endemisch (soll heißen, sie kommt nur in einer Gegend natürlich vor) im russischen Sichote-Alin-Gebirge (Küste am Tatari­sch­en Sund). Dass sie es von dort bis in unsere heimischen Gärten geschafft hat, finde ich faszinierend.

Clematis mandshurica – Mandschurische Waldrebe Mit der Mand­schurischen Wald­rebe können Sie experimen­tieren, weil sie nicht zu hoch wird und dennoch rankt; sie ist damit vielseitig einsetzbar: Sie sorgt im Stauden­beet an Obelisken für Höhe, "erobert" grazil Gehölze (Stand­ort sonniger bis halb­schattiger Gehölzrand zum Beispiel) – in dunkel­laubigen ist der Kontrast zu ihren weißen Blüten am schönsten – und wirkt auch noch, wenn sie mal eben "über den Zaun geworfen" wird. Wo Clematis mandshurica auch Einzug hält – sie setzt zur Blütezeit überall bezaubernde Akzente und ihr üppigers grünes Laub ist der ruhende Pol jeder Pflanzengesellschaft.

Clematis mandshurica – Mandschurische Waldrebe, Austrieb
Clematis mandshurica (Mandschurische Waldrebe) – Austrieb

Clematis mandshurica hält sich mit ihren Blatt­stielen am Rankobjekt fest, und die Stiele verholzen dann im Lauf des Sommers, was optimalen Halt garantiert. Ist nichts Dünneres in der Nähe, das sie umklammern könnte, greift sie nach ihren eigenen Trieben und verschafft sich damit Stabilität. Sollte die Rankhilfe also für die Clematis zu dicke Streben haben, reicht es aus, ihre Triebe während der Wachstums­phase zwischendurch locker um das Objekt zu legen oder durchzuziehen. Sie verschachtelt sich dann praktisch in sich selbst.

Clematis mandshurica – Mandschurische Waldrebe, Fruchtschmuck
Clematis mandshurica (Mandschurische Waldrebe) – Samenstände

Vor dem Frühjahr denkt bei der Mandschu­rischen Waldrebe kaum jemand an Pflegearbeiten wie den Rückschnitt, denn wer verzichtet schon freiwillig auf solch lebhaften und attraktiven Fruchtschmuck (Samenstände), wie sie ihn trägt? Im Frühling genügt es dann, die abgestorbenen alten Ranken nah am Boden abzuschneiden und mit einem kräftigen Ruck (manchmal auch mehreren) aus ihrer "Rankhilfe" zu ziehen. Die verholzten Blattstiele reißen dabei meist ab und bleiben an der Rankhilfe hängen.

Clematis mandshurica – Mandschurische Waldrebe

Wuchshöhe: bis 170 cm
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Kletterpflanze
Hinweis: bereits im Hortus Eystettensis erwähnt; Fruchtschmuck

Clematis stans – Japanische Strauch-Waldrebe

Clematis heracleifolia
Clematis integrifolia var. integrifolia
Clematis mandshurica
Clematis stans
Einpflanzen von Clematis
Vermehren von staudigen Clematis
Aussaatanleitung für Kaltkeimer

Viele Gartenbesitzer sind mit einer Hanglage konfrontiert, die befestigt werden will oder muss. Hier kommt Clematis stans ins Spiel, denn mit ihrem ausgeprägten und verzweigten Wurzel­system eignet sie sich dafür nahezu perfekt, wenn ihr der "Arbeitsplatz" zusagt: Lehmig, gern schottrig-steinig und durchlässig sollte der Boden für sie sein.

Clematis stans – Japanische Strauch-Waldrebe Wenn ein Helferlein in solchen Problem­zonen haupt­sächlich grün ist und kaum blüht, verzeiht man ihm das. Umso besser ist es natürlich, wenn es auch noch mit hübschem und reichem Blütenflor besticht. Genau das tut Clematis stans: Sie trägt im August/September weißliche oder hell­blaue bis taubenblaue, leicht duftende zarte Blüten, deren Spitzen der Blüten­blätter sich – wie bei Clematis heracleifolia – nach oben rollen, wenn sie voll erblüht sind. Einladender kann man seine "Schätze" den Insekten nicht präsentieren.

Die Japanische Strauch-Waldrebe (ihre Heimat ist tatsächlich Japan) ist ein sommergrüner, nicht kletternder Halbstrauch (verholzt im unteren Bereich), der im Frühjahr seinen Pflege­schnitt braucht. Dann wird entfernt, was im Winter zurückge­froren ist, und das ist oft mehr als die halbe Trieblänge. Keine Sorge, sie treibt aus den verbliebenen Stängeln schnell und dicht wieder aus.

Wie es sich für einen (Halb-)Strauch gehört, lässt sich Clematis stans nach der Pflanzung ein paar Jahre Zeit, um sich am neuen Standort zu etablieren und ordentlich was herzumachen. Das könnte ein Grund dafür sein, dass die Japanische Strauch-Waldrebe nicht in jeder Gärtnerei "ums Eck" zu bekommen ist. Sicher hängt das aber auch damit zusammen, dass die zart­blauen Blüten eher klein sind. Auslesen und Sorten wurden bisher meines Wissens nicht in den Handel gebracht – schade, denn es würde dem Ruf und der Verbreitung dieses Gartenschatzes guttun!

Clematis stans – Japanische Strauch-Waldrebe

Wuchshöhe: 80-100 cm
Blütenfarbe: hell taubenblau
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Hangbefestigung
Hinweis: sommergrüner, nicht rankender Halbstrauch

Nach dem Einkauf – das Einpflanzen der Clematis

Waldreben, so liest man immer wieder, sollten beim Einpflanzen "etwas tiefer gesetzt" werden, um das "Herz" zu schützen. Etwas tiefer als was? Heißt es nicht stets, im Pflanz­topf beim Gärtner stehen die Pflanzen richtig, bitte nicht tiefer setzen? Um diesen Sachverhalt zu erklären, muss ich etwas ausholen:

Clematis mandshurica – Mandschurische Waldrebe, Austriebspunkte (Augen)
Clematis mandshurica (Mandschurische Waldrebe) – Austriebspunkte (Augen)

Viele winterharte Pflanzen brauchen Austriebs­punkte, sogenannte Augen, dicht an oder unter der Erdoberfläche, aus denen sie im Frühjahr nach der Winterpause frisch austreiben; nur durch diese unterirdischen Augen sind sie winterhart und mehrjährig. Bei Vermehrung durch Aussaat regeln das die Pflanzen selbst und wachsen so, wie sie's brauchen. Bei Stecklingsvermehrung muss/sollte jedoch der Gärtner beim Topfen der bewurzelten Triebe darauf achten, dass auch noch Augen unter der Substrat-Oberfläche zu liegen kommen. Bei vielen Pflanzen geht das fast nicht anders, weil die Augen so dicht beieinander­liegen, dass immer welche mit "untertauchen". Sind jedoch die Austriebs­punkte (Blattansätze oder Seitentriebe) so weit auseinander wie bei der Clematis, können nur in extra hohen (andere sagen: tiefen) Gefäßen Augen mit eingetopft werden. Heutzutage ist das in der Regel der Fall, dass Waldreben nur in Spezialtöpfen angeboten werden. Es schadet aber auch nicht, beim Einpflanzen sicherheitshalber noch ein Augen­paar mehr unter die Erdoberfläche zu bringen. Im Fall der Clematis sind das Blatt­ansätze; die Blattstiele können entweder mit eingegraben oder vorher nah am Stängel abgeschnitten werden.

Unfug ist jedenfalls der pauschale Hinweis, Waldreben fünf, sieben oder zehn Zentimeter tiefer einzusetzen, weil sie eben so einen großen Abstand zwischen den Austriebspunkten haben. Sie sollten halt so tief eingesetzt werden, dass wenigstens zwei Augen, die vorher über der Erde waren, nachher unter der Erde sind. Das gilt für alle Clematis-Arten. Hohe Clematis-Arten (die zu den Gehölzen gehören) pflanzt man am besten schräg mit durchaus 25 cm Abstand vom "Herz" zum Rankgerüst, da kommen auf jeden Fall Austriebspunkte unter Erdniveau, wenn man den Topfballen auch noch um die 10 cm tief legt.

Und womit wird dann das "Loch" über dem "Herz" der Pflanze aufgefüllt? Daran scheiden sich die (Experten-)Geister. Bei mir hat sich ein Erde-Sand-Gemisch bewährt, das mag aber daran liegen, dass sich die Pflanzen bei meiner lehmigen Erde pur ein bisschen wie einbetoniert fühlen. Im Falle eines sandigen Bodens empfiehlt es sich, handelsübliche Staudenerde einzuarbeiten. Im Pflanzloch selbst sind als Untergrund für die Waldrebe eine dicke Drainageschicht aus Kies oder Splitt sowie eine Schaufel gut abgelagerter Kompost empfehlenswert.

Wenn Clematis so gepflanzt werden, ist ein weiterer Winterschutz nicht erforderlich. Es ist zudem nicht nötig, für den sogenannten kühlen Fuß zu sorgen, denn den brauchen die Waldreben nicht. Was sie stattdessen wollen, ist ausreichend Platz, um sich ungehindert entwickeln zu können.

Sollte das Tiefersetzen beim Einpflanzen vergessen worden sein, lässt sich diese Panne übrigens im Nachhinein reparieren: In diesem Fall wird die Clematis bis über die untersten Augen mit Erde angefüllt.


Die Vermehrung von staudigen und halbstrauchigen Waldreben

Clematis integrifolia – Ganzblättrige Waldrebe, verblüht
Clematis integrifolia – Ganzblättrige Waldrebe, Samenstand
Clematis integrifolia (Ganzblättrige Waldrebe): Nach der Blüte wachsen die Griffel und bilden den aparten Samenstand.

Clematissamen, der reichlich angesetzt wird, keimt im Garten selten. Sie können den Samen jedoch abnehmen und selbst im Haus aussäen, denn Aussaat ist (neben Stecklings­vermehrung) in den Gartenbaubetrieben die am häufigsten angewandte Methode, um Waldreben in großen Stückzahlen zu vermehren. Das ist bei den staudigen bis halbstrauchigen Arten nicht anders. Manchmal benötigen die Samen eine Kälteperiode, um zu keimen, C. stans ist von vornherein ein Kaltkeimer (Aussaatanleitung Kaltkeimer).

Clematis integrifolia  – Samen
Clematis integrifolia (Ganzblättrige Waldrebe) – Samen

Aussaaten von Clematis heracleifolia, integrifolia und mandshurica werden zunächst etwa vier Wochen lang bei ca. 20 °C aufgestellt (gleich­mäßig feucht, nicht nass) und Keimlinge herauspikiert, sowie man sie (vorsichtig) greifen kann. Keimt wenig oder nichts, packt man das Aussaatgefäß in einer Plastiktüte für drei bis vier Wochen in den Kühlschrank. Anschließend nicht wärmer als ca. 15 °C halten, besser noch wären nur 12 °C und wieder gleichmäßig feucht, aber nicht nass halten. Eine Glasscheibe oder transparente Plastikfolie leisten gute Dienste, um im Aussaatgefäß die Feuchtigkeit besser zu halten und die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Und immer wieder neu gekeimte Pflänzchen pikieren, die groß genug sind.

Clematis integrifolia – Ganzblättrige Waldrebe, Teilsteckling Clematis integrifolia (Ganzblättrige Waldrebe) – Teilsteckling

Stecklinge nimmt man bei Clematis im Frühjahr (Ende April bis Mitte Mai), zu warm und sonnig sollte es an diesem Tag nicht sein. Für die Vermehrung mit Teilstecklingen brauchen Sie nicht zu weiche, jedoch noch nicht voll ausgereifte, verhärtete Triebstücke mit zwei Blattpaaren (Austriebspunkten), abge­schnitten mit einem scharfen Messer maximal 1 cm unterhalb der untersten Austriebspunkte. Je nach Länge können Sie aus einem Trieb also auch mehrere Teilstecklinge gewinnen.

Clematis integrifolia  – Ganzblättrige Waldrebe, Teilstecklinge
C. integrifolia (Ganzblättrige Waldrebe) – Teilstecklinge

Das untere Blattpaar an jedem Steckling wird entfernt, das verbliebene Blattpaar je nach Größe eventuell etwas eingekürzt und die Triebstücke in Töpfchen oder Kistchen mit möglichst unkrautfreier, gern mit Sand gemischter Erde gesteckt (schon ein Stück tief, damit die Stecklinge einen guten Halt haben). Den "Kopf" (Knospen gegebenenfalls entfernen) können Sie natürlich ebenfalls stecken ("Kopf" + ein Blattpaar sind in diesem Fall erforderlich).

Anschließend bei etwa 20 °C gleichmäßig feucht (nicht nass!) halten, bis sie wurzeln und antrei­ben. Bewährt hat es sich, den Stecklingen eine transparente Plastiktüte überzustülpen, um Verdunstung zu reduzieren und in "gespannter Luft" die Wurzelbildung zu begünstigen. Und nicht vergessen: Beschriften Sie Ihre Steck­lingskulturen, sicher ist sicher!

Beim Umtopfen oder Einpflanzen der bewur­zelten und angetriebenen Stecklinge sollte ein weiteres Blattpaar unter der Erdoberfläche zu liegen kommen. Sie brauchen dazu also sehr hohe bzw. tiefe Pflanztöpfe oder ein entspre­chend tiefes Pflanzloch.

Viel Erfolg!

Aussaatanleitung für Kaltkeimer

So gehen Sie bei der Aussaat (am besten Anfang Februar) von Kaltkeimern vor:

  • Ein Blumentöpchen oder eine kleine Pflanzschale mit ungedüngter, unkrautsamenfreier Erde füllen.
  • Ein paar Samen darauf verteilen. Sehr feine Samen – wie zum Beispiel bei den Glockenblumen – nur leicht andrücken (mit einem Brettchen oder Löffelrücken – es darf nichts anhaften) und anfeuchten. (Größere Samen werden etwa in Samenstärke mit Erde abgedeckt und angefeuchtet.)
  • Die Aussaat für zwei bis vier Wochen bei 18 °C bis 22 °C aufstellen. Auf gleichmäßige Feuchtigkeit achten; um die Feuchtigkeit besser zu halten, können Sie das Gefäß mit einer Glasscheibe oder Klarsichtfolie abdecken.
  • Anschließend braucht der Samen eine vier- bis sechswöchige Kälteperiode und Temperaturen zwischen ‑4 °C und +4 °C. Im Kühlschrank lässt sich eine konstante Temperatur von +4 °C am besten einstellen und halten, deshalb das Aussaatgefäß in eine Plastiktüte packen, verschließen und in den richtig temperierten Kühlschrank stellen.
  • Nach diesen 4‑6 Wochen muss die Aussaat immer noch kühl (5‑12 °C) stehen, aber nicht mehr im Kühlschrank (und ohne Plastiktüte). Ein geschützter Platz im Garten ohne direkte Sonneneinstrahlung ist dann genau richtig (auch falls bereits Pflänzchen keimen).
  • Wieder auf gleichmäßige Feuchtigkeit achten, jedoch vor Regen schützen, damit die Samen nicht herausgeschwemmt oder ‑katapultiert werden. Schutz vor Vögeln (die die Samen picken könnten) und vor Schnecken (nach dem Keimen) ist ebenfalls ratsam.
  • Sobald die Sämlinge so groß sind, dass man sie greifen kann – vorsichtig, versteht sich – werden sie in Pflanztöpfe vereinzelt. Man kann auch zwei oder drei Pflanzen zusammensetzen, erhält dann jedoch unter Umständen eine "bunte Mischung" (die nicht mehr auseinandergenommen werden kann), weil die Blütenfarbe bei Sämlingspflanzen von Pflanze zu Pflanze häufig variiert.

Falls alle Mühe vergeben ist und nichts keimen will, nicht gleich aufgeben. Stattdessen die Prozedur mit der Kühlung im Kühl­schrank für einige Wochen wiederholen. Sollte selbst dann nichts keimen – was bei frischen Samen unwahrscheinlich ist –, über­lassen Sie das Aussaatgefäß einfach im Garten sich selbst. Nach dem Motto "Soll's machen, was es will" sind schon manche Samen im nächsten Frühjahr gekeimt, wenn keiner mehr an sie gedacht hat.



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Weitere Stauden­gattungen

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Alchemilla (Frauenmantel)
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Geum (Nelkenwurz)
Gillenia (Dreiblattspiere)
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Primula (Aurikel, Schlüsselblume, Primel)
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