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Campanula alliariifolia Lauchkrautblättrige Glockenblume Campanula barbata Bärtige Glockenblume Campanula bellidifolia Bellisblättrige Glockenblume, Zwerg-Kaukasus-Glockenblume Campanula carpatica Karpaten-Glockenblume Campanula cochleariifolia Zwerg-Glockenblume Campanula collina Kaukasus-Hügel-Glockenblume Campanula fenestrellata Fensterchen-Glockenblume Campanula garganica Stern-Polster-Glockenblume Campanula glomerata Knäuel-Glockenblume, Büschel-Glockenblume Campanula grossekii Serbische Glockenblume, Grosseks Glockenblume Campanula incurva Griechische Glockenblume Campanula lactiflora Riesen-Dolden-Glockenblume Campanula latifolia/latifolia var. macrantha Breitblättrige Wald-Glockenblume Campanula persicifolia Pfirsichblättrige Glockenblume Campanula portenschlagiana Dalmatiner Polster-Glockenblume Campanula poscharskyana Hänge-Polster-Glockenblume, Kriechende Glockenblume Campanula punctata Punktierte Glockenblume, Gepunktete Glockenblume, Japan-Glockenblume Campanula pyramidalis Pyramiden-Glockenblume Campanula rapunculoides Acker-Glockenblume Campanula rapunculus Rapunzel-Glockenblume Campanula rotundifolia Rundblättrige Glockenblume Campanula sarmatica Sarmatische Glockenblume Campanula saxifraga Steinbrech-Glockenblume Campanula sibirica Sibirische Glockenblume Campanula takesimana Korea-Glockenblume Campanula trachelium Nessel-Glockenblume, Nesselblättrige Glockenblume Campanula waldsteiniana Waldsteinien-Glockenblume Campanula und Wildbienen


Campanula – Glockenblume

Ein Garten ohne Glockenblumen ist möglich, aber sinnlos!

(Pflanzenfamilie: Campanulaceae – Glockenblumengewächse)

In meiner Kindheit und Jugend gehörten Glockenblumen zum Land­schaftsbild in Mittel­franken. Welche Glockenblume (oder waren es verschiedene?) damals in Feldrainen und an Gehölzrändern häufig zu sehen war, kann ich nicht mehr sagen. Jedenfalls ist sie hier in der Gegend verschwunden; gegen Roundup und andere chemische Herbizide hatte sie keine Chance.

Campanula – Zufallssämlinge
Campanula – Zufallssämlinge

Solche Kindheitserinnerungen prägen und vielleicht gehören Glocken­blumen deshalb heute noch zu meinen Lieblingen. Selbst die Riesen unter ihnen mit fast zwei Meter hohen Blüten­ständen wirken grazil und strahlen Leichtigkeit aus. Daneben gibt es Zwerge, die sich mit kaum mehr als zehn Zentimeter Blütenhöhe in Ritzen und Spalten ducken und wie ein blauer Farbklecks in Mauern oder anderem Gestein wirken. Überhaupt dieses Blau: Es ist bei manchen Arten so klar, dass sich schwerlich Vergleichbares im Garten finden lässt. Blau (bis Violett) ist die hauptsächliche Blütenfarbe der Glockenblumen, nur wenige Arten blühen gelb oder rötlich/rosa; weiß blühende Varianten (der eigentlich blau blühenden) sind jedoch sehr häufig.

Die Bestäubung der Glockenblumen

Campanula mit Petrorhagia saxifraga (Felsennelke)
Glockenblume und Felsennelke (Petrorhagia)

Unter den mittlerweile über 400 wissen­schaftlich festgelegten Campanula-Arten ist für fast jeden Standort im Garten die richtige dabei. Dass manche sehr kurzlebig sind, sollte Sie nicht abschrecken. Ein Garten wächst schließlich und lebt von Veränderung. Um die kurzlebigeren unter den Glockenblumen doch über Jahre hinweg im Garten zu behalten, gibt es schließlich immer noch die Möglichkeit, ihre Samen nach der Blüte ausreifen und aussäen zu lassen. Mit der Bestäubung sind die meisten Glockenblumen etwas eigen, deshalb ein paar kurze Sätze auch hierzu: Zu Blühbeginn sind die Blüten vieler Glockenblumen-Arten auf Fremdpollen zur Bestäubung angewiesen; sie sind also selbststeril, wie das in der Fachsprache genannt wird. Erst nach ein paar Tagen, im Alter sozusagen (kurz vor knapp also und bevor gar nichts passiert), ändert sich der Blütenaufbau, so dass es in der Regel auch mit dem eigenen Pollen einer Blüte zu einer Bestäubung kommen kann.

Ganz erforscht ist das aber noch nicht, daher liegen nicht für alle Campanula-Arten verlässliche Angaben dazu vor. Wenn Sie sichergehen wollen, dass sich Glockenblumen im Garten aussäen, pflanzen Sie halt vorsorglich zwei oder drei Exemplare einer Art zusammen. In solchen kleinen Tuffs wirken sie ohnehin am besten.

Dankbare Glockenblumen und vermeidbare Pflegefehler

Summa summarum dürfte ich um die 50 verschiedene Glockenblumen-Arten und ‑Sorten ausprobiert haben. Wenn ich den Blick so über das Grundstück schweifen lasse, sehe ich jedoch nicht mehr viel von all diesen Glockenblumen-Arten, die ich vor vielen Jahren liebevoll in den Garten gepflanzt habe. Immerhin Campanula latifolia und C. latifolia var. macrantha (Wald-Glockenblume) behaupten sich noch immer an den ihnen seinerzeit zugewiesenen Plätzen.

Campanula persicifolia (Pfirsich­blättrige G.), C. alliariifolia (Lauch­kraut­blättrige G.), C. grossekii (Grosseks G. oder Serbische G.) sowie C. trachelium (Nessel-Glocken­blume) tingeln fröhlich durch den ganzen Garten und ein paar schüchterne Bestände von Campanula punctata (Punktierte G.) oder C. takesimana (Korea-Glocken­blume) finden sich nach wie vor an von Gärtnerhand weitgehend unberührten Flecken. Im Steingarten blühen Campanula fenestrellata (Fensterchen-G.), C. garganica (Stern-Polster-Glockenblume) und C. cochleariifolia (Zwerg-Glockenblume) dankbar jedes Jahr. Allerdings begegnen mir des Öfteren bis dato völlig unbekannte Campanula-Pflanzen, lauter Zufallssämlinge und ‑kreuzungen, die für Spannung in der Gartengestaltung sorgen.

Campanula – Zufallssämling
Campanula – Zufallssämling

Und warum haben sich all die anderen Glocken­blumen-Arten im Lauf der Jahre verab­schiedet? Nun, in erster Linie (vor allem bei den alpinen Arten) lag es am falschen Standort respektive an unpassenden Boden­verhältnissen. Grund Nummer zwei waren sicher Pflegever­säumnisse, soll heißen, dass zum Beispiel zarte Glockenblumen von benachbarten Pflanzen bedrängt oder überwuchert wurden oder vielleicht nicht genügend Wasser/zu viel Wasser abbekommen haben. Die dritte Ursache: übertriebene, voreilige und unsachgemäße Pflegemaßnahmen, in erster Linie im Frühjahr. Wenn die Beete von Herbstlaub, Moos und Unkraut (das ja häufig in unseren Wintern munter weiterwächst) befreit werden, wie viele kleine Sämlinge, Samenkörner oder sogar winzige neue Campanula-Triebe werden da im Eifer des Gefechts mit entfernt. Zu Gärtners Entlastung: Der zarte Glockenblumen-Austrieb im Frühling fällt auch häufig Schnecken zum Opfer. Bei jungen und/oder schwach wachsen­den Pflanzen kann das zum Totalausfall führen.

Dennoch: Die Freunde an jeder einzelnen Glockenblume – und währt sie noch so kurz – wiegt jeden Misserfolg auf! Und jede einzelne Glockenblume im Garten ist zudem aktive Wildbienenhilfe; man glaubt gar nicht, wie viele davon auf Campanula fliegen.


Campanula alliariifolia – Lauchkrautblättrige* Glockenblume

* Lauchkraut oder Knoblauchsrauke heißt botanisch Alliaria petiolata

Campanula alliariifolia
Campanula barbata
Campanula bellidifolia
Campanula carpatica
Campanula cochleariifolia
Campanula collina
Campanula fenestrellata
Campanula garganica
Campanula glomerata
Campanula grossekii
Campanula incurva
Campanula lactiflora
Campanula latifolia/latifolia var. macrantha
Campanula persicifolia
Campanula portenschlagiana
Campanula poscharskyana
Campanula punctata
Campanula pyramidalis
Campanula rapunculoides
Campanula rapunculus
Campanula rotundifolia
Campanula sarmatica
Campanula saxifraga
Campanula sibirica
Campanula takesimana
Campanula trachelium
Campanula waldsteiniana
Campanula und Wildbienen

Campanula alliariifolia – Lauchkrautblättrige Glockenblume Die graugrünen, leicht filzigen, herzförmigen Blätter verleihen der Campanula alliariifolia einen etwas rustikalen Charakter. Sie wirkt damit im Gegensatz zu den meisten anderen Glockenblumenarten stämmiger und weniger filigran. Ein Rückschnitt nach der Blüte – am besten bereits dann, wenn die Blüte ihre besten Zeiten hinter sich hat – sorgt dafür, dass sie nach einer kurzen Regenera­ti­onsphase oft bis zum ersten Frost unermüdlich neue Blüten­stände treibt. Obschon diese Nachblüte meist schwächer ausfällt als die Erstblüte, so ist die Lauchkrautblättrige Glockenblume damit doch ein Farbtupfer, wenn nicht mehr viel anderes im Garten blüht.

Den passenden Standort gibt es für diese Glockenblume nicht. Sie begnügt sich mit einfachsten Bodenverhältnissen, wächst und blüht in der Sonne, im Halbschatten und im Schatten und holt sich dank ihrer Pfahlwurzel Wasser aus tieferen Bodenschichten. Campanula alliariifolia mit Melica ciliataDabei ist die Lauchkrautblättrige Glockenblume langlebig, wächst recht schnell und ist im Gegensatz zu den meisten anderen Glockenblumen bei Schnecken nicht sonderlich beliebt. Eine ideale Staude für naturnahe Garten­anlagen
Naturnaher Garten:
Ein Garten, der weitgehend unter Verwendung von einheimischen Pflanzen angelegt ist.

also, zumal sich Campanula alliariifolia (reichlich) mittels Selbst­aussaat verbreitet, so man Verblühtes nicht rechtzeitig vor der Samenreife entfernt.

Von Ausläufern, wie in der Fachliteratur beschrieben, habe ich nichts bemerkt, obwohl die Campanula alliariifolia nun schon Jahrzehnte mal hier, mal da im Garten wächst. Ich wüsste auch nicht, wie sie die mit ihrer dickfleischigen Pfahlwurzel machen sollte. Allerdings: Sticht man die Wurzel ab und bleiben Reste davon im Boden zurück, kann sie daraus durchaus wieder neu austreiben, das ist wie beim Löwenzahn.

Campanula alliariifolia – Lauchkrautblättrige Glockenblume, Austrieb
Campanula alliariifolia – Austrieb

Im Pflanzen­handel ist Campanula alliariifolia mittler­weile leicht zu bekommen. Wer sich für diese Art interes­siert, kann aber auch auf Saat­gut zurück­greifen, das zumeist willig und rasch keimt. Wie gut, zeigt die Tatsache, dass die Lauchkrautblättrige Glockenblume, die ursprünglich aus der Türkei und dem Kaukasus stammt, inzwi­schen dabei ist, Deutschlands Natur für sich zu erobern: Sie ist aus den Gärten ausgebüxt und ein in Einbürgerung befindlicher Neophyt.

Campanula alliariifolia – Lauchkrautblättrige Glockenblume

Wuchshöhe: 60-110 cm
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: naturnahe Pflanzungen
Hinweis: in Einbürgerung befindlicher Neophyt

Campanula barbata – Bärtige Glockenblume

Campanula alliariifolia
Campanula barbata
Campanula bellidifolia
Campanula carpatica
Campanula cochleariifolia
Campanula collina
Campanula fenestrellata
Campanula garganica
Campanula glomerata
Campanula grossekii
Campanula incurva
Campanula lactiflora
Campanula latifolia/latifolia var. macrantha
Campanula persicifolia
Campanula portenschlagiana
Campanula poscharskyana
Campanula punctata
Campanula pyramidalis
Campanula rapunculoides
Campanula rapunculus
Campanula rotundifolia
Campanula sarmatica
Campanula saxifraga
Campanula sibirica
Campanula takesimana
Campanula trachelium
Campanula waldsteiniana
Campanula und Wildbienen

Campanula barbata – Bärtige Glockenblume, Blüten Um die Bärtige Glockenblume überhaupt blühen zu sehen – wenigstens einmal – sollten Sie ihr einen kalkfreien Standort in magerem, tief­gründig gelockertem und wasserdurch­lässigem Boden anbieten, am besten im Steingarten. Ansonsten gibt diese Campanula meist schon im ersten Jahr, spätestens im ersten Winter auf. Ich weiß, wovon ich rede!

So reizend diese Pflanze mit den wasser- bis hell lavendel­blauen, behaarten Blüten­glocken auch ist, lohnt es sich, diesen Auf­wand (Stand­ort­vorbe­reitung) für eine in der Regel nur zwei­jährige Art zu betreiben? Vielleicht muss man da schon glockenblumenverrückt sein.

Campanula barbata – Bärtige Glockenblume, Sämling
Campanula barbata – Sämling

Andererseits besteht an zusagenden Plätzen durchaus die Chance, das reizvolle Geschöpf länger zu behalten und sei es durch Selbst­aus­saat nach der Blüte. Sollten Sie darauf spekulieren, ist mehr als umsichtiges Unkraut­jäten in der näheren und ferneren Umgebung der Bärtigen Glockenblume Pflicht. Ratzfatz sind die Minirosetten des Nachwuchses nämlich sonst ausgegraben. Mein Tipp: Wenn die Blüten verblüht sind, Samen abnehmen und aussäen (die Samen brauchen manchmal eine Kühlperiode), und das möglichst nicht der Bärtigen Glockenblume und dem Zufall überlassen. Wichtig ist bei Campanula barbata, Sämlinge in hohe (für manche auch: tiefe) Pflanztöpfchen zu pikieren, weil die Bärtige Glockenblume eine lange Pfahlwurzel ausbildet.

Die Vorbereitung des Pflanzplatzes: Kalkhaltige Erde am besten großflächig (ca. 50 x 50 x 50 cm) ausheben und mit (zuge­kaufter) stark saurer Erde (z. B. Moorbeeterde) ersetzen, die mit Sand (etwa 1/3 Sandanteil) locker und durchlässig gemacht wurde. Gartenerde, die bereits im (stark) sauren Bereich liegt, wird ebenfalls ausgehoben, mit Sand vermischt und zurück ins Pflanzloch gefüllt. Mit leicht verrottetem (Eichen-)Laub, das unter das Substrat gemischt wird, lässt sich eine saure Bodenreaktion noch unterstützen.

Campanula barbata – Bärtige Glockenblume, Blüten Bevor Sie zur Tat schreiten, hilft letztlich nur eine Boden­probe, um festzustellen, wie es um Ihren Gartenboden bestellt ist. Und Achtung: Ein Steingarten, der mit Kalkgestein aufgebaut wurde, ist natürlich kontraproduktiv, weil aus diesen Steinen nach und nach Kalk gelöst und ins Erdreich geschwemmt wird. Und natürlich kommt es darauf an, in welcher Region Ihr Garten liegt, falls Sie vorhaben, mit Leitungs­wasser zu gießen. In den meisten Gegenden Deutsch­lands haben wir kalkhaltiges bis stark kalkhaltiges Leitungswasser. Mit Regenwasser zum Gießen fahren Sie in diesen Gegenden besser (Tonne aufstellen und auffangen, zum Beispiel vom Garagendach, das spart oft sogar Abwasser­gebühren!).

Vielleicht sollte man aber einfach gar nichts machen, nach einem ersten missglückten Ansiedlungsversuch im Garten aufgeben und sich stattdessen darüber freuen, dass es der Bärtigen Glocken­blume an den Naturstandorten in den bayerischen Alpen gut geht und ihre Bestände ungefährdet sind (Stand Januar 2024 ist die Vorwarnstufe zur Aufnahme in die Rote Liste Bayerns aktiviert).

Campanula barbata – Bärtige Glockenblume

Campanula barbata – Bärtige Glockenblume

Wuchshöhe: 20-30 cm
Blütenfarbe: hell lavendelblau
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: (mäßig) trocken
Verwendung: Steingarten
Hinweis: einheimische Staude; braucht sehr sauren, mageren, durchlässigen Boden

Campanula bellidifolia – Bellisblättrige Glockenblume, Zwerg-Kaukasus-Glockenblume

Ein klarer Fall für den – am besten hermetisch abgeriegelten und gut gepflegten – Steingarten oder das Alpinum. Nur an solchen Standorten kann es gelingen, die Schnecken im Griff zu behalten. Es ist schon ohne die nicht einfach, die Bellisblättrige Glockenblume zu etablieren. Mir ist es nicht gelungen, ich hatte sie gerade lange genug, um sie zu fotografieren, und auch das nur einmal – mehr schlecht als recht bei Sonnen­schein nach einem Regenschauer.

Campanula bellidifolia – Bellisblättrige GlockenblumeAn Minusgraden liegt es nicht, wenn die Campanula bellidifolia im Frühjahr nicht mehr auftaucht. Sie stammt aus dem Kaukasus und ist mit einer Temperaturverträglichkeit bis unter ‑25 °C in unseren Breiten eigentlich gut winter­hart. Eigentlich. Denn Winterhärte definiert sich nicht allein über die Temperaturen, sondern über viele weitere Faktoren: Liegt Schnee oder nicht? – Kahlfröste ohne schützende und isolierende Schneedecke sind im Winter schlimmer als die Minusgrade selbst. Staut sich am Pflanzplatz das Wasser? – Dann machen viele Niederschläge den Pflanzen zu schaffen, sie bekommen dauer­haft "nasse Füße" und ihre Wurzeln beginnen zu faulen.

Allein schon deshalb ist der Standort Steingarten für die Bellisblättrige Glockenblume Pflicht. Weil nicht nur die aus der Erde ragenden Steine und Steinspitzen einen Steingarten ausmachen, sondern vor allem sein stein-, sand- und geröllhaltiges Substrat, in dem Wasser prima ablaufen kann.

Viel ist über Campanula bellidifolia, diese reizende, zwergige Glockenblume mit den leuchtend blauvioletten Blüten nicht zu lesen in der Gartenliteratur. Es kann deshalb nicht schaden, mit dem Pflanz­platz – Steingarten vorausgesetzt – etwas zu experimen­tieren und Exemplare an verschiedene Stellen zu setzen: mal sonnig, mal absonnig, mal halbschattig. Und ein leichter Winter­schutz aus Fichten- oder Tannenzweigen kann ebenfalls nicht schaden. – Gegen die häufigen Kahlfröste bei uns.

Campanula bellidifolia –
Bellisblättrige Glockenblume

Wuchshöhe: 10 cm
Blütenfarbe: blauviolett
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Steingarten
Hinweis: braucht durchlässigen Boden; beliebtes Schneckenfutter

Campanula carpatica ('Tiefblaue Clips') – Karpaten-Glockenblume

Im Handel sind praktisch ausschließlich Sorten und Hybriden von Campanula carpatica zu finden, denn eine Karpaten-Glockenblume wird rein nach der Optik, besser gesagt nach der Blütenfarbe gekauft. Eventuell spielt die Wuchshöhe für die Kaufentscheidung noch eine Rolle, das war's dann aber schon.

Campanula carpatica 'Tiefblaue Clips' – Karpaten-Glockenblume Campanula carpatica hat sich zu einer der belieb­testen niedrigen Glocken­blumen gemausert. Es stellt sich dabei aber natür­lich schon die Frage, ob hier die Nach­frage das Angebot oder das Angebot die Nachfrage bestimmt. Fairerweise muss man einräumen, dass sich die Karpaten-Glockenblume verdient an die Spitze des Glockenblumen-Rankings geschoben hat:

  • In voller Sonne und durchlässigem Boden (verdichtete und/oder nasse Lehmböden sind tödlich für sie) wächst sie zu ausdauernden kompakten Buschen heran
  • Ihre Blütezeit kann sich über viele Wochen erstrecken, wenn Verblühtes nach der ersten Blüte entfernt wird
  • Sie sät sich verträglich aus und sorgt so mit den selbst gewählten Pflanzpartnern für immer wieder neue und überraschende Gartensituationen (Achtung: C. carpatica soll definitiv selbststeril sein, also fremden Pollen zur Befruchtung benötigen ➜ wenigstens zwei Exemplare nebeneinander pflanzen)
  • Sie ist ein Tausendsassa, der für Steingarten, Trockenmauern, Beete (sofern dort die Bodenverhältnisse passen) und Kästen oder Kübel gleichermaßen geeignet ist

Besonders reizvoll finde ich, wenn sich die Halme benach­barter Gräser locker über die schalen­för­migen Blüten von Campanula carpatica legen. Empfehlens­wert dafür ist im Stein­garten die Kombi­nation mit Nassella tenuissima (Zartes Federgras), im Beet könnte man ihr Eragrostis curvula (Bogen-Liebesgras) zur Seite stellen.

Campanula carpatica 'Tiefblaue Clips' – Karpaten-Glockenblume, Austrieb
Campanula carpatica – Austrieb

Mindestens genauso wie wir Gärtner lieben Schnecken die Karpaten-Glockenblume, Kontroll­gänge und das Absammeln von Nacktschnecken nach Regengüssen gehören also zum Pflicht­programm. Ohne diese Pflegemaßnahme wird man Campanula carpatica nicht lange im Garten bewundern können. Mehr zu diesem Thema finden Sie auf meiner Seite Tierischer Ärger.

Es lohnt sich unbedingt, gut auf diese charmante kleine Glockenblume aufzupassen, denn ihr Pollen dient Wildbienen als Larvenproviant (nähere Informationen dazu unter Campanula und Wildbienen; Wissenswertes über Wildbienen allgemein gibt es auf meiner Seite Wildbienen im Stauden-Garten). Deshalb sollten wir uns auch nicht darüber ärgern, dass ihr der Sprung aus den Gärten in die Natur gelungen und sie in Deutschland ein in Einbürgerung befindlicher Neophyt ist. Denn dass dieses doch relativ anspruchs­volle Gewächs irgendwann mal einheimische Pflanzen verdrängen wird, ist schwer vorstellbar.

Campanula carpatica 'Tiefblaue Clips' – Karpaten-Glockenblume

Wuchshöhe: 20 cm
Blütenfarbe: dunkel blauviolett
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Steingarten; Trockenmauern
Hinweis: in Einbürgerung befindlicher Neophyt, dennoch Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula cochleariifolia – Zwerg-Glockenblume

Die Zwerg-Glockenblume trägt den deutschen Namen zu Recht: Sie ist wirklich ein niedlicher Zwerg. Durch ihre kurzen Ausläufer bildet die Campanula cochleariifolia hübsche, lockere Matten, in die andere Pflanzen ohne Probleme hineinwachsen können – sehr schön sieht man das an dieser Kombination mit Sedum acre:

Campanula cochleariifolia mit Sedum acre

Campanula cochleariifolia – Zwerg-Glockenblume, Ausläufer
Campanula cochleariifolia – Ausläufer

Allerdings beschränken sich die dünnen Wurzeln nur ungern auf zugeteilte Standorte – sie kriechen auch ihrerseits in alle Ritzen und Nachbar­pflanzen. Für Züchter und Vermehrungsbetriebe ist das ein Traum, wenn eine Pflanze so ausbreitungsfreudig und dabei ebenso robust wie bei Gartlern beliebt ist. Von Campanula cochleariifolia gibt es deshalb inzwischen eine ganze Reihe von Sorten, die sich am auffälligsten für Laien durch ihre Blütenfarben unterscheiden: Intensiv und dunkel heißt das Züchterziel. Mir persönlich genügt die reine Art mit ihren (lavendel-)blauen Glocken. Ich finde, es ist einfach ein typisches Glockenblumenblau.

Campanula cochleariifolia – Zwerg-Glockenblume Die Zwerg-Glocken­blume ist recht unkompliziert und nicht auf eine bestimmte Bodenreaktion (also sauer oder kalkhaltig) festgelegt. Im garten­verrückten England wurden aufgrund dieses anspruchs­losen Wesens bereits Stimmen laut, die Campanula cochleariifolia als Unkraut verteu­feln. Nun, so weit möchte ich nicht gehen, ich bin stattdessen froh, dass es so pflegeleichte und wuchsfreudige Gesellen gibt, die nicht unentwegt gehätschelt werden wollen.

Campanula cochleariifolia – Zwerg-Glockenblume, Austrieb
Campanula cochleariifolia – Austrieb

Hübsch anzusehen ist diese niedrige Art nicht nur im Stein­garten oder im Beet, sie fügt sich auch gut in Pflanzenensembles in Kästen, Kübeln und Trögen ein. Die ideale Besetzung also für Dauerkästen auf dem Balkon oder der Terrasse. Hier harmoniert Campanula cochleariifolia mit Linum flavum 'Compactum' (Gelber Lein, Gold-Flachs), niedrigen Gräsern (wie Festuca-Arten), Saxifraga- (Steinbrech) oder Thymus-Arten (Thymian). Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, nur die Zwerg-Glockenblume sollten Sie mitunter in ihre Schranken weisen. Doch das bitte mit Augenmaß, weil Wildbienen sie als Pollenlieferanten für ihre Brut schätzen; mehr dazu unter Campanula und Wildbienen. Ebenfalls lesenswert ist meine Seite Wildbienen im Stauden-Garten.

Diese einheimische Pflanze ist weder gefährdet noch besonders geschützt, jedoch nur, wenn man die Situation an den Naturstandorten deutschlandweit betrachtet. Die Vorkommen in Baden-Württemberg sind nämlich durchaus in Gefahr; sie fallen bloß angesichts der weit größeren (ungefährdeten) Bestände in Südbayern nicht ins Gewicht. (Stand Januar 2024)

Campanula cochleariifolia – Zwerg-Glockenblume

Wuchshöhe: 15 cm
Blütenfarbe: hell blauviolett
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Steingarten
Hinweis: einheimische Staude; wandert mit zierlichen Ausläufern; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula collina – Kaukasus-Hügel-Glockenblume

Campanula collina – Kaukasus-Hügel-Glockenblume Noch eine Kandidatin für den Stein­garten. Wie stolz waren wir, als sich erst­mals eine Kaukasus-Hügel-Glocken­blume zu ihrer vollen Schön­heit entwickelte. Noch zwei, drei Jahre hätte es gedauert, bis die Campanula collina mit ihren kriechenden Wurzeln den ihr zugeteilten Platz erobert hätte. Sie stutzen beim Konjunktiv? Gut erkannt, ihn haben wir leider den Schnecken zu verdanken.

Solch zarte Geschöpfe muss man einfach mehr beschützen, als wir es getan haben. Setzen, Sechs!

Die Pflege besteht bei der Kaukasus-Hügel-Glockenblume also in erster Linie in der Schneckenjagd. Gleich danach kommt das Gießen, denn der Pflanzplatz der Campanula collina sollte nicht austrocknen. Ein guter Wasserabzug, also durchlässiges Substrat (gern lehmig), muss am Standort gleichwohl gewährleistet sein.

Campanula collina – Kaukasus-Hügel-Glockenblume mit Helictotrichon sempervirens
Campanula collina mit Helictotrichon sempervirens

Wer ihr das in einem Beet bieten kann, sollte sich ruhig trauen, sie zu pflanzen. Die Licht­verhält­nisse spielen dazu eine Rolle: Halbschattig sollte der Standort sein, zumindest aber nicht in der knallen Sonne liegen, schon allein deshalb, weil man dann mit dem Gießen nicht mehr nach­kommt, bzw. es schwierig ist abzuschätzen, wann sie genug Wasser hat. Man müsste ständig (mit dem Finger) in der Erde nachbohren, wie es um die Wasserversorgung bestellt ist.

Alles in allem ist es diese zauberhafte Glocken­blume unbedingt wert, sie in den Garten zu holen. Und wenn sie erst einmal da und etabliert ist, lässt sie sich im Frühling prima durch Teilung vermehren. Bitte erst nach dem Austrieb, während der Winterruhe möchte sie nicht gestört werden. Alternativ ist natürlich Vermehrung durch Aussaat möglich und sehr Erfolg verspre­chend, weil Ihnen ja ganz frisches Saatgut zur Verfügung steht. Damit es auch wirklich zur Befruchtung und somit zur Ausbildung von Samen kommt, pflanzen Sie von Campanula collina am besten ein kleines Grüppchen mit drei oder fünf Pflanzen – je nach Größe des (Stein-)Gartens.

Campanula collina – Kaukasus-Hügel-Glockenblume

Wuchshöhe: 20-30 cm
Blütenfarbe: violettblau
Blütezeit: Mai, Juni
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Steingarten
Hinweis: braucht durchlässiges Substrat, das nie austrocknen sollte

Campanula fenestrellata – Fensterchen-Glockenblume

Campanula fenestrellata – Fensterchen-Glockenblume Die Fenster­chen-Glocken­blume wird in Gärt­nereien selten ange­boten, aber sie hat schon einiges mitge­macht, hieß botanisch mal so, mal so. Sicher weiß man aus wissen­schaft­licher Sicht, dass sie eng mit Campanula garganica (Stern-Polster-Glockenblume) verwandt ist (Synonyme für Campanula fenestrellata sind C. elatines var. fenestrellata und C. garganica var. fenestrellata).

Aufgrund dieser engen Ver­wandt­schaft mit der Stern-Polster-Glocken­blume ist es jedoch auch mög­lich, dass die Fensterchen-Glocken­blume sehr häufig auf dem Garten-Markt zu finden ist, man weiß es bloß nicht oder nicht mehr. Einfach deshalb, weil man bei der Vermehrung den Überblick verloren hat. Das kann durchaus passieren. Man betrachte nur mal eines der beschriebenen Unterscheidungs­merkmale zwischen C. fenestrellata und C. garganica: Die Blätter von C. garganica sind meist fein behaart. Ja, aber eben bloß meist, nicht immer. Es ist mühsam!

Campanula fenestrellata – Fensterchen-Glockenblume, Blüte mit blauem Pollen
C. fenestrellata – Blüte mit blauem Pollen

Am meisten Sinn scheint mir die Unter­scheidung in dem Werk "Flora Europaea" (das 10.500 Gefäß­pflanzen Europas beschreibt) zu ergeben, auf die im Buch "CAMPANULAS – A Gardener's Guide" von Peter Lewis und Margaret Lynch (ISBN 0-7134-8266-4) hinge­wiesen wird: "Flora Europaea helps here by saying that the pollen of C. fenestrellata is blue, whilst that of C. garganica is yellow." Frei übersetzt: "Laut Flora Europaea hat C. fenestrellata blauen Blüten­pollen, C. garganica gelben." Blauen Pollen, die hat meine Campanula fenestrellata tatsächlich.

Deshalb ist es bei dieser Glocken­blume auch so einfach fest­zustellen, ob eine (Wild-)Biene an ihr Pollen als Proviant für die Larven im Nest sammelt (nur die Weibchen sammeln und versorgen die Brut!) oder nur mit einem Schlückchen Nektar den Akku auflädt. Und daher weiß ich, dass die Glocken­blumen-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum) unter anderem Campanula fenestrellata als Pollenquelle nutzt. Schon mal eine Wildbiene in blauen Caprihosen gesehen? – Erfreulich­er­weise ist mir ein Belegfoto geglückt.

Lasioglossum costulatum (Weibchen) sammelt Pollen von Campanula fenestrellata
Lasioglossum costulatum (Weibchen) sammelt Pollen von Campanula fenestrellata

Lasioglossum-costulatum-Weibchen sind Einzel­kämpferinnen. Jede legt für sich Erdnester an (Wildbienen-Männchen kümmern sich generell nicht ums Brut­geschäft), bevorzugt gräbt sie in Sand oder Lösslehm. Glockenblumen-Schmalbienen sammeln für ihre Larven ausschließlich Pollen von Pflanzen aus der Familie der Glockenblumen-Gewächse (Campanulaceae). Hat man diese Wildbienen also erst im Garten, sichert man ihren Fort­bestand – neben passendem Nistplatzangebot – am besten dadurch, dass sich die Glocken­blumen auch mal richtig aussäen und vermehren dürfen. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Campanula und Wildbienen, allgemeine Informationen über diese faszinierenden Insekten in meinem Artikel Wildbienen im Stauden-Garten.

Campanula fenestrellata – Fensterchen-Glockenblume
C. fenestrellata ist in milden Wintern immergrün

Falls Ihnen mal eine Fenster­chen-Glocken­blume ange­boten werden sollte und Sie im Garten irgendwo einen passenden Platz für sie haben – im Stein­garten, in Mauer­fugen, auf Trocken­mauern etwa – sollten Sie unbedingt zugreifen. Wir haben ein inzwischen mehr als 15 Jahre altes Exemplar in einer Steinfuge, das uns noch immer Jahr für Jahr mit seinem Blütenpolster entzückt. Vor und nach der Blüte finde ich die Fensterchen-Glockenblume ebenfalls sehr schick mit ihren stark gezähnten, glänzenden Blättern. Das hat was. Wenn der Winter mild ist und Campanula fenestrellata zwischen Gestein den für sie idealen Standort bekommen hat, ist sie selbst im Winter grün; zumindest die grundstän­digen Blätter bleiben grün und sterben nicht ab.

Campanula fenestrellata – Fensterchen-Glockenblume

Wuchshöhe: 10-20 cm
Blütenfarbe: hell blauviolett
Blütezeit: Juni, Juli, August
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Steingarten, Trockenmauern
Hinweis: bedingt immergrün; Pollenquelle für Wildbienen

Campanula garganica – Stern-Polster-Glockenblume

Die Stern-Polster-Glockenblume gehört zum Standardprogramm der Gärtnereien und Gartencenter. Wohlgemerkt: Neben Campanula portenschlagiana (Dalmatiner Polster-Glockenblume) und C. poscharskyana (Hänge-Polster-Glockenblume, Kriechende Glockenblume) zu dem Standard­programm an Polster-Glockenblumen. Einheimisch ist C. garganica am Monte Gargano (daher der botanische Name) in Apulien, Italien, allerdings auch im westlichen Griechenland.

Campanula garganica – Stern-Polster-Glockenblume mit Hummel Campanula garganica öffnet ihre Knospen im Früh­sommer zu blau­violetten, stern­förmigen Blüten. Im Stein­garten sowie in oder auf Trocken­mauern fühlt sie sich wohl und bildet mit ihren Blattrosetten (ohne Ausläufer zu treiben!) dichte, üppige Matten. Sonnige bis halbschattige Standorte sind ihr dabei am liebsten.

Solange der Boden durchlässig genug und nicht zu nährstoffreich ist, kann Campanula garganica gut in Staudenrabatten integriert werden. Vorzugsweise bleibt sie dabei allerdings eine "Rander­scheinung", denn wenn sie mitten im Beet im Dickicht höherer Stauden nahezu untergeht, ist das nicht so ihr Fall.

Campanula garganica – Stern-Polster-Glockenblume Die immer­grünen Polster (zumindest die grund­ständigen Blätter bleiben grün) der C. garganica sollte man gezielt ein­setzen, um selbst im winter­lichen Garten noch Akzente zu haben und Fixpunkte für das Auge zu schaffen. Immer­grünes Laub ist in der kalten Jahreszeit aber leider auch stets der Gefahr ausgesetzt, nach frostigen Nächten oder an frostigen Tagen Verbrennungen davonzutragen, wenn die Sonne scheint: Der Stoffwechsel der Pflanzen wird angeregt, das dafür erforderliche Wasser steht jedoch nicht zur Verfügung, weil es gefroren ist. Verbrennungen sind deshalb die häufigsten Winterschäden an im Winter grünen Pflanzen.

Campanula garganica – Stern-Polster-Glockenblume, Austrieb
Campanula garganica – Austrieb

Als zuverlässig immergrün wie zum Beispiel Iberis sempervirens (Immergrüne Schleifenblume) kann man die Stern-Polster-Glockenblume leider nicht bezeichnen: Hat der Boden keinen hervor­ragenden Wasser­abzug – und der ist zumindest im Beet meistens nicht so hundert­prozentig – und/oder ist der Winter streng, wirft sie ihr Laub vorzeitig ab und treibt im Frühjahr neu aus. Mitunter ist es einfach eine reine Glück­sache, ob sie ganzjährig grün ist.

Wenn es ihr am zugeteilten Plätzchen gefällt, sät sich die Stern-Polster-Glockenblume moderat aus. Um sie zu vermehren, sind Teilung und Stecklinge die besseren Methoden, wenn man Blütenfarbe sowie Wuchseigen­schaften der Mutterpflanze behalten möchte. Teilen sollte man die Pflanzen im März/April und die Teilstücke eine Weile in Töpfchen kultivieren, bevor sie in den Garten gepflanzt werden. Stecklinge kann man bis Ende Juni nehmen. Die unteren Blätter der geschnittenen Stecklinge werden entfernt und die Stecklinge in Pflanztöpfe mit (unkrautsamen­freier) Erde gesteckt. Die Töpfchen stets gleichmäßig feucht halten und an einem schattigen Platz im Garten aufstellen, bis sie gut durchwurzelt sind.

Campanula garganica – Stern-Polster-Glockenblume

Wuchshöhe: 15 cm
Blütenfarbe: blauviolett
Blütezeit: Mai, Juni
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: mäßig trocken-frisch
Verwendung: Steinanlagen; Trockenmauern
Hinweis: unbeständiger Neophyt; bedingt immergrün; durchlässiger Boden dringend erwünscht

Campanula glomerata – Knäuel-Glockenblume, Büschel-Glockenblume

Ein Knäuel Glocken gefällig oder vielleicht ein "Kloß am Stiel"? Bitte schön – Campanula glomerata macht's möglich (lat. glomeratus = "zu einem Knäuel gehäuft", lat. glomus = Kloß, Knäuel).

Campanula glomerata 'Alba' – Knäuel-Glockenblume, Austrieb
Campanula glomerata – Austrieb

Wer noch richtig schöne alte Bauerngärten kennt oder das Glück hatte, im vergangenen Jahrhundert in Omas Garten aufwachsen zu dürfen, dem ist die Knäuel-Glocken­blume nicht fremd. Ist auch völlig logisch, denn widerstands­fähig und pflegeleicht mussten die Blumen sein, die sich früher als Augen­schmaus zwischen die weitaus wichtigeren Pflanzen für Küche und Hausapotheke verirren durften.

Der Vorteil eines solchen Standortes für Campanula glomerata: Es gibt immer ausrei­chend Wasser und Nährstoffe (Dünger). Unter diesen Voraussetzungen ist sie sehr wüchsig und robust, blüht sie reich und zuverlässig. Wasser­mangel straft sie nämlich mit einem Blüh-Streik ab und blüht nur wenig bis gar nicht. Das wäre auf jeden Fall schade, denn die dunkel purpurviolette Blütenfarbe sucht im Garten ihresgleichen. Aber natürlich gibt es die Knäuel-Glockenblume auch in Weiß.

Zweimal Campanula glomerata: Die Blüten der Art sind in der Regel kleiner als die der Zuchtformen.

Campanula glomerata – Knäuel-Glockenblume, Blütenstand
Campanula glomerata – Art

Campanula glomerata 'Alba' – Knäuel-Glockenblume 'Alba', Blütenstand
Campanula glomerata – Sorte 'Alba'

Campanula glomerata mit Lasioglossum costulatum (Weibchen)
C. glomerata mit Lasioglossum costulatum (Weibchen)

Insgesamt hält sich der Züchter­ehrgeiz bei der C. glomerata in Grenzen, die Aus­wahl an Sorten ist über­schaubar. Ob es an mangeln­der Beliebt­heit liegt? Ich kann mir gut vor­stellen, dass der Knäuel-Glocken­blume noch der "Muff vergangener Zeiten" anhaftet und Garten­besitzer sie vielfach als altmodisch abtun. Doch vielleicht bricht für sie irgendwann eine neue Ära an und sie findet wieder häufiger den Weg in unsere Gärten. Vielleicht im Zuge der Rückbesinnung auf Regionalität? Da ist die C. glomerata ganz vorn mit dabei, weil sie eine einheimisch Staude ist. Ihre natürlichen Bestände in Deutschland sind leider gefährdet (Stand Januar 2024), deshalb schadet es nicht, sie verstärkt in die Gärten zu holen, weil etliche Wildbienen für ihren Nachwuchs Campanula-glomerata-Pollen sammeln (siehe auch Campanula und Wildbienen). Weiter­führende Informationen zu Wildbienen finden Sie zudem unter Wildbienen im Stauden-Garten.

Sollte sie wieder mehr Gärtnerherzen erobern, wäre sie gern in netter Gesellschaft: Dianthus arenarius (Gewöhnliche Sand-Nelke), Lavandula angustifolia 'Nana Alba' (Lavendel 'Nana Alba'), Scabiosa columbaria 'Nana' (Tauben-Skabiose) und Lysimachia ephemerum (Iberischer oder Spanischer Felberich) zum Beispiel harmonieren wegen ihrer ebenfalls (früh)sommer­lichen Blütezeit hervorragend mit der Knäuel-Glockenblume, als höhere Begleit­pflanze macht sich Calamagrostis x acutiflora (Garten-Reitgras) prima. Ich will jedoch nicht verschweigen, dass Campanula glomerata nicht übermäßig ausdauernd ist. Statt mit ihren kurzen Ausläufern überhandzunehmen, ist sie oft nach ein paar Jahren verschwun­den. Einfach so.

Campanula glomerata – Knäuel-Glockenblume, Büschel-Glockenblume

Wuchshöhe: 40-50 cm
Blütenfarbe: violettblau
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: mäßig trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: einheimische Staude; kurze Ausläufer; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula glomerata 'Acaulis' – Knäuel-Glockenblume, Büschel-Glockenblume

Campanula glomerata 'Acaulis' mit Thymus serpyllum 'Coccineus' (Sand-Thymian)
'Acaulis' mit Thymus serpyllum 'Coccineus'

Eine Knäuel-Glockenblume mit großen (speziell im Verhältnis zur Wuchshöhe) und sehr dunklen violettblauen Blüten für kleine und kleinste Gärten oder auch für Tröge und Kästen ist die Sorte 'Acaulis'. Gerade mal 20‑25 cm hoch wird dieser Gnom und wirkt deshalb ausge­sprochen gut in Verbindung mit niedrigen bis ganz niedrigen (Polster-)Stauden. Die rosa(‑roten) Blüten von Thymus serpyllum 'Coccineus' (Sand-Thymian) und Saponaria ocymoides (Kleines Seifenkraut) zum Beispiel bringt er richtiggehend zum Glühen.

Campanula glomerata 'Acaulis' –
Knäuel-Glockenblume, Büschel-Glockenblume

Wuchshöhe: 20-25 cm
Blütenfarbe: dunkel blauviolett
Blütezeit: Mai, Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: mäßig trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: kurze Ausläufer; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula glomerata 'Alba' – Knäuel-Glockenblume, Büschel-Glockenblume

Campanula glomerata 'Alba' – Knäuel-Glockenblume, Austrieb
Campanula glomerata 'Alba' – Austrieb

Helleres Laub, größere Blüten und vielleicht etwas empfindlicher, aber sonst wie die Art. Die weißen Blüten machen die Sorte 'Alba' natürlich vielseitiger einsetzbar bei der Beetgestaltung – sie passen zu allen Nachbarn. Filigrane Blütenstände mittelhoher Ziergräser in unmittelbarer Nachbarschaft zur glomerata 'Alba' wirken auflockernd und lassen deren große Blütenknäuel etwas weniger "robust" wirken.

Campanula glomerata 'Alba' –
Knäuel-Glockenblume, Büschel-Glockenblume

Wuchshöhe: 35-40 cm
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: Mai, Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: mäßig trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: kurze Ausläufer; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula grossekii – Serbische Glockenblume, Grosseks Glockenblume

Campanula grossekii – Serbische Glockenblume, Grosseks Glockenblume Campanula grossekii ist die richtige Glocken­blume zum Verwil­dern – wenn man sie im "grünen Handel" denn über­haupt bekommt. Sie blüht wohl nicht aufsehen­erregend genug, um sie ins Sorti­ment zu nehmen, ganz nach dem Motto "Kauft ja eh keiner.".

Ja wie denn? Wenn ich sie nicht bekomme, kann ich sie nicht kaufen, wenn ich sie nicht kenne, will ich sie nicht haben! Dabei ist die Serbische Glockenblume (natürliche Vorkommen außer in Serbien noch Rumä­nien, Bulgarien und Ungarn) ideal für Gärten mit Wildstaudenpflan­zungen
Wildstaudenpflanzungen:

Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstauden-Pflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.

, die weitgehend sich selbst überlassen bleiben.

"Wild" ist an der Serbischen Glockenblume allerdings gar nichts, noch nicht einmal die Selbstaussaat. Und ihr größtes Pfund, mit dem sie wuchern kann, ist sicher, dass sie wenig von Schnecken "besucht" wird. Sie ist daher für jeden mehr oder weniger aufgeräumten Garten ebenso geeignet und ein bisschen Pflege belohnt sie prompt: Ein Rückschnitt der verblühten Blütentriebe nach der Hauptblüte fördert eine bescheidenere Nachblüte im Herbst.

Vom Wuchs her könnte man Campa­nula grossekii vielleicht als etwas "sparrig" bezeichnen, wenn sie jedoch nicht in Einzel­stellung gepflanzt wird, sondern inmitten niedrigerer Stauden steht, die vielleicht zu ihrer eigenen Blütezeit noch nicht einmal blühen – Geranium x cantabrigiense 'Biokovo' (Cambridge-Storch­schnabel 'Biokovo'), Sedum telephium oder spectabile (hohe Fettblatt-Arten) und Galatella linosyris (Goldhaar-Aster, ehemals botanisch Aster linosyris) fallen mir da unter anderem ein –, ragen ihre Blüten­stände wie kleine Türmchen zwischen den Begleitstauden auf. Allerdings: Zu trocken darf der Standort nicht sein, sonst wird das nichts mit den "Türmchen", weil die Serbische Glockenblume dann selbst gerade mal 50 cm hoch wird. Mit ausreichend Bodenfeuchtigkeit kann die Blütenhöhe dagegen durchaus einen Meter erreichen.

C. grossekii bevorzugt sonnige bis halb­schattige Stand­orte, toleriert jedoch abson­nige Plätze eben­falls. Was ihr nicht gut bekommt, sind über­düngte Böden.

Die fremdländische Campanula grossekii ist ein Gewinn für die einheimische Fauna

Megachile willughbiella (Weibchen) fliegt zu Campanula grossekii
Megachile willughbiella (Weibchen) fliegt Campanula grossekii an

Als Pollenquelle für Wildbienen ist Campanula grossekii in der einschlägigen Fachliteratur nicht erwähnt. Wen wundert's, die Serbische Glockenblume ist in Deutschland schließlich keine einheimische Staude und erobert auch nicht als Neophyt unsere Natur. Dennoch bedienen sich einige Wildbienen ihres Pollens, um den Nachwuchs in den Nestern mit Proviant zu versorgen: Weibchen von Andrena bicolor (Zweifarbige Sandbiene), Chelostoma rapunculi‚ (Glockenblumen-Scherenbiene), Lasioglossum costulatum (Glockenblumen-Schmalbiene) und Megachile willughbiella (Garten-Blatt­schneider­biene) habe ich bei mir im Garten beim Pollen­sammeln an ihr beobachtet. Noch ein Argument pro Campanula grossekii! Mehr über die innige Beziehung zwischen Glockenblumen und Wildbienen lesen Sie unter Campanula und Wildbienen. Ausführlichere Informationen über Wildbienen allgemein erhalten Sie in meinem Artikel Wildbienen im Staudengarten.

Campanula grossekii – Serbische Glockenblume, Austrieb
Campanula grossekii – Austrieb

Campanula grossekii ist eine der völlig ärger­freien Glocken­blumen, sogar die einzige, die mir ad hoc einfällt. Das mag mit den Schnecken und den (Wühl-)Mäusen zusammenhängen, die sich so gut wie nie mit Grosseks Glockenblume verköstigen, mit ihrem horstigen, ausläuferlosen Wuchs und mit ihrer lediglich moderaten Selbstaussaat. Kurzum: Was Pflegeleichteres findet sich so schnell nicht in der Glocken­blumen-Verwandtschaft, und es lohnt sich unbedingt, diese Art auszuprobieren. Besorgen Sie sich ein Tütchen Samen und streuen Sie den Inhalt im Herbst an passende Plätze im Garten. Sollte funktionieren, lassen Sie sich überraschen.

Sorten oder Hybriden sucht man bei der Serbischen Glocken­blume vergebens, es existiert noch nicht einmal eine weiße Form, soweit mir bekannt ist. Das ist Ihre Chance zu gärtne­rischem Züchterruhm zu kommen: ein paar Campanula grossekii pflanzen, immer schön aussamen lassen, bis Pflanzen mit ganz hellen bis weißen Blüten auftauchen, die selektieren und über Stecklinge vermehren. Dann fehlt nur noch ein gutes Marketing-Konzept zum Weltruhm ;-) .

Campanula grossekii – Serbische Glockenblume, Grosseks Glockenblume

Wuchshöhe: 50-110 cm
Blütenfarbe: blauviolett
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-absonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: nicht so schneckengefährdet; Pollenlieferant für Wildbienen

Campanula incurva – Griechische Glockenblume

Auf einem der inzwischen so beliebten Garten­märkte in unserer Region habe ich vor vielen Jahren Campanula incurva erstanden. Für geradezu sündhaft viel Geld.

Campanula incurva – Griechische Glockenblume Zweifellos gehört Campa­nula incurva zu den Glocken­blumen mit den größten Blüten­glocken, weniger in der Länge, denn in der Breite; sie blähen sich auf wie ein Ballon. Die Freude währt aller­dings nur einen Sommer lang, denn die Griechische Glockenblume (einen deutschen Namen hat sie eigentlich nicht, aber sie stammt aus Griechenland) ist monocarp, was nichts anderes bedeutet als "nur einmal fruchtend". Anschließend stirbt die Pflanze ab.

Wenn wir sie im Garten etablieren wollen, können wir nur auf Selbstaussaat vertrauen und hoffen, dass die Sämlinge den Winter überstehen und im nächsten Jahr blühen. Bei uns hat das nicht geklappt, C. incurva hat geblüht und war weg. In England macht man bessere Erfahrungen mit ihr, dort überstehen die jungen Pflanzen meist den Winter, angeblich sogar bei Temperaturen bis ‑16 °C. Aber in England ist halt das Klima insgesamt ganz anders als bei uns und Faktoren wie Luft- und Bodenfeuchtigkeit oder Staunässe spielen ebenfalls eine Rolle.

Campanula incurva – Griechische Glockenblume Die Blüten­farbe von Campa­nula incurva wird allgemein mit lavendel- oder porzellanblau angegeben, mein Exemplar hat weiß geblüht, manche Blüten hatten einen pastellrosa Touch. Es dürfte daran liegen, dass die Griechische Glockenblume zumeist aus Samen vermehrt wird und sich daher naturgemäß im Lauf der Zeit Spielereien in der Blütenfarbe, ‑form und ‑größe ergeben.

Sollten Sie die Griechische Glockenblume ausprobieren wollen (falls Sie das Geld nicht reut), versuchen Sie es an einem sonnigen Platz im Steingarten. Ich drück die Daumen! Wer nur einen üppig blühenden Lückenfüller für kurze Zeit sucht, ist mit der Campanula incurva ohnehin nicht schlecht bedient. Dazu ein Tipp: Saatgut von C. incurva ist problemlos erhältlich und um Längen preisgüns­tiger als ein "Fertigprodukt". Nichts wie ran an die (Blumen-)Töpfe!

Campanula incurva – Griechische Glockenblume

Wuchshöhe: 20-35 cm
Blütenfarbe: weiß, pastellrosa, zartes Blau
Blütezeit: Juni, Juli, August, September
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung:
Hinweis: zweijährig; monocarp

Campanula lactiflora – Hohe Dolden-Glockenblume, Riesen-Dolden-Glockenblume

Campanula lactiflora – Hohe Dolden-Glockenblume Auf den Fotos meiner samen­vermehrten Riesen-Dolden-Glocken­blume ist das breite Farb­spektrum der Campanula lactiflora zu erkennen: blau, weiß, rosa, violett. Gärtnereien, in denen die Pflanzen noch selbst angezogen werden, halten es mit der Art zumeist ebenso und ziehen sie aus Samen. Deshalb sollten Sie beim Kauf darauf achten, dass Sie "Auslesen" bekommen, also Pflanzen, die schon mal geblüht haben, bevor man sie verkauft. Dann ist am ehesten darauf Verlass, dass die auf dem Etikett angegebene Blütenfarbe korrekt ist.

Ein windgeschützter Standort ist für diese Glockenblume ratsam, sie hat es auch so schon nicht leicht, die schweren Blütenstände aufrecht zu halten. An geschützten Plätzen kommen die Pflanzen jedoch in der Regel ohne Pflanzen­stützen zurecht. Campanula lactiflora ist ansonsten an halbschattigen Plätzen recht anspruchslos und nimmt sogar eine engere Nachbarschaft mit Gehölzen und die damit verbundene Wurzelkonkurrenz auf die leichte Schulter. In meinem Garten stand sie unmittelbar neben einem Ahorn (Acer) und beide lebten erstaunlicherweise jahrelang in friedlicher Koexistenz. Vom Acer hätte man das ja noch erwartet …

Campanula lactiflora – Riesen-Dolden-Glockenblume Um die Hohe Dolden-Glocken­blume länger im Garten zu behalten, ist es empfehlens­wert, sie nach drei bis fünf Jahren – je nachdem, wie sie sich entwickelt – zu teilen und umzu­pflanzen, auch wenn sich der kräftige Wurzel­stock diesem Vorhaben vehement widersetzt.

Von der Hohen Dolden-Glockenblume sind einige hübsche Sorten im Handel erhältlich (die blühen auf jeden Fall in der "richtigen" Farbe, weil sie über Stecklinge von Mutterpflanzen vermehrt sind), die allerdings gegenüber der reinen Art regelrechte Zwerge sind. Mit weniger als einem Meter ist die Blütenhöhe von 'Loddon Anna', 'Prichard's Variety' und 'Superba' angegeben, und damit gehören sie unter den Sorten sogar noch zu den "Riesen". Campanula lactiflora reckt ihre Blüten­stände – je nach Bodenbeschaffenheit, Standort und Wasserangebot – dagegen in stattliche 1,5 bis zwei Meter Höhe. Sie zählt damit zu den "Giganten" unter den hohen Glockenblumen.

Campanula lactiflora – Hohe Dolden-Glockenblume, Riesen-Dolden-Glockenblume

Wuchshöhe: bis 200 cm
Blütenfarbe: weiß, blau, rosa, violett
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis:

Campanula latifolia – Breitblättrige Wald-Glockenblume

Campanula latifolia – Breitblättrige Wald-Glockenblume
Campanula latifolia

Je sonniger der Standort, desto feuchter sollte er sein, das ist die Faust­regel für das Pflanzen der Breit­blättrigen Wald-Glocken­blume (lateinisch latifolius = breitblättrig). Das heißt nun nicht, dass man stets mit der Gieß­kanne paratstehen muss, es genügt, wenn die tieferen Boden­schichten nicht so schnell austrocknen; an der Oberfläche darf sich's ruhig trocken anfühlen. Bei Sandböden ist das ja oft der Fall, dass das Wasser rasend schnell tief nach unten sickert, und fünf bis zehn Zentimeter unter der Ober­fläche ist das Substrat staubtrocken, obwohl man erst am Vortag tüchtig gewässert hat.

Campanula latifolia 'Alba' – Breitblättrige Wald-Glockenblume
Campanula latifolia 'Alba'

Eher lehmi­ger Boden, am besten noch kalkhaltig, das sagt der Campanula latifolia gene­rell am meisten zu. An solchen Plätzen erweist sie sich als standfest, langlebig und ziemlich unbeugsam gegenüber stärkeren Windböen. Dort ist es ihr auch am liebsten, sie kann jahrelang ungestört bleiben; sie wächst dann im Laufe der Zeit zu stattlichen Horsten mit bis zu 50 cm Breite heran.

Planen Sie also am besten schon in ihren jungen Jahren fürs Alter vor und stellen Sie ihr Pflanzen zur Seite, die die Wald-Glocken­blume als "Hauptdarstellerin" nicht einengen und zudem verdecken, falls die aus Wassermangel oder bei großer Hitze mal im unteren Bereich ihr Laub verliert, sprich verkahlt. Je nach Standort wählen Sie dazu vielleicht niedrige Astilben (Pracht­spieren) oder Sommer-Astern (Aster amellus und Solidago ptarmicoides zum Beispiel)?

Campanula latifolia – Breitblättrige Wald-Glockenblume, Austrieb
Campanula latifolia – Austrieb

Bei länger andauernder Trockenheit stellt die Wald-Glocken­blume mit der Haupt­blüte das Wachs­tum ein, bis es wieder mal regnet, und zurück bleiben ledig­lich ver­trocknete abge­blühte Triebe. Das ist zum Bei­spiel in Naturgärten
Naturgarten:
Ein Garten, der ausschließlich mit einheimischen Pflanzen angelegt ist.

, naturnahen Gärten
Naturnaher Garten:
Ein Garten, der weitgehend unter Verwendung von einheimischen Pflanzen angelegt ist.

, oder Wildstaudenpflan­zungen
Wildstaudenpflanzungen:

Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstauden-Pflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.

, die nicht gegossen werden, in regenarmen Jahren zu beobachten. Sorgen Sie deshalb mit einem Rückschnitt der verblühten Blütentriebe, guter Wasser­versorgung sowie einer Prise Dünger dafür, dass sich die Pflanzen nach der ersten Blüte regenerieren können, neu durchtreiben und sogar später im Jahr in der Regel ein zweites Mal blühen.

Rätselhafte Campanula latifolia var. macrantha

Campanula latifolia 'Brantwood' – Breitblättrige Wald-Glockenblume
Campanula latifolia 'Brantwood'

Mit Sorten experimentiert man ja im Garten gern mal, ich besonders, wenn sie als Samen­sorten angeboten werden. Weil das bei der Sorte 'Brantwood' so ist, habe ich sie ausprobiert, denn sie wird in englischen Gartenbüchern (so ist das: beim Thema Glocken­blumen kommt man an England einfach nicht vorbei) als eine der besten Sorten mit tief violett­blauen Blüten gepriesen wird. Mir war 'Brantwood' jedoch zu purpurrosa beziehungsweise zu nichtssagend in puncto Blütenfarbe, und ich bin nicht enttäuscht, dass ich sie nicht lange behalten habe. Ist eben alles Geschmackssache.

Und was ist mit der Macrantha, die im Handel (und in meinem Garten) ist? Ist sie nun eine Sorte oder eine Varie­tät von Campanula latifolia? Oder gibt es sie gar nicht und C. latifolia var. macrantha ist nur ein Synonym für C. latifolia? "The Plant List" vertritt diese Synonym-These. Die Autoren des Zander 2014, Handwörterbuch der Pflanzennamen, ISBN 978-3-8001-7953-4, sind hingegen Verfechter der Ansicht, es handle sich um eine Varietät. Autoren älterer Bücher beschreiben meist die Sorte 'Macrantha'. Groß ist der Unterschied zwischen C. latifolia und der Was-immer-sie-auch-sein-mag-Macrantha tatsächlich nicht, dennoch ist der Macrantha-Typ empfehlenswert: Der höhere, stattlichere Wuchs, die etwas größeren Blüten und das dunklere und intensivere Blauviolett der Blüten bei der Macrantha (macrantha bedeutet hier großblütig) sind nicht zu übersehen, sofern man beide im Garten stehen hat.

Campanula latifolia var. macrantha – Breitblättrige Wald-Glockenblume
Campanula latifolia var. macrantha mit Kreuzung

Noch ein letzter Hin­weis: C. latifolia (C. latifolia var. macrantha eben­falls) gibt es neben der blauen Form auch mit weißen Blüten. Alle können Sie gut selbst aus Samen ziehen, sofern Sie daran Spaß haben. Wer weiße und blaue Typen bei sich im Garten hat und sie aussamen lässt, kann irgendwann mal mit lavendel- oder flieder­farben blühenden Wald-Glockenblumen rechnen. Es bleibt nicht aus, dass sie sich kreuzen.

Als einheimische Wildstaude – sie ist in Deutschland besonders geschützt (Stand Januar 2024) – steht Campanula latifolia bei Insekten aller Art hoch im Kurs; sie ist unter anderem eine Pollenquelle für Wildbienen. Noch ein Grund mehr, sie in den Garten zu pflanzen!

Meine Links mit vielen Informationen zum Thema Wildbienen: Campanula und Wildbienen sowie Wildbienen im Stauden-Garten).

Campanula latifolia – Breitblättrige Wald-Glockenblume

Wuchshöhe: 75-100 cm
Blütenfarbe: violettblau
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: einheimische Staude für kalkhaltigen Boden; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula latifolia 'Alba' – Breitblättrige Wald-Glockenblume

Campanula latifolia 'Alba' – Breitblättrige Wald-Glockenblume

Wuchshöhe: 75-100 cm
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: kalkhaltiger Boden; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula latifolia var. macrantha – Breitblättrige Wald-Glockenblume

Campanula latifolia var. macrantha – Breitblättrige Wald-Glockenblume

Wuchshöhe: 100 cm
Blütenfarbe: violettblau
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis:

Campanula latifolia var. macrantha 'Alba' – Breitblättrige Wald-Glockenblume

Campanula latifolia var. macrantha 'Alba' – Breitblättrige Wald-Glockenblume

Wuchshöhe: 100 cm
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis:

Campanula persicifolia – Pfirsichblättrige Glockenblume

Andrena bicolor auf Campanula persicifolia – Pfirsichblättrige Glockenblume
Zweifarbige Sandbiene (Andrena bicolor, Weibchen) auf C. persicifolia

Sogar gefüllt blühende Züch­tungen sind von der Pfirsich­blättrigen Glocken­blume auf dem Markt, zum Beispiel 'Boule der Neige' mit weißen Blüten ('Schnee­ball', so die deutsche Über­setzung des französischen 'Boule de Neige', ist für gefüllte weiße Blüten ein besonders beliebter Sorten­name) oder 'Benett's Blue' mit mittel­blauen Blüten. Für einige Glockenblumen-Liebhaber geht damit sicher ein Traum in Erfüllung. Anders sehen das die Insekten, die mit gefüllten Blüten eher weniger anfangen können, weil sie darin so schlecht an Pollen und Nektar kommen. Für die acht Wildbienen-Arten, die nachweislich Campanula-persicifolia-Pollen zum Versorgen der Brut nutzen, ist das besonders verdrießlich. (Weitere Informationen finden Sie unter Campanula und Wildbienen, noch mehr Wissenswertes über Wildbienen auf Wildbienen im Stauden-Garten.)

Campanula persicifolia – Pfirsichblättrige Glockenblume Die einfach blühende Art ist in meinen Augen schmuck genug und bringt mit dem Himmel­blau ihrer großen, becher­förmigen Blüten jedes Stauden­beet und jeden Gehölz­rand zum Strahlen. Sie ist gut aus­dauernd und hält's in der vollen Sonne ebenso aus wie im lichten Halb­schatten. Zu Recht wurde der Campanula persicifolia bei der Staudensichtung das Prädikat "Wertvolle Wildstaude" verliehen.

Campanula persicifolia – Pfirsichblättrige Glockenblume Ihre Blütenstängel werden unter optimalen Umständen bis zu einem Meter hoch, und wer sie nicht fürs Haus – für die Vase – schneidet, sondern stehen lässt, darf sich nach wenigen Jahren über ein richtiges Blütenmeer freuen, denn die Pfirsichblättrige Glockenblume sät sich aus und keimt zuverlässig im Garten. Lästig wird sie uns mit ihrer munteren Selbstaussaat nie. Wo sie auftaucht, entstehen zauberhafte, luftig-leichte Gartenbilder, stets ein wenig verspielt, nie streng. Es ist erfrischend, wenn immer wieder an anderer Stelle ihre Nachkommen "alteingesessene" Staudengesellschaften aufmöbeln und Beeten und Rabatten ein neues "Gesicht" verpassen. Rausreißen und eindämmen kann man schließlich immer (und dabei vom Frühjahr bis zum Herbst die Horste durch Teilung vermehren). Das Entfernen geht bei C. persicifolia zudem recht leicht und kann selbst im Winter erledigt werden, denn ihre grundständigen Blattrosetten sind immergrün.

Die (Selbst-)Aussaat der Pfirsichblättrigen Glockenblume

Campanula persicifolia – Pfirsichblättrige Glockenblume, Fruchtstände
Campanula persicifolia – Samenstände

Hübsche Begleit­pflanzen für die leicht lehmhaltigen Boden bevorzugende Campanula persicifolia sind niedrige Hemerocallis-Arten (Taglilien), Lysimachia clethroides (Schnee-Felberich – Vorsicht: wuchert!) oder Eryngium giganteum (Elfenbein-Distel – sät sich zu gern aus). Nicht nur Gräser-Fans sollten auch die Kombination mit Eragrostis curvula (Bogen-Liebesgras) oder Calamagrostis x acutiflora-Sorten (Reitgras, als Sorte vielleicht 'Overdam'?) ausprobieren. Beetnachbarn im eigent­lichen Sinn braucht diese Glockenblume jedoch allenfalls in den ersten beiden Jahren, danach managt sie das alles selbst, so man sie denn etwas aussamen lässt. Ihr raffinierter Aussaat­mechanismus (der im Übrigen vielen Campanula-Arten zu eigen ist) sorgt dabei für eine weiträumige Verteilung: Aus kleinen Öffnungen in den Samenkapseln fallen bei jeder Bewegung des Stängels einige wenige Samen heraus. Streift zum Beispiel ein Hund daran vorbei, bleiben Samen im Fell hängen, hundert Meter weiter schüttelt sich der Hund und fertig ist die Verbreitung. Das funktioniert mit Vögeln, Mäusen, Igeln oder Katzen genauso. Weil die Samen so fein sind, trägt sie natürlich auch der Wind ordentlich weit von der Mutterpflanze weg.

Campanula persicifolia – Pfirsichblättrige Glockenblume Wer dafür im Haus oder der Wohnung Platz hat, braucht keine Pflanzen zu kaufen, er kann die Art sowie einige Sorten (auch weiß blühende) selbst aus Saat­gut anziehen. Dazu die feinen Samen nicht mit Erde abdecken – leicht andrücken genügt – und die Aussaatkistchen bis zur Keimung gleichmäßig feucht halten und bei ca. 20 °C aufstellen; danach kühler halten. Die Samen keimen evtl. recht unterschiedlich schnell, deshalb ist es am besten, junge Pflänzchen in Töpfchen zu vereinzeln (pikieren), sowie man sie gut greifen kann. Für überzählige Pflanzen aus solch einer Eigenkultur finden sich in der Nachbar­schaft oder im Freundeskreis sicherlich dankbare Abnehmer. Alternativ: Frische Samen sparsam direkt an Ort und Stelle säen, etwa in Lücken in Beeten.

Campanula persicifolia verschwindet im Mäusegang
Campanula-persicifolia-Blätter verschwinden im Mäusegang

Es empfiehlt sich, beson­ders auf frisch gepflanzte oder gekeimte Campanula im Garten ein Auge zu haben. In manchen Jahren verspüren nämlich Feld- und/oder Wühlmäuse offensichtlich geradezu einen Heißhunger auf Glockenblumen; die Pfirsichblättrige ist ihr unangefochtener Favorit. Der Einfachheit halber legen die Mäuse die Ein- und Ausgangslöcher ihrer unterirdischen Gangsysteme wenigstens teilweise gern direkt neben einer stattlichen Campanula-persicifolia-Pflanze an, sozusagen gleich neben dem "Supermarkt". Für abgesäbelte Blätter am Glockenblumenbestand (und anderen Pflanzen) sind also definitiv nicht immer Schnecken verantwortlich.

Dass die Blätter der Campanula persicifolia gern mal von einem Rostpilz befallen werden, haben wir all die Jahre erfolgreich ignoriert.

Campanula persicifolia – Pfirsichblättrige Glockenblume

Wuchshöhe: 70-110 cm
Blütenfarbe: blauviolett
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Gehölzrand
Hinweis: einheimische, immergrüne Staude; wandert mit kurzen Ausläufern; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula persicifolia 'Grandiflora Alba' – Pfirsichblättrige Glockenblume

Campanula persicifolia 'Grandiflora Alba' – Pfirsichblättrige Glockenblume

Wuchshöhe: 70-110 cm
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Gehölzrand
Hinweis: immergrün; wandert mit kurzen Ausläufern; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula portenschlagiana – Dalmatiner Polster-Glockenblume

Eine weitere Glockenblume, die aus der Ecke ehemaliges Jugoslawien/Griechenland kommt. Bei ihr kann die Herkunft (wie bei Campanula poscharskyana) auf Dalmatien begrenzt werden. Kein Wunder, dass sich diese Glockenblumen – C. fenestrellata, garganica, portenschlagiana und poscharskyana – so ähnlich sind.

Campanula portenschlagiana – Dalmatiner Polster-Glockenblume Campanula porten­schlagiana eilt der Ruf voraus, sie sei unter den Glocken­blumen für Trocken­mauern und den Stein­garten die beste und schönste über­haupt. Es ist schon was dran, die Ver­zückung der Garten­experten kommt nicht von ungefähr:

Die Dalmatiner Polster-Glockenblume verträgt von den obenge­nannten vier Campanula-Arten absonnige Standorte ebenso am besten wie Trockenheit. In Sachen Genügsamkeit ist sie ihren ohnehin schon bescheidenen Konkurrentinnen im Kampf (Battle, falls das heutzutage besser verstan­den wird) um einen Platz in Ihrem Garten damit eine Nasenlänge voraus. Ihr größtes Plus ist jedoch sicher, dass sie am häufigsten in den Gärtnereien angeboten wird. An C. portenschlagiana kann also niemand vorbeikommen.

Campanula portenschlagiana – Dalmatiner Polster-Glockenblume Zur Blütezeit im Mai/Juni sieht man von gut einge­wachsenen Exem­plaren der Dalma­tiner Polster-Glocken­blume prak­tisch nur noch blau­violett. Direkt von vorn betrachtet sehen die geöffneten Blüten – wie bei den drei anderen – sternförmig aus. Ein "schräger Blick" zeigt allerdings – und das gefällt mir an der C. portenschlagiana am besten –, dass bei ihr die Blüten nicht komplett bis zum Schlund zum Stern geöffnet sind, sondern noch voll erblüht den typischen Glockenblumen-"Ballon" haben. Die Glockenblumen-Scherenbiene, Chelostoma rapunculi, fühlt sich davon magisch angezogen und sammelt eifrig Pollen als Larvenproviant in diesen Ballons, sofern sie in der Nähe des Standortes eine Nistmöglichkeit findet. Mehr zur Lebensweise von Wildbienen gibt es unter Campanula und Wildbienen und unter Wildbienen im Stauden-Garten.

Weil sie mit ihrem überreichen Blütenflor und dem zierlichen Wuchs (als Jungpflanze) so gut ankommt und sich zudem über ihre Ausläufer und aus Samen so prima vermehren lässt, wird die Dalmatiner Glockenblume schon seit Jahren gern als Topfpflanze für kleines Geld in Supermärkten und Discountern angeboten. Sie steht damit in einer Reihe mit den beliebten Frühjahrsboten Primel (Primula) und Stiefmütterchen (Viola). Kaufen – freuen, verblüht – weg; eine Blühpause ist diesen "Zimmerstauden" meist nicht vergönnt, sieht ja auch nicht schön aus, nur grün. Oder eh schon gelb, weil in dem kleinen Töpfchen der Dünger ausgeht? Schade, dass die Dalmatiner Glockenblume damit zum Wegwerfprodukt verkommt.

Campanula portenschlagiana –
Dalmatiner Polster-Glockenblume

Wuchshöhe: 10-15 cm
Blütenfarbe: blauviolett
Blütezeit: Juni, Juli, August
Lichtverhältnisse: sonnig-absonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: in Einbürgerung befindlicher Neophyt, trotzdem Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula portenschlagiana 'Alba' – Dalmatiner Polster-Glockenblume

Immer wieder schön: reinweiße Blüten. Besonders wenn sie so zart sind wie die der Dalmatiner Polster-Glockenblume.

Campanula portenschlagiana 'Alba' – Dalmatiner Polster-Glockenblume

Wuchshöhe: 10-15 cm
Blütenfarbe: reinweiß
Blütezeit: Juni, Juli, August
Lichtverhältnisse: sonnig-absonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula poscharskyana – Hängepolster-Glockenblume, Kriechende Glockenblume

Campanula poscharskyana – Hängepolster-Glockenblume, Blüten Die Glockenblume ohne Glocken. – Ihre Knospen öffnen sich nahezu vollständig zu blau(‑violetten) Sternen, ohne den sonst bei Campanula üblichen "Ballon" in den Kelchblättern. In der Draufsicht macht das keinen Unterschied, aber von der Seite betrachtet fehlt einfach was. Die Fensterchen-Glockenblume (C. fenestrellata) und die Stern-Polster-Glockenblume (C. garganica) haben allerdings einen ähnlichen Blütenaufbau; er ist also nicht so selten.

Campanula poscharskyana – Hängepolster-Glockenblume, Triebe
C. poscharskyana hatte gut angetrieben …

Recht lange ist die Campanula poscharskyana gar noch nicht bei mir im Garten, trotzdem gibt es bereits von ersten Erfahrungen zu berichten: Eigentlich habe ich die Hängepolster-Glockenblume als Bienen-Futterpflanze gekauft, als Pollenlieferant für Wildbienen. Noch bevor die erste Blüte jedoch Pollen und Nektar anbieten konnte, diente eine dieser Pflanzen (wohlgemerkt: nur eine von sechs) als Futterpflanze der anderen Art: Über Nacht war gut die Hälfte ihrer Triebe abrasiert, nach einer weiteren Nacht fehlten auch die restlichen Triebe.

Campanula poscharskyana – Hängepolster-Glockenblume, abgefressen
… bis sie eines Nachts "rasiert" wurde

Für ein Nachtmahl von Schnecken, die ich natürlich zuerst in Verdacht hatte, fehlte jeglicher Beweis; keine einzige noch so kurze oder schmale Schleimspur war zu entdecken. Mein zweiter Gedanke galt deshalb den Wühlmäusen, die es sich im Steingarten – dem Standort dieser C. poscharskyana – seit Jahren gemütlich machen. Belegen kann ich Mäuse als "Täter" nicht, doch aus der Luft gegriffen ist meine Vermutung ebenfalls nicht, denn Wühlmäuse auf Sammeltour richten im (Stauden-)Garten mehr Schaden an, als man glaubt.

Andrena curvungula (Weibchen), hier auf Campanula rapunculus
Andrena curvungula (Weibchen), hier auf Campanula rapunculus

Die lädierte Pflanze jeden­falls hat wieder ange­trieben, was unbe­dingt für die viel beschriebene Wüchsig­keit und das Durch­halte­vermögen der Hängepolster-Glockenblume spricht. Auch wenn ihre Blüten dieses Jahr als (nach­gewiesene) Pollen­quelle für die beiden oligolektischen Wildbienen-Arten Andrena curvungula – eine Sandbiene – und Chelostoma rapunculi – Glockenblumen-Scherenbiene – (Näheres zu diesen beiden Arten im Kapitel Campanula und Wildbienen) sowie der polylektischen Andrena bicolor – Zweifarbige Sandbiene –, Lasioglossum nitidulum – eine Scherenbiene – und Megachile willughbiella – Garten-Blattschneiderbiene – (mehr Informationen zu diesen Bienen gibt es auf meiner Seite Wildbienen im Stauden-Garten) wohl zu spät erscheinen. – Neues Jahr, neues Glück!

Die Hängepolster-Glockenblume – Prädikat: überlegenswert

Bis 70 cm lange Triebe, Umherwuchern, Selbstaussaat – ich wünschte, die Hängepolster-Glockenblume würde das in meinem Garten machen. Was müssen andere Gartenbesitzer für Böden haben (und was dürften sie gießen und düngen), damit Campanula poscharskyana so wächst und sich so gebärdet! Meine inzwischen nur noch drei Exemplare von vier im Jahr 2019 gepflanzten rühren sich kaum von der Stelle und fallen auch nicht mit Selbstaussaat auf.

Campanula poscharskyana – Kriechende Glockenblume Am schönsten wächst, blüht und gedeiht noch die Hängepolster-Glockenblume am trockenen Teichrand, die zum Glück und überraschender­weise bislang selten von Schnecken (und Mäusen) heimgesucht wurde; und auch die hat lange gebraucht, bis sie sich akklimatisiert hatte. Die beiden anderen wollen oder können nicht so recht, obwohl auch ihre Standorte einiges zu bieten haben und etliche ihrer Wünsche erfüllen sollten: Steingarten mit trockenem, durchläs­sigem Boden und halbschattiger Lage. Gut, mit der Nährstoffversorgung hapert's bei uns immer ein bisschen (Campanula poscharskyana benötigt vermutlich mehr Stickstoff, als sie bei uns bekommt), und wenn immer wieder mal Schnecken über sie herfallen, ist das für eine Pflanze auch nicht schön. Aber trotzdem hätte ich schon mehr Wuchsfreude erwartet, wenigstens etwas bei all den Vorschusslorbeeren, die diese Glockenblume in der Gartenliteratur und online um sich versammelt.

So, wie sie sich bei mir präsentiert, halte ich die Hängepolster-Glockenblume für entbehrlich – zumindest für meinen Garten. Aber irgendwo müssen die wunderbaren Fotos von wahren Prachtex­emplaren ja aufgenommen worden sein, daher kann ich nur empfehlen: ausprobieren, am besten an verschiedenen Plätzen im Garten!

PS: Die vierte der 2019 gepflanzten Campanula poscharskyana wurde im dritten Standjahr so stark von Schnecken geschädigt, dass sie nicht überlebt hat.

Campanula poscharskyana – Hängepolster-Glockenblume, Kriechende Glockenblume

Wuchshöhe: 20-55 cm
Blütenfarbe: blau(-violett)
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-absonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Steingarten, Trockenmauern
Hinweis: immergrün; in Einbürgerung befindlicher Neophyt, trotzdem Pollenquelle für Wildbienen

Campanula punctata – Punktierte Glockenblume, Gepunktete Glockenblume, Japan-Glockenblume

Campanula punctata – Punktierte Glockenblume, Japan-Glockenblume
Campanula punctata

Im Nach­schlage­werk "Die Freiland­schmuck­stauden" von Jelitto/Schacht/Simon aus dem Verlag Eugen Ulmer & Co. in Stutt­gart (ISBN 36-8001-3265-6) ist zur Punktierten Glockenblume folgender Satz zu lesen: "Auffallende, jedoch eher interessante als schöne, leicht gedeihende Art." Was wollen uns die Autoren damit sagen? Mal abgesehen davon, dass leicht gedeihend schwerlich als Gegensatz zu interessant gelten kann. Ich werte "interessant" hier ebenso wie in der Aussage "Schmeckt interessant" auf die Frage, wie man denn das neu ausprobierte Rezept finde.

"Interessant" – das wird der Campanula punctata und ihren Unterarten und Sorten nicht gerecht. Auch wenn ich jedem seine Meinung zuge­stehe, diese Abwer­tung hat die Punktierte Glocken­blume nicht ver­dient. Schon allein die großen creme­weißen Blüten­glocken machen die Art zu etwas Besonderem. Außen zeigen sich auf den Glocken meist nur wenige rosa- bis purpurfarbene Tupfer (die Art ist sehr variabel), punktiert (daher der deutsche Name Punktierte Glockenblume) ist vornehmlich die Innenseite der Blütenblätter. Dazu aus England der praktische Tipp, man solle die Campanula punctata knapp über Augenhöhe pflanzen, um "ihr Innenleben" besser sehen und genießen zu können.

Campanula punctata 'Sarastro' – Punktierte Glockenblume, Japan-Glockenblume
Campanula (punctata) 'Sarastro'

Mit Ausnahme weniger Sorten bildet die Punktierte Glockenblume mit unter­irdischen Aus­läufern flächige Polster, die sich im Beet sowie vor und unter Gehölzen gut machen, es darf nur nicht zu trocken und nähr­stoff­arm sein. Und nicht gar zu schattig. Gießen in länger andauernden Trocken­zeiten ist also ebenso wenig Luxus wie maßvolle Düngergaben, spätestens dann, wenn der Boden nach ein paar Jahren Standzeit ausgelaugt ist.

Bei der C. punctata rate ich bei Pflegearbeiten zu Bedacht: Wenn es ihr im Garten gefällt, breitet sie sich in den ersten Jahren nach der Pflanzung aus und macht uns sorglos – von so einem "Teppich" kann man doch getrost ein Stück wegnehmen, bevor er vielleicht noch Nachbarpflanzen bedrängt; bei ihm braucht man kaum Vorsicht walten zu lassen, wenn im Frühling Laub und Unkraut daraus entfernt werden. Das ist leider zu kurz gedacht, denn so robust ist die Punktierte Glockenblume nun auch wieder nicht und gibt irgendwann auf, wenn sie öfter stark geschwächt wird und/oder unter Nährstoffmangel leidet. Besser wäre hier, immer wieder mal vorsorglich ein paar Ableger in Töpfchen zu setzen und sie an anderer Stelle im Garten neu zu pflanzen, sowie sie kräftig genug geworden sind.

Campanula punctata oder C. takesimana?

Campanula punctata 'Rubra' – Punktierte Glockenblume, Austrieb
Campanula punctata 'Rubra' – Austrieb

Neben der Japan-Glockenblume gibt es noch die Korea-Glockenblume, über deren botanische Zugehörigkeit man in Fachkreisen uneins ist: Ist sie eine eigenständige Art? In diesem Fall wäre ihr botanischer Name Campanula takesimana tatsächlich korrekt. Oder ist sie doch eine Campanula punctata, wie manche der Experten meinen? Dann wäre der Name C. takesimana lediglich ein Synonym für C. punctata. Ich behandle die Korea-Glockenblume wegen der optischen Unterschiede zur Japan-Glockenblume wie die meisten meiner Gärtner-Kollegen und ‑Kolleginnen als eigene Art, bis mich die Botaniker vom Gegenteil überzeugen!

Campanula punctata – Punktierte Glockenblume, Gepunktete Glockenblume, Japan-Glockenblume

Wuchshöhe: 30-40 cm
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Gehölzrand
Hinweis: wandert mit Ausläufern

Campanula punctata 'Rubra' – Punktierte Glockenblume, Gepunktete Glockenblume, Japan-Glockenblume

Ansprüche, Wuchsverhalten und Pflege wie die Art, Campanula punctata. Die Sorte 'Rubra' (manchmal auch 'Rubriflora') hat zwar etwas kleinere Blüten als die Art, fällt jedoch durch die für Glockenblumen ungewöhnliche Blütenfarbe auf. 'Rubra' ist dabei sehr variabel, ihr Farbspektrum reicht von rosarot über purpurrot bis rotviolett. Bei ihr sind die Blütenglocken häufig auch außen stark gepunktet bis gefleckt.

Campanula punctata 'Rubra' – Punktierte Glockenblume, Gepunktete Glockenblume, Japan-Glockenblume

Wuchshöhe: 25-30 cm
Blütenfarbe: purpurrosa, purpurviolett
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: wandert mit Ausläufern

Campanula (punctata) 'Sarastro' – Punktierte Glockenblume, Gepunktete Glockenblume, Japan-Glockenblume

Campanula punctata 'Sarastro' – Punktierte Glockenblume, Japan-Glockenblume Das dunkle und intensive Blau­violett bzw. Purpurviolett – je nach Licht – ihrer großen Blüten­glocken macht die Hybride 'Sarastro' zum echten Hin­gucker; sie bietet uns spannende Gestal­tungs­möglich­keiten. Im Gegen­satz zur Art treibt die 'Sarastro' kaum Ausläufer, das ist für manchen eventuell noch wichtiger als die Blütenfarbe. Nicht zu trocken, ein guter Boden und eine gute Dünger­ver­sor­gung sind bei 'Sarastro' entscheidend.

'Sarastro' ist eine Kreuzung zwischen Campanula punctata und Campanula trachelium. Weil sie im Wuchs und in der Blütenform nach der Punktierten Glockenblume kommt, stelle ich sie zu punctata. Man könnte Sie jedoch auch einfach Campanula 'Sarastro' nennen.

Campanula (punctata) 'Sarastro' – Punktierte Glockenblume, Gepunktete Glockenblume, Japan-Glockenblume

Wuchshöhe: 40-50 cm
Blütenfarbe: dunkel blauviolett
Blütezeit: Juni, Juli, August, September
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: sehr große hängende Glocken

Campanula pyramidalis – Pyramiden-Glockenblume

Ginge es nach dem "Zander", dem Standar­dwerk für die Zuordnung von Pflanzen zu Familien, Gattungen und Arten (Verlag Eugen Ulmer 2014, ISBN 978-3-8001-7953-4), hätte die Pyramiden-Glockenblume schon den ersten Winter in Keidenzell nicht überlebt, denn der Zander sagt Z8 – bis ‑12,2 °C, Überwinterung in Deutschland am besten im Kalthaus.

Campanula pyramidalis – Pyramiden-Glockenblume Die Campanula pyramidalis hat sich nicht daran gehalten und ist (obwohl ganzjährig im Freien) zu einer imposanten Staude herangewachsen. Noch mehr als bei anderen Pflanzen ist bei Campanula pyramidalis der Standort ausschlaggebend. Er entscheidet, ob diese ohnehin kurzlebige Staude bei uns zu ihrer vollen Schönheit heranwachsen und blühen kann, oder ob ihr Wurzelfäule vorzeitig den Garaus macht:

Geschützt sollte der Pflanzplatz sein, also nicht nach allen Sei­ten offen. Er sollte warm sein, doch nicht in der prallen Sonne liegen. Der Boden muss aus­reichend feucht sein, nie­mals jedoch nass oder gar sumpfig, und darf nicht kom­plett aus­trocknen. Ganz schön anspruchs­voll, aber so ist das nun mal, wenn man eine empfindliche, rübenartige Wurzel hat.

Im Sommer mag man all diese Wünsche noch ganz gut erfüllen können, bloß im Winter wird's haarig. Die besten Überlebenschancen bieten der Pyramiden-Glockenblume Steine und schottriger Untergrund. Beides sorgt dafür, dass (Niederschlags-)Wasser sofort und gründlich ablaufen kann, und speichert zugleich so viel Feuchtigkeit, dass die Pflanzenwurzeln nicht austrocknen. Wohl dem, der einen Steingarten, eine Trockenmauer oder zumindest ein Pflaster mit breiten, offenen Fugen hat.

In den Genuss der faszinierenden, übermannshohen Blütenstände der Pyramiden-Glockenblume kommen meist auch regelmäßig die Topfgärtner, die die Wasserversorgung ihrer Schützlinge komplett in die eigene Hand nehmen.

Campanula pyramidalis – Pyramiden-Glockenblume, Austrieb
Campanula pyramidalis – Austrieb

Bestäubte Blüten sehen bei Campanula pyramidalis schnell unattraktiv aus; sie verblassen innerhalb kürzester Zeit. Wenn der Großteil der Blüten verblüht ist oder bestäubt wurde, sollte man sich deshalb einen Ruck geben und die Blütentriebe dicht an der Blattrosette am Boden abschneiden. Die Pflanze treibt dann neu durch und blüht (wenn sie's zeitlich vor der Herbstkühle schafft) eventuell ein zweites Mal. Zumindest aber können die frischen Triebe als Stecklinge hergenommen werden, die geschützt im (Glas-)Haus überwintern und im nächsten Jahr ziemlich zuverlässig wieder für pyramidalen Blütenschmuck sorgen.

Darum, die hohen Blütentriebe zu stützen, damit sie nicht umkippen, kommt man selbst an windgeschützten Standorten fast nicht herum. Und es ist ziemlich herausfordernd, in steinigem Untergrund stabile Pflanzenstützen zu fixieren!

Für experimentierfreudige Gartler ist die Pyramiden-Glockenblume auf jeden Fall einen Versuch wert, wenn man ihr zufällig mal begegnet und sei es in einem Samentütchen.

Campanula pyramidalis – Pyramiden-Glockenblume

Wuchshöhe: 140-200 cm
Blütenfarbe: blau
Blütezeit: Juli, August
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: kurzlebig; guter Wasserabzug am Pflanzplatz erforderlich

Campanula rapunculoides – Acker-Glockenblume

Nur für schwere Böden, für sehr schwere Böden. Wirklich! Fühlen Sie sich gewarnt. Leichte und lockere Böden mischt Campanula rapunculoides innerhalb weniger Jahre auf, durchwandert sie mit ihren unterirdisch kriechenden Wurzeln und bald kann man von seinem Glockenblumen-Garten schwärmen; nur etwas monoton wirkt er halt ;-) .

Campanula rapunculoides – Acker-Glockenblume, Blütentriebe Mein schwerer (Lehm-)Boden bremst. Unter einem Ahorn (Wurzeldruck!) reckt ein Tuff Acker-Glockenblumen seit Jahrzehnten lediglich fünf, acht, manchmal zehn Blütentriebe vom Frühsommer bis zum Herbst in die Höhe, mehr nicht. Um unsere Wildbienen ausreichend mit Pollen und Nektar der Acker-Glockenblume zu versorgen – Campanula und Wildbienen, das ist eine besonders innige Beziehung (Näheres dazu unter Campanula und Wildbienen) –, haben wir deshalb eine weitere Pflanze (Selbstaussaat) in offenen Pflasterfugen gewähren lassen. Hätten wir es bloß nicht getan! Dank besserer Wasserversorgung (unterm Pflaster bleibt der Boden länger feucht), besserer Nährstoffversorgung (Campanula rapunculoides hat an diesem Platz keine Konkurrenz) und ohne den Wurzeldruck von Gehölzen wächst Campanula rapunculoides dort wie das Donnerwetter und ist zudem aus den Fugen kaum mehr komplett rauszubekommen. Es bleiben stets Wurzelreste im Boden zurück, die neu austreiben.

Campanula rapunculoides – Acker-Glockenblume, Samenstände Campanula rapuncu­loides ist leicht am Blüten­stand zu erken­nen: Die blau­violetten, großen Blüten­glocken zeigen alle in eine Rich­tung. "Einseits­wendig" nennen das die Garten­experten. An den am Stiel wie an einer Schnur aufgereihten Samenkapseln kann man die Acker-Glockenblume selbst dann noch identifizieren, wenn die letzten (Blüten-)Blätter längst abgefallen sind.

Die verblühten Blütentriebe stehen zu lassen, ist allerdings nicht ganz ungefährlich für den Garten. Campanula rapunculoides ist in puncto Vermehrung per Selbstaussaat ebenfalls sehr aktiv und erfolgreich. Auch wenn man sich die Pflanze nicht eigens in den Garten holt, könnte sie eines Tages dort auftauchen: Campanula rapunculoides ist quer über Europa verbreitet und bis nach Zentral-Asien und West-Sibirien im Osten, im Südosten bis in den Iran.

Campanula rapunculoides – keine Gefährdung in Sicht

Campanula rapunculoides – Acker-Glockenblume

In Deutsch­land brauchen die Natur­standorte nicht mal gesetz­lichen Schutz, so häufig ist Campanula rapunculoides (noch) anzu­treffen (Stand Januar 2024). Das ist nicht weiter ver­wunderlich und der etwas abfällige deutsche Name Acker-Glocken­blume impliziert es bereits: Diese Glockenblume ist nicht besonders wählerisch. Sie wächst an sonnigen Plätzen genauso wie im lichten Schatten, verträgt stickstoffarme Böden und gut mit Stickstoff versorgte gleichermaßen und hält es an mäßig trockenen sowie an normal frischen Standorten aus.

Ein schöner Platz für sie, an dem sie gut zur Geltung kommt, ist der Gehölzrand. Vor dem dunklen Hintergrund von Hecken wirken die hellen Glockenblüten der Campanula rapunculoides überaus anmutig. In Wildstaudenpflan­zungen
Wildstaudenpflanzungen:

Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstauden-Pflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.

ist sie – in großen Gärten und unter Vorbehalt – natürlich ebenfalls bestens aufgehoben.

Glockenblumen-Rost auf Glockenblumen-Hybride (Campanula-trachelium-Kreuzung)
Rostpilz auf einer Campanula-trachelium-Kreuzung (vermutlich mit C. rapunculoides)

Mit Pinien als Zwischenwirt siedelt sich auf Acker-Glockenblumen gern ein Rostpilz an (Coleosporium campanulae), dessen orangefarbene Sporenlager auf den Blattunterseiten leicht zu erkennen sind. Gelbliche Verfärbungen auf den Blattoberseiten deuten auf einen solchen Pilzbefall hin (können allerdings zum Beispiel auch durch Nährstoffmangel auftreten), weshalb ein kritischer Blick auf die Unterseite bei aufgehellter Oberseite nicht schaden kann. Entfernen Sie im Fall des Falles befallene Blätter und geben Sie sie in den Restmüll (vorsorglich besser nicht auf den Kompost werfen). Je nach Befallsdruck kann sogar ein kompletter Rückschnitt der betroffenen Pflanzen erforderlich sein. Bei uns hat es in der Vergangenheit übrigens immer nur eine Kreuzung erwischt (vermutlich ein Bastard aus C. trachelium und C. rapunculoides, die sich ausgesprochen gern kreuzen), die Arten selbst waren pilzfrei. In der Natur dürfte dieser Rostpilz sowieso kaum Schaden an den Campanula-Rapunculoides-Beständen anrichten, denn wo gibt es bei uns schon Pinien außerhalb von Gartenzäunen?

Campanula rapunculoides – Acker-Glockenblume

Wuchshöhe: 70-110 cm und höher
Blütenfarbe: blauviolett
Blütezeit: Juni, Juli, August, September
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig; absonnig
Bodenverhältnisse: (mäßig) trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: einheimische Staude, Pollenpflanze für Wildbienen; breitet sich evtl. stark aus

Campanula rapunculus – Rapunzel-Glockenblume

Eine Streunerin ist sie schon, diese Kandidatin für Naturgärten
Naturgarten:
Ein Garten, der ausschließlich mit einheimischen Pflanzen angelegt ist.

, naturnahe Gartenanlagen
Naturnaher Garten:
Ein Garten, der weitgehend unter Verwendung von einheimischen Pflanzen angelegt ist.

und Wildstaudenpflan­zungen
Wildstaudenpflanzungen:

Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstauden-Pflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.

. In andere Gärten dürfte die zweijährige bis mehrjährige, auf jeden Fall aber kurzlebige Rapunzel-Glockenblume kaum Einzug halten, "lebt" sie doch hauptsächlich davon, sich selbst aussäen zu dürfen und deshalb mal hier, mal da im Garten aufzutauchen. Ihre fröhliche Selbstaussaat ist der Grund, weshalb so oft vor ihr gewarnt wird.

Campanula rapunculus – Rapunzel-Glockenblume, Wurzeln
Campanula rapunculus – Wurzeln

Tatsächlich fällt sie damit jedoch nicht unan­genehmer auf als sagen wir mal die Pfirsich­blättrige Glocken­blume (C. persicifolia), die ja eben­falls munter umher­vaga­bun­diert, sofern man Ver­blühtes absicht­lich stehen lässt oder abzu­schnei­den vergisst. Mit ihren rübenartigen Wurzeln wandert Campanula rapunculus nämlich nicht auch noch umher, wie C. persicifolia das tut.

Die feingliedrige Wuchsform sowie die zarten, meist violettblauen, selten weißen Glocken­blüten sind an trockenen, sonnigen bis halb­schattigen Standorten die ideale Auflockerung in (stickstoff­armen) Rabatten mit vielen Sommer­blühern. Die können nämlich im Juni, wenn die Rapunzel-Glockenblume zu blühen beginnt, gut den einen oder anderen Farbklecks zwischen den grünen Blatthorsten gebrauchen. Und mit einem Rückschnitt nach der Blüte geht man auch kein Risiko ein (das der Selbstaussaat), es kann höchstens passieren, dass die Campanula rapunculus im folgenden Jahr ganz verschwunden ist; ein Garten lebt schließlich vom Wechsel, von Veränderungen.

Campanula rapunculus mit Veronica longifolia
Campanula rapunculus mit Veronica longifolia

Der weitere Vorteil, wenn Sie verblühte Blüten­stände umgehend abschnei­den: Campanula rapunculus treibt noch­mals durch und bildet – dann sogar mehr­triebig, im Gegen­satz zur ein­triebigen Erst­blüte – neue Blütentriebe. Ihre ursprüngliche Wuchshöhe von bis zu 70 cm erreicht sie dabei nicht mehr, sie bleibt dann mit ca. 15‑30 cm doch deutlich niedriger. Die Rapunzel-Glockenblume verträgt es übrigens sogar, wenn sie mit dem Rasenmäher gestutzt wird.

Campanula rapunculus im Garten ist aktiver Naturschutz

Campanula rapunculus mit Andrena curvungula (Weibchen beim Pollensammeln)
Andrena curvungula (Weibchen) beim Pollensammeln an Campanula rapunculus

Campanula rapunculus dürfte eine der ein­heimischen Glocken­blumen sein, die mir hier in Mittel­franken früher an jedem Feld­weg und in jeder Wiese begegnet und die heute ver­schwunden sind. Offen­bar aber nur aus meinem Blick­feld, denn deutsch­land­weit gelten ihre Bestände als nicht gefährdet (sie ist deshalb auch nicht besonders geschützt). Immerhin: In Bayern gilt die Vorwarnstufe zur Aufnahme in die Rote Liste, Sachsen und Hamburg sehen sie als vom Aussterben bedroht und Sachsen-Anhalt als potenziell gefährdet (alle Angaben Stand Januar 2024). Ist das nicht Grund genug, der Rapunzel-Glocken­blume mit einem halb­schattigen, warmen Plätz­chen im Garten zusätz­lichen Lebens­raum zu bieten? Den sechs verschie­denen Wild­bienen-Arten, die ihre Pollen zur Ver­sorgung der Larven benö­tigen, tut man damit auf jeden Fall einen Gefallen.

Campanula rapunculus – Rapunzel-Glockenblume Zur Ver­mehrung braucht es bei solch einer erfolg­reichen Selbst­aussaat wie der von C. rapunculus keine weiteren Informa­tionen. Wo sie sich aus­säen darf, sollte man ledig­lich aufpassen, dass die kleinen Sämlinge nicht irgend­welchen Pflegearbeiten zum Opfer fallen. Ein Tipp vielleicht noch: Wer Überraschungen nicht so mag und gern selbst entscheidet, was wo wächst, der kann mit dem Rückschnitt der verblühten Blüten bis zur Samenreife warten, den Samen abnehmen und aussäen. So kommen Jungpflanzen dorthin, wo sie erwünscht sind. Sicherheitshalber sollten die Samen geerntet werden, sowie die ersten Fruchtkapseln reif sind, und anschließend die Blütentriebe komplett entfernt werden.

Campanula rapunculus – Rapunzel-Glockenblume, Austrieb
Campanula rapunculus – Austrieb

Die Aussaat: Die sehr fei­nen Samen werden am besten gleich nach der Reife in Töpf­chen oder Kist­chen mit unkraut­samen­freier Erde gesät und nur leicht ange­drückt (nicht mit Erde abgedeckt). Bei ca. 20 °C ohne direkte Sonneneinstrahlung und gleichmäßig feucht halten (nicht nass!). Ganz frische Samen keimen in der Regel sehr gut. Trotzdem sollten Sie nicht die Geduld verlieren, falls Nachzügler ein paar Wochen länger brauchen. Sowie Sie die Sämlinge greifen können, werden sie vorsichtig aufgenommen und in Blumentöpfchen mit unkrautsamenfreier Erde gesetzt (leicht andrücken); pikieren nennt sich das. Wieder feucht, aber nicht nass und wenn möglich etwas kühler halten. Pflanzen, die groß und kräftig genug sind, dürfen im Spätsommer im Garten an Ort und Stelle (gegebenenfalls das Gießen nicht vergessen).

Wie Glocken­blumen und Wild­bienen zusammen­hängen, lesen Sie in meinem Artikel Campanula und Wildbienen; nähere Informationen zur Lebensweise der Wildbienen allgemein finden Sie im Artikel Wildbienen im Stauden-Garten.

Campanula rapunculus – Rapunzel-Glockenblume

Wuchshöhe: 50-90 cm
Blütenfarbe: violettblau
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: zweijährig bis mehrjährig; einheimische Pflanze, Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula rotundifolia – Rundblättrige Glockenblume

Campanula rotundifolia – Rundblättrige Glockenblume Ausläufer soll sie laut meiner deutschsprachigen Gartenliteratur machen, die Rundblättrige Glockenblume. So stark, dass man glatt die Freude an ihr verlieren kann. Wie kommt man auf diese Aussagen? Da kann ich nur mutmaßen: Es könnte sich um eine Campanula baumgartenii handeln, die da unwissentlich und unwillentlich in die Gärten oder Beobachtungsanlagen der Autoren gelangt ist. Die nämlich sieht der Campanula rotundifolia sehr, sehr ähnlich und die macht Ausläufer – nicht zu knapp sogar. Bei ihr kann man getrost von Wuchern sprechen. So etwas – so eine Verwechslung – kann in Gärtnereien schon mal passieren, ganz besonders dann, wenn die Pflanzen nicht im Betrieb vermehrt werden und daher auch kein Mutterpflanzenquartier vorhanden ist, in dem eine solche Unart wie unterirdische Ausläufer nicht lange verborgen bliebe.

Campanula rotundifolia – Rundblättrige Glockenblume, Austrieb
Campanula rotundifolia – Austrieb

Also, ich kann Sie beruhigen: Die Rundblättrige Glockenblume wächst horstig und nicht unanständig wuchernd. Wo Verblühtes stehen bleiben darf, sät sich Campanula rotundifolia allerdings gut selbst aus und bildet dadurch größere bis große Bestände. Das wäre ganz im Sinne der Glockenblumen-Liebhaberinnen unter den Wildbienen, bei denen diese Art die beliebteste Pollenquelle ist (ausführlichere Informationen unter Campanula und Wildbienen, noch mehr unter Wildbienen im Stauden-Garten).

Lasioglossum costulatum (Glockenblumen-Schmalbiene, Weibchen) sammelt Pollen von Campanula rotundifolia
Lasioglossum costulatum (Glockenblumen-Schmalbiene, Weibchen) sammelt Pollen von Campanula rotundifolia

Ich finde die Rundblättrige Glockenblume einfach nur reizend und filigran. Und weil sie so filigran ist und die Triebe so zart sind, legen sie sich manchmal nieder. Dann kann man überlegen, ob man vielleicht Pflanzenstützen anbringt. Die sehr häufig empfohlene Wurzelsperre braucht Campanula rotundifolia indes nicht.

Nachsatz: Es hat offengestanden ein paar Jährchen gedauert, bis ich draufgekommen bin, dass es nichts mit meinem schweren Lehmboden zu tun hat, wenn die Rundblättrige Glockenblume bei mir im Garten keine Ausläufer macht. Man glaubt ja zunächst einmal der Gartenliteratur mit ihren renommierten Autoren.

Campanula rotundifolia – Rundblättrige Glockenblume

Wuchshöhe: 25-50 cm
Blütenfarbe: hell blauviolett
Blütezeit: Mai, Juni, Juli, August, September
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Steinfugen; Dachbegrünung
Hinweis: einheimische Staude; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula rotundifolia 'White Gem' – Rundblättrige Glockenblume

Campanula rotundifolia 'White Gem' – Rundblättrige Glockenblume Die Sorte 'White Gem' wächst schwächer als die Art – wie man das oft bei den weißen Typen hat, nicht nur bei Glocken­blumen. 'White Gem' hat große, reinweiße Blütenglocken und kann aus Samen vermehrt werden. Auch für sie gilt natürlich: keine Wurzelsperre erforderlich, sie macht keine Ausläufer.

Campanula rotundifolia 'White Gem' – Rundblättrige Glockenblume

Wuchshöhe: 25-40 cm
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: Mai, Juni, Juli, August, September
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Steinfugen; Dachbegrünung
Hinweis: Pollenpflanze für Wildbienen; unterirdische Ausläufer

Campanula sarmatica – Sarmatische Glockenblume

Campanula sarmatica – Sarmatische Glockenblume Nach vielen Fehl­versuchen, die Sarma­tische Glocken­blume im Beet anzu­siedeln, hatte ich im Stein­garten Erfolg. Dort erfreut sie uns nun schon seit vielen Jahren im Früh­sommer mit ihren zauber­haften blass­blauen Blüten. Dass sie so lange aus­hält, ist sicher nicht zuletzt der Tat­sache zu ver­danken, dass die Campanula sarmatica zu den wenigen Glocken­blumen-Arten gehört, von denen die Schnecken nicht viel halten. Schon allein dieser Umstand ist es wert, es mit der Sarmatischen Glockenblume zu versuchen! Ich muss jedoch einräumen: Sind sehr viele Schnecken im Garten, verschonen sie auch die Sarmatische Glockenblume nicht.

Campanula sarmatica – Sarmatische Glockenblume Sehr durch­lässiger Boden, Wärme und nicht zu viel Feuchtig­keit sind die Voraus­setzungen für ihren Pflanz­platz. Das sollte mach­bar sein, und wenn man ein bisschen auf­passt und dazu noch sandigen Boden im Garten hat, selbst ohne Stein­garten. In England klappt es ja schließlich auch mit der Campanula sarmatica als Rabattenpflanze.

Mein Tipp: Versuchen Sie es mit Saatgut und ziehen Sie die Pflanzen selbst (etwas anderes als Samenvermehrung machen die Gärtner auch nicht, weil sich die Sarmatische Glockenblume nicht teilen lässt). Hat man sie erst mal im Garten, ist Selbstaussaat die zuverlässigste Methode, um die Sarmatische Glockenblume längere Zeit zu behalten. Belassen Sie deshalb die verblühten Blütenstände an den Pflanzen, obwohl das manchem wahrscheinlich schwerfällt.

Campanula sarmatica – Sarmatische Glockenblume, Austrieb
Campanula sarmatica – Austrieb

Mit ihren circa 2,5 cm langen, also recht großen, zart blass­blauen bis lavendel­blauen Glocken­blüten passt Campanula sarmatica gut zu weiß blühenden Boden­deckern wie Gypsophila repens (Teppich-Schleier­kraut, Kriechendes Gipskraut) und Dianthus deltoides 'Albus' (Heide-Nelke) oder Sorten von Salvia nemorosa mit intensiven violetten Blütenfarben. Schön stelle ich mir ein "wüstes Durcheinander" mit niedrigeren Gräsern vor, weil C. sarmatica vom Wuchs her selbst ein bisschen unordentlich ist; die Horste fallen gern mal etwas auseinander. Melica ciliata (Wimper-Perlgras) und Nassella tenuissima (Zartes Federgras) kommen dafür infrage.

Campanula sarmatica – Sarmatische Glockenblume

Wuchshöhe: 20-40 cm
Blütenfarbe: blassblau, lavendelblau
Blütezeit: (Mai), Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Steingarten
Hinweis: graufilziges Laub; nicht so schneckengefährdet

Campanula saxifraga – Steinbrech-Glockenblume

Zugegeben, die niedrigen Glockenblumen sind zauberhaft, zumal wenn sie so große Glockenblüten haben wie die Steinbrech-Glockenblume. Dennoch: Sie gehören in erfahrene (Gärtner-)Hände und an einen Platz, der dem Naturstandort nachempfun­den ist.

Für Campanula saxifraga bedeutet das, dass sie am besten in Geröll gedeiht, vielleicht in Löchern von Steinen "versenkt" ist, zumindest aber in einem sehr lockeren Substrat mit einem hohen Anteil an Sand und Splitt steht. Und zwar bis zum Hals. Ein "Kragen" aus losem Gestein (Schotter, Kies, Splitt oder Ähnliches) bietet der Pflanze Schutz vor zu viel Feuchtigkeit, das ist zumal im Winter dringend nötig, auch wenn die Steinbrech-Glockenblume einzieht und nicht immergrün ist.

Campanula saxifraga – Steinbrech-Glockenblume Staunässe und Winter­nässe sind denn auch für die meisten Aus­fälle von Campanula saxifraga und anderen kleinen Felsen-Glocken­blumen verant­wortlich. Gleich an zweiter Stelle stehen die Schnecken. Hat man die empfind­lichen Gewächse tatsäch­lich erfolg­reich über den Winter gebracht und zeigt sich im Früh­ling der erste zarte Neuaustrieb, ist der häufig über Nacht verschwunden (so war das bei mir). Abgesäbelt von den scharfen Sägewerkzeugen unserer gemütlichen und stets hungrigen Gartenmitbe­wohner. Es ist schon ein Kreuz!

Winterliche Kälte können wir als Ursache jedenfalls ausschließen, falls die Steinbrech-Glockenblume aufgibt. Bis unter ‑30 °C steckt sie weg, sie stammt schließlich aus dem Kaukasus. Fehlt bei frostigen Temperaturen jedoch der Schutz einer geschlossenen Schneedecke, sieht's anders aus, und deshalb schaden ein paar Fichten- oder Tannenzweige nicht, die locker über die eingezogene Pflanze gelegt werden.

Campanula saxifraga gilt als eine der leichter und einfacher zu kultivierenden niedrigen Glocken­blumen und wird vergleichsweise oft im grünen Handel angeboten. Hier daher noch mal eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Standortvoraussetzungen und ‑vorbereitungen:

  • Tiefgründig lockerer, sandig-steiniger Boden (gern Felsspalten oder Trockenmauern) für einen guten Wasserabzug und zum Schutz vor Staunässe
  • "Halskrause" aus Gestein (Schotter, Splitt, Geröll etc.)
  • Sorgfältige Schneckenkontrolle am besten morgens und abends; Schneckenkorn sollte im Notfall kein Tabu sein

Viel Glück!

Campanula saxifraga – Steinbrech-Glockenblume

Wuchshöhe: 10-15 cm
Blütenfarbe: tief violettblau
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Steingarten, Alpinum
Hinweis: braucht durchlässigen Boden und "Kragen" aus Gestein; sehr schneckengefährdet

Campanula sibirica – Sibirische Glockenblume

Campanula sibirica – Sibirische Glockenblume mit Scherenbiene (Chelostoma)
Campanula sibirica mit Scherenbiene (Chelostoma)

Pflanzt man, freut sich und kurz darauf ist die Sibirische Glocken­blume auch schon wieder weg. Das soll keine Gering­schätzung gegen­über dieser Glocken­blumen-Art sein, sondern nur ein Hin­weis auf ihr flüch­tiges Garten­leben. Campanula sibirica ist eben nur zweijährig oder monocarp (heißt, die Pflanze stirbt nach der Blüte ab).

Dennoch gibt sie mir Rätsel auf: Noch nicht einmal durch Selbstaussaat hatte ich sie behalten, sie blieb einfach verschwunden. Nach etlichen Jahren – zehn können es leicht gewesen sein – tauchte sie plötzlich wieder im Garten auf. Haben wir sie all die Jahre in irgendwelchen abge­legenen Ecken übersehen? Kaum zu glauben. Oder hatten tatsächlich zwei Samenkörnchen im Boden überdauert und erst nach so langer Zeit die idealen Keimbe­din­gungen gefunden? Ich werde sie respektive ihren Standort im Auge behalten, mehr kann ich ja gar nicht tun. Sollte sie erneut nicht wieder auftauchen, werde ich sie allerdings auch diesmal nicht vermissen, ich finde, sie ist für den Garten entbehrlich.

Campanula sibirica – Sibirische Glockenblume, Laub Für den Garten vielleicht, aber auch für die Wild­bienen? Bei immer­hin vier Bienen-Arten wurde nämlich nachgewiesen, dass sie Pollen von C. sibirica in ihren Nestern deponieren für die Larven. Dennoch bleibe ich dabei: Die Sibiri­sche Glocken­blume ist entbehr­lich, solange im Garten genügend lang­lebigere und attrakti­vere Glocken­blumen für Wild­bienen ein Plätz­chen finden. Welche das sind, lesen Sie unter Campanula und Wildbienen. Was Wildbienen sonst noch brauchen zum Glücklichsein, habe ich unter Wildbienen im Stauden-Garten zusammengefasst.

Gut machen sich die etwas krakelig und zerzaust wirkenden Campanula-sibirica-Pflanzen eingezwängt zwischen anderen Pflanzen oder auf einer größeren Fläche. Dann stellt sich allerdings die Frage, was man mit dieser Fläche vor und nach ihrer Blüte anstellt. Am vorteilhaftesten ist es deshalb, die Sibirische Glockenblume in Wildstaudenpflan­zungen
Wildstaudenpflanzungen:

Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstauden-Pflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.

und naturnahe Gartenbereiche
Naturnaher Garten:
Ein Garten, der weitgehend unter Verwendung von einheimischen Pflanzen angelegt ist.

zu integrieren. Die Bestände am Naturstandort sind auf Trocken­rasen und Halbtrockenrasen spezialisiert; das für Sie nur als Anhaltspunkt für die Standortfindung.

Campanula sibirica – Sibirische Glockenblume Die Artbe­zeichnung sibirica ist etwas irre­führend. Die Sibiri­sche Glocken­blume kommt mit­nichten nur in Sibirien natür­lich vor, ihre Ver­breitung erstreckt sich west­lich viel­mehr bis nach Mittel­europa und Italien. Ent­sprechend variabel sind die Pflanzen, was den Wuchs sowie die Blüten­farbe und ‑form anbelangt. Die einzigen Naturstandorte in Deutschland liegen übrigens in Mecklenburg-Vorpommern sowie in Berlin-Brandenburg (ziemlich im Osten Richtung polnische Grenze). In Mecklenburg-Vorpommern ist Campanula sibirica dabei als vom Aussterben bedroht eingestuft, in Brandenburg als gefährdet (Stand Januar 2024).

Wer im Garten gern experimentiert und Neues ausprobiert, könnte sich ja bei Gelegenheit ein Samentütchen besorgen und Campanula sibirica selbst aussäen. Kostet nicht die Welt und macht dazu noch Spaß!

Campanula sibirica – Sibirische Glockenblume

Wuchshöhe: 30-50 cm
Blütenfarbe: violettblau
Blütezeit: Mai, Juni
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung:
Hinweis: zweijährig oder monocarp; einheimische Pflanze; Pollenquelle für Wildbienen

Campanula takesimana – Korea-Glockenblume

Kaum zu glauben, dass Campanula takesimana in England mancherorts den Ruf genießt, ein Unkraut zu sein. Was müssen die in England bloß für einen Boden haben? Ich bin um jeden kleinen Ausläufer froh, den sie macht, damit sie mir erhalten bleibt.

Campanula takesimana und C. punctata
Blüten von C. takesimana (li.) und C. punctata 'Rubra'

Aber langsam, zunächst zu einer grund­sätzlichen Frage: Gibt es die Campanula takesimana über­haupt? Einige Botaniker verneinen dies und stellen sie zu Campanula punctata. C. takesimana wäre demnach nur ein Synonym. Diese Ansicht ist in Experten­kreisen sehr umstritten. Bis in dieser Sache Klarheit herrscht, führe ich die Korea-Glockenblume schon allein wegen ihrer optischen Unterschiede (Wuchshöhe und Blütengröße zum Beispiel) zur Japan- oder Punktierten Glockenblume als eigene Art.

Campanula takesimana – Korea-Glockenblume Wo es ihr gefällt, bildet die Korea-Glocken­blume hübsche Matten, ähn­lich wie die Japan- oder Punktierte Glocken­blume (Campanula punctata). Im Habitus sind sie sich eben­falls ähn­lich, und dass zwischen den beiden ein weit­läufiges Ver­wandt­schafts­verhältnis besteht, können sie nicht leugnen. Die Korea-Glocken­blume ist aller­dings in allem etwas gröber und größer, nicht so filigran wie die Punktierte Glocken­blume (gemeint ist hier die Art). Die stabilen Blütenstängel können durchaus eine Höhe von 50‑60 cm erreichen, die größere Glockenblüten tragen als die der Punktierten.

Beim "Original" sollen die Blüten außen hell­violett bis weiß und innen bräun­lich sein. Weil diese Art jedoch sehr variabel ist und ich meine Exem­plare aus Saat­gut gezogen habe, ist mir diese bräun­liche Innen­seite nie begegnet. Rosa- und Violett­töne mit oder ohne weiß ja, braun nein.

Campanula takesimana gehört nicht gerade zum Standardsortiment der Gärtnereien, in gut sortierten größeren Betrieben oder in ganz kleinen, die sich auf Besonderheiten und Raritäten spezialisiert haben, werden Sie sicher fündig. Und zum Glück gibt's ja das Internet und den Pflanzenversand.

Die Korea-Glockenblume ist wegen ihrer Blütenfarbe und dem mittelhohen Wuchs eine schöne Ergänzung im Glockenblumen-Reigen. Mit einer kleinen Einschränkung: Nur solange sie blüht, ist sie um die 50 cm hoch. Schneiden Sie Verblühtes nach der Blüte ab, weil es Ihnen zu ungepflegt aussieht, wird die C. takesimana auf ihren etwa zehn Zentimeter hohen Blatt-Teppich reduziert. Achten Sie bei Beetpflanzung daher darauf, dass ab Juli/August keine unschönen Lücken entstehen, denn weg ist weg.

Campanula takesimana – Korea-Glockenblume

Wuchshöhe: 40-60 cm
Blütenfarbe: weiß, meist rosa gefleckt
Blütezeit: Mai, Juni, Juli
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Schnittpflanze
Hinweis: kurze Ausläufer; große Glocken

Campanula trachelium – Nesselblättrige Glockenblume, Nessel-Glockenblume

Campanula trachelium – Nesselblättrige Glockenblume, Blüte Der Gärtner und Züchter Christian Kreß, Sarastro-Stauden, hat mit Campanula trachelium als dem einen Elternteil, mit Campanula punctata als dem anderen die zauberhafte Campanula-Punctata-Hybride 'Sarastro' gezüchtet. Also muss die Nessel­blättrige Glockenblume als einheimi­sche Wildstaude (die durchsetzungs­stark genug ist, um in den meisten Bundesländern nicht gefährdet zu sein; Stand Januar 2024) doch eigentlich überzeugen, oder?

Campanula trachelium – Nesselblättrige Glockenblume, Austrieb
Campanula trachelium – Austrieb

Leider ist das offenbar nicht der Fall, sonst würde Campanula trachelium in den Gärtnereien häufiger angeboten (kann sein, dass sich da gerade was tut). Dabei wünscht sich diese Glocken­blume kein Betüteln und Umsorgen, sondern nur einen passenden Standort, der nicht zu trocken, gern aber schattig bis halb­schattig sein darf. Das ist ihr sogar lieber als volle Sonne. In den meisten Gartenböden wird sie sich zudem rundum wohl­fühlen, denn Mangel an Stickstoff herrscht in diesen Substraten so gut wie nie; eher das Gegenteil ist in der Regel der Fall und dieser hohe Stickstoff­gehalt kommt der Nessel-Glockenblume gelegen.

Campanula trachelium – Nesselblättrige Glockenblume Einen Rückschnitt nach der Blüte können Sie machen, doch ein paar abgeblühte Blüten­stängel sollten stehen bleiben dürfen. Dann kann sie sich in aller Ruhe aussäen, das ist bei ihr erwünscht, weil sie nicht so ausdauernd ist. Die Sämlinge können "reinrassige" Campanula trachelium sein, allerdings auch Kreuzungen, sofern andere Glockenblumen-Arten nahe bei ihrem Standort angesiedelt sind. Besonders gern kreuzt sie sich mit Campanula punctata und C. rapunculoides.

Wo Kiefern (bot. Pinus, sie fungieren als Zwischenwirt) in der Nähe stehen, wird Campanula trachelium als Endwirt zudem gern von einem Rostpilz, Coleosporium campanulae, heimgesucht. Der sommerliche Befall ist nicht zu übersehen, denn die orangefarbenen Sporenlager des Pilzes auf der Unterseite der Glockenblumenblätter leuchten weithin. Auf der Blattoberseite hingegen sind nur helle, gelbliche Verfärbungen zu sehen, die auch von etwas anderem herrühren könnten (Nährstoffmangel zum Beispiel).

Glockenblumen-Rost auf Glockenblumen-Hybride (Campanula-Trachelium-Kreuzung)
Rostpilz auf einer Campanula-Trachelium-Kreuzung

Entdecken Sie solche orange­gespren­kelten Blätter, sollten Sie handeln, um die weitere Aus­breitung des Rostpilzes zu vermeiden: Befallene Blätter werden entfernt und im Restmüll entsorgt. Auf den Kompost sollten Sie solche "Sporen­bomben" nicht werfen. Falls es erforderlich ist, schneiden Sie befallene Glockenblumen kom­plett und bodennah ab; keine Sorge, die treiben schon wieder aus, Campanula trachelium ist hart im Nehmen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass bei uns bislang stets nur Campanula-trachelium-Hybriden (vermutlich eine Kreuzung mit C. rapunculoides) mit dem Pilz befallen waren, die Art selbst blieb verschont.

Noch ein Letztes: Die Nesselblättrige Glocken­blume ist einer der Favoriten von glocken­blumen­affinen Wildbienen. Wo sie in größerer Stückzahl blüht, kann es gut sein, dass sich auch diese Bienen sehen lassen, wenn sie irgendwo in der Nähe nisten können. Wer sich für das Thema Wildbienen (im Garten) interessiert, sollte meine Artikel zu Campanula und Wildbienen und Wildbienen im Stauden-Garten lesen.

Campanula trachelium – Nesselblättrige Glockenblume, Nessel-Glockenblume

Wuchshöhe: 75-110 cm
Blütenfarbe: violettblau
Blütezeit: Juni, Juli, August
Lichtverhältnisse: sonnig-halbschattig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Schnittpflanze
Hinweis: kalkhaltiger Boden; Pollenpflanze für Wildbienen

Campanula waldsteiniana – Waldsteinien-Glockenblume

Wie naiv darf man eigentlich sein? Als Gärtner müsste man es besser wissen und gar nicht erst versuchen, ein anspruchsvolles Pflänzchen wie die Waldsteinien-Glockenblume (oftmals auch als Waldstein-Glockenblume oder Waldsteins Glockenblume bezeichnet) aus Kroatien in normalem Gartenboden (was heißt normal – eher von der lehmigen Sorte) ansiedeln zu wollen.

Kein Wunder, dass es von der Waldsteinien-Glockenblume nur dieses eine (auch noch schlechte) Foto gibt, sie war ja im Jahr nach der ersten Blüte verschwunden. Also die Campanula waldsteiniana unbedingt in den Steingarten oder ins Alpinum und nur in erfahrene und fürsorg­liche Gärtnerhände! Als niedrige Glockenblumen gibt es schließlich immer noch Campanula cochleariifolia, carpatica, garganica oder portenschlagiana, die mit einem gut vorbereiteten Platz in einem Beet viel eher zurechtkommen.

In Steingärten, die mit Kalksteinen aufgebaut und mit kalkhaltigem Substrat angefüllt sind, mag es zutreffen, dass die Waldsteinien-Glockenblume ausdauernd ist und von Jahr zu Jahr schöner und üppiger wird. In der Gesellschaft von Steinen oder in Geröll kommt ja zudem ihr kugeliger bzw. halbkugeliger Wuchs wesentlich eindrucksvoller zur Geltung als in einem Beet, selbst wenn sie dort am Rand steht.

Halbschatten sagt Campanula waldsteiniana eher zu als vollsonnige Standorte. Sie schätzt auch Hitze nicht sehr; Pflanzplätze, an denen der "Dampf" nicht abziehen kann, sollte man deshalb vermeiden.

In England ist es offenbar nicht unüblich, Campanula waldsteiniana als sommergrüne Topfpflanze zu kultivieren. Einzige Voraus­setzung dafür, dass das klappt: einmal jährlich umtopfen, natürlich stets in steiniges Substrat. Warum nicht? Einen Versuch wäre es wert, schließlich verfügt nicht jeder Glockenblumen-Fan über einen Steingarten oder ein Alpinum. Und Topfkultur ist ja fast ein bisschen wie Alpinum.



Campanula waldsteiniana –
Waldsteinien-Glockenblume

Wuchshöhe: 10-15 cm
Blütenfarbe: violett
Blütezeit: Juni, Juli
Lichtverhältnisse: halbschattig-sonnig
Bodenverhältnisse: trocken-frisch
Verwendung: Steingarten/Alpinum, Topfkultur
Hinweis: braucht steiniges, kalkhaltiges Substrat



Campanula und Wildbienen

Dass Korbblütler (Asteraceae) Insekten magisch anziehen, dürfte bekannt sein. Wie wichtig Glockenblumengewächse (Campanulaceae) für die Insektenwelt sind, wissen vielleicht weniger Menschen, deshalb will ich hier mal eine Lanze für die Glockenblumen brechen (und ihre nahen Verwandten wie die Ballonglocke – Platycodon grandiflorus) und ihre Bedeutung für Wildbienen aufzeigen.

Campanula rotundifolia mit Chelostoma rapunculi (Weibchen)
Campanula rotundifolia mit Chelostoma rapunculi (Weibchen)

Natürlich brauchen die erwachse­nen Wild­bienen (Imagines) Nahrung (in erster Linie Nektar), um zu über­leben. Von welchen Pflanzen sie den holen, spielt für sie zunächst mal keine so große Rolle – Haupt­sache, Nektar. Von welchen Pflan­zen Pollen gesammelt wird, um den Nach­wuchs – die Larven – durchzufüttern, das ist jedoch nicht so variabel: Jede Bienenart hat ihre festen und bevorzugten Pollenlieferanten, je nach Art aus vielen Pflanzenfamilien oder nur aus einer. Ganz spezialisierte sammeln nur Pollen von Pflanzen aus einer Gattung oder sogar nur von einer Pflanzenart. (In der Regel und der Einfachheit halber für die Imagines sind die Pollenquellen auch gleich die Nektarquellen zur Eigenver­sorgung.) Auf die passenden Pollenlieferanten für die Larven kommt es also an. Wo sie fehlen, schauen sich die Wildbienen nicht nach geeigneten Nistmög­lich­keiten um, da kann es noch so viele Nektarquellen geben.

Um die Wechsel­beziehung zwischen Glocken­blumen und Wild­bienen zu verdeut­lichen, picke ich mal die häufiger in den Gärten kultivierten mehr­jährigen Campanula-Arten heraus, deren Pollen Wild­bienen wissenschaftlich nachgewiesen für die Larven sammeln, und eine, an der ich Wildbienen beim Pollensammeln beobachtet habe (Campanula fenestrellata – das Sammeln bei ihr ist unschwer zu erkennen, weil ihr Pollen blau ist):

Campanula fenestrellata mit Lasioglossum costulatum (Weibchen beim Pollensammeln)
Lasioglossum costulatum (Weibchen) beim Pollensammeln an Campanula fenestrellata

Pollen dieser 14 Glocken­blumen wird von nicht weniger als 39 Wildbienen-Arten zum Versorgen der Larven gesammelt. Von diesen 39 Bienen-Arten kommen in Deutsch­land immerhin 21 noch mäßig häufig, häufig oder sogar sehr häufig vor. Und wenigstens 15 dieser häufigeren Arten sammeln Pollen von Campanula rotundifolia. Damit ist die Rundblättrige Glockenblume Pollenlieferant Nummer eins in der Gattung Campanula, gefolgt von der Nesselblättrigen Glockenblume (C. trachelium – mindestens 9 mäßig häufig bis sehr häufig vorkommende Bienen-Arten sammeln deren Pollen) und der Pfirsichblättrigen Glockenblume (C. persicifolia – wenigstens 8 häufigere Arten sammeln bei ihr Pollen). Zählt man die in Deutschland selteneren Arten dazu, sammeln an Campanula rotundifolia sogar minimum 27 Arten, an C. trachelium min. 13 und an C. persicifolia min. 10 Wildbienen-Arten.

Campanula glomerata mit Lasioglossum costulatum (Weibchen)
Campanula grossekii mit Lasioglossum costulatum (Weibchen)

Wohlgemerkt: Diese Zahlen beziehen sich lediglich auf die untersuchten Pollenladungen sowie meine Beobachtungen. Von welchen Glockenblumen-Arten tatsächlich Pollen in den Nestern rumliegen, ist unbekannt. Die Bienen­gattung Bombus, die Hummeln, ist darin zudem gar nicht enthalten (weil Hummeln so unglaublich flexibel sind und so ziemlich alles sammeln).

Unter den insgesamt 39 Wildbienen-Arten, bei denen das Sammeln von Glockenblumen-Pollen nachge­wiesen wurde, sind 12 Arten (7 davon kommen hierzulande relativ häufig vor), die nur Pollen von Campanulaceae (der Familie) sammeln, darunter wiederum 5, die ausschließ­lich an Glocken­blumen, also an der Gattung Campanula sammeln; oligolektisch nennen Wissenschaftler ein solches Pollensammel­verhalten ausschließ­lich bei einer Pflanzen­familie, streng oligolektisch das Sammeln bei nur einer Gattung.

Platycodon grandiflorus 'Album' mit Chelostoma rapunculi (Weibchen)
Platycodon grandiflorus 'Album' mit Chelostoma rapunculi (Weibchen)

Bei uns im Garten ist das so: Bevorzugt sammeln alle an Campanula­ceae oligo­lek­tischen Bienen, die sich bei uns so rum­treiben, an den Glocken­blumen. Nur wenn davon nicht aus­reichend vor­handen sind oder blühen oder der Pollen abge­erntet ist, weichen sie auf andere Glocken­blumen­gewächse aus. Sehr beliebt ist dann Platycodon grandiflorus (Ballonblume), der zwar aus Asien stammt, dessen Blüten in Aufbau und Blühweise den Blüten der Glockenblumen jedoch sehr ähnlich sind.

Zugegeben, das waren jetzt viele Zahlen. Doch an ihnen lässt sich ablesen, dass Wildbienen nicht nur von sogenanntem Unkraut leben und dass Wildbienen-Hilfe und Gartengestaltung kein Widerspruch sein muss. Wenn, ja wenn bei der Bepflanzung des Gartens berücksichtigt wird, dass von einer Glockenblume keine Wildbiene leben, geschweige denn sich fortpflanzen kann. Und schon wieder Zahlen am Beispiel Campanula rotundifolia: Um eine einzige Brutzelle (somit eine Larve) mit Pollen von dieser Glockenblume ausstatten zu können (Westrich 2018 nach Müller et al. 2006) braucht Dufourea dentiventris (eine Glanzbiene) 18 Blüten (4,5 Pflanzen), Lasioglossum costulatum (Glockenblumen-Schmalbiene) 35,2 Blüten (8,8 Pflanzen), Melitta haemorrhoidalis (Glockenblumen-Sägehornbiene) 66,3 Blüten (16,6 Pflanzen) und Chelostoma campanularum (Kleine Glockenblumen-Scherenbiene) 6,8 Blüten (1,7 Pflanzen).

Campanula persicifolia mit Chelostoma rapunculi (Männchen)
Campanula persicifolia mit Chelostoma rapunculi (Männchen)

Eine ordent­liche Menge, die man als Wild­biene in der Natur erst mal finden muss, zumal jede Biene ja nicht nur für ein Ei bzw. eine Larve Pollen braucht. So viele Glocken­blumen wie benötigt, um eine aus­reichende Vermehrungs­grundlage (und damit einen Anreiz) für Wild­bienen-Arten zu schaffen, passen auch nicht eben so in jeden (Klein-)Garten. Trotzdem machbar, wenn sich Nachbarn zusammentun und sozusagen zaunübergreifend ein Wildbienen-Catering ins Leben rufen. Doch selbst dieses Engagement hilft den Wildbienen nicht weiter, so denn geeignete Nistplätze ganz in der Nähe der Gärten fehlen. Je näher Nistplatz und Pollenquellen beieinander­liegen, desto besser, denn nur einige Wildbienen-Arten legen Entfernungen von 500 m und mehr zurück; die meisten fliegen bloß (deutlich) kürzere Strecken.

Bevor es jetzt noch unübersichtlicher wird, habe ich diejenigen Arten, die nur Pollen von Campanula (Gattung) oder Campanulaceae (Familie) sammeln, also streng oligolektisch oder oligolektisch sind, ihr Vorkommen in Deutschland sowie ihr Nistverhalten und die Flugzeiten in Tabellen zusammengefasst (nach Westrich 2018 und einigen eigenen Beobachtungen):

Oligolektische Wildbienen an häufigen Garten-Glockenblumen (Campanula)

Pollenlieferant/
Campanula-Art      
Deutscher
Pflanzenname 
Bienen-Gattung
und -Art
Häufigkeit in
Deutschland
Verbreitung in Deutschland
C. carpatica Karpaten-
Glockenblume
Chelostoma rapunculi häufig weit verbreitet
C. cochleariifolia Zwerg-
Glockenblume
Dufourea dentiventris mäßig häufig alle Regionen, Schwerpunkt Mittelgebirge



Bienen-Gattung
und -Art
Deutscher
Bienenname
Nachgewiesenes
Pollensammelverhalten
NistweiseFlugzeit
Andrena curvungula Braunschuppige Sandbiene nur von Campanulaceae (Familie) unterirdisch an spärlich bewachsenen Stellen in selbst gegrabenen Hohlräumen ca. Mitte Mai bis Ende Juni (eine Generation/Jahr)


Campanula glomerata mit Chelostoma rapunculi (li.) und Lasioglossum costulatum (re.)
Campanula glomerata mit Chelostoma rapunculi (li.) und Lasioglossum costulatum (re.)

Die genannten Scheren­bienen (Gattung Chelostoma) nisten alle drei auch im Sied­lungs­bereich. Für sie lohnt es sich, mit ver­schiedenen Nist­hilfen zu experi­mentieren: Schilf­halme oder Stäbe von Miscanthus x giganteus (Riesen-Chinaschilf) kommen dafür infrage und sind leicht zu bekommen. Wichtig ist eben der richtige Innen- bzw. Lochdurchmesser. Totholz, also Stammteile oder dicke Äste von gefällten oder abgestorbenen Bäumen, die im Freien verwittern dürfen, lassen sich ebenfalls vergleichsweise leicht organisieren. Weitere Informationen: Tipps zur Verbesserung der Nistmöglichkeiten für Bewohner vorhandener Hohlräume von Paul Westrich und zur Besiedelung markhaltiger und hohler Stängel von H.-J. Martin.

Nichts kann die Natur und natürliche Habitate ersetzen. Sie zu erhalten und Flora und Fauna wieder mehr Lebensraum zuzugestehen, das sollte unser aller Ziel sein. Unsere Gärten können die Natur zudem ergänzen und mit der "richtigen" Bepflanzung und Gestaltung (was beides nichts mit "Wildnis" zu tun hat) Wildbienen sowie andere Insekten sinnvoll unterstützen. Diese Möglichkeit sollten wir nicht ungenutzt lassen.


Literatur:

  • Paul Westrich, Die Wildbienen Deutschlands, Ulmer-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 2018, 2. Auflage 2019, ISBN 978-3-8186-0123-2
  • Steven Falk, Field Giude to the Bees of Great Britain and Ireland, Bloomsbury Wildlife Guides, 2017, ISBN 978-1-9103-8903-4 (PB)


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Pseudofumaria (Lerchensporn)
Pulmonaria (Lungenkraut)
Pulsatilla (Kuh-/Küchenschelle)
Rudbeckia (Sonnenhut)
Ruta (Wein-Raute)
Salvia (Salbei)
Sanguisorba (Wiesenknopf)
Saponaria (Seifenkraut)
Satureja (Bohnenkraut)
Saxifraga (Steinbrech)
Scabiosa (Skabiose)
Sedum (Fetthenne)
Sempervivum (Hauswurz)
Sideritis (Bergtee)
Silene (Leimkraut)
Solidago (Goldrute)
Stachys (Ziest)
Symphyotrichum (Aster)
Symphytum (Beinwell)
Tanacetum (Bunte Margerite)
Teucrium (Gamander)
Thalictrum (Wiesenraute)
Thymus (Thymian)
Tiarella (Schaumblüte)
Tradescantia (Dreimasterblume)
Trifolium (Klee)
Trollius (Trollblume)
Verbascum (Königskerze)
Verbena (Verbene)
Vernonia (Arkansas-Scheinaster)
Veronica (Ehrenpreis)
Veronicastrum (Arzneiehrenpreis)
Vinca (Immergrün)
Viola (Veilchen)
Waldsteinia (Waldsteinie)
Yucca (Palmlilie)