Miscanthus sinensis – Silber-Chinaschilf, Landschilf

(Pflanzenfamilie: Poaceae – Süßgräser)

Die Gattung Miscanthus steht seit einiger Zeit "unter Beobach­tung", soll heißen, die Botaniker sind gerade wieder mal dabei, diese Gattung mit den ihr zugeordneten Arten zu durch­leuchten und neu aufzuteilen, sprich neuen Gattungen zuzuordnen. So richtig durch­gesetzt hat sich die daraus resultierende geänderte Nomenklatur bei den Gärtner noch nicht (sie ist auch gar noch nicht zur Gänze abgeschlossen), es könnte aber sein, dass Ihnen in einer Gärtnerei ein Eumiscanthus sinensis begegnet, das ist dann der altbekannte Miscanthus sinensis.

Miscanthus sinensis 'Pünktchen' mit Raureif
Raureif-Zauber: Staudenbeet mit Miscanthus sinensis (Silber-Chinaschilf, Landschilf) 'Pünktchen'

Miscanthus sinensis ist bei Pflanzen­züchtern beliebt, immer neue Sorten werden ausgelesen und auf den Markt gebracht, wohl auch, weil M. sinensis eben nicht nur für Hobbygärtner interessant ist, sondern für die Landwirtschaft als Nutzpflanze ebenfalls (dazu mehr unter Miscanthus x giganteus). Oberstes Ziel bei der Züchtung sind deshalb neue Sorten, deren Blüten attraktiv und zugleich steril sind, damit sich M. sinensis in der Natur nicht ausbreitet und dabei die in Deutschland einheimische Flora verdrängt. Bei den alten Sorten hatte man das Problem der unerwünschten Verbreitung vor der Klimaerwärmung noch nicht: Sie blühten oft zu spät im Jahr, vielfach aber auch gar nicht, weil die Wachstumsphase klimatisch bedingt zu kurz für eine Blüten- und damit Samenbildung war. Seit der Klimawandel richtig spürbar geworden ist, kann und darf man sich auf solche ehedem naturgegebenen Vermehrungsbremsen jedoch nicht mehr verlassen.

Ganz allgemein kann man über die Gattung Miscanthus sagen, dass ihren Ange­hörigen eine lange Winterruhe zu eigen ist; erst Ende April/Anfang Mai zeigen sich bei uns in Keidenzell in der Regel die ersten frischen Halme. In Gegenden mit längeren und strengeren Wintern mag sich der Austrieb sogar bis in den Juni verschieben. Dieser Umstand verlangt natürlich eine sorgfältige Auswahl der Begleitpflanzen, damit’s im Beet bis zum Austrieb des Miscanthus nicht so leer aussieht. Infrage kommen dafür etwa alle früh blühenden Geranium-Arten (Storchschnabel) wie G. macrorrhizum, G. pratense und G. x cantabrigiense 'Biokovo' sowie Akeleien (Aquilegia) oder früh blühende Schwertlilien (Iris).

Pflege und Vermehrung von Miscanthus sinensis

Miscanthus sinensis – Silber-Chinaschilf, Austrieb
Miscanthus sinensis (Silber-Chinaschilf) – Austrieb

Gleich nach dem Austrieb ist die beste Zeit, um das Silber-China­schilf zu teilen. Eine Wurzelsperre brauchen Sie für diese Miscanthus-Art zwar nicht, da sie jedoch große Horste bildet und zudem einiger­maßen ausladend wächst, kann es durchaus sein, dass der Chinaschilf-Horst nach einigen Jahren verkleinert werden muss. Bei dieser Gelegenheit bietet es sich an, seinen Miscanthus gleich zu vermehren. Dazu werden handliche Teilstücke zunächst eine Weile in Blumentöpfen kultiviert (nicht zu sonnig stellen und das Gießen nicht vergessen), bevor sie am neuen Standort ausgepflanzt werden.

Miscanthus sinensis 'Kleine Fontäne' – Silber-Chinaschilf, Samenstände
Miscanthus sinensis (Silber-Chinaschilf) 'Kleine Fontäne' – Samenstände

Lassen Sie das China­schilf während der Vege­tations­zeit ruhig ein wenig "hungern". Die Pflanzen beenden dadurch ihre Wachstums­phase früher und sind somit für den Winter besser gerüstet. Konkret heißt das: Höchstens eine Düngergabe pro Jahr (im Frühling mit dem Austrieb), es sei denn, Sie wissen sicher, dass der Boden in Ihrem Garten (sehr) mager ist. Näheres zum Thema Düngen finden Sie auf meiner Seite Düngen im Garten.

Entfernt erinnert das Chinaschilf an Pampasgras (Cortaderia selloana). Das erklärt, weshalb manche Gartenbesitzer das Laub ihres Chinaschilfs im Herbst zu einem Schopf zusammenbinden. Vielleicht wollen sie damit aber auch bloß das Verwehen der abgestorbenen Blätter – wie bei seinem Vetter, dem Riesen-Chinaschilf (Miscanthus x giganteus), – den Winter über verhindern und die damit ver­bundene Schweinerei im Garten (und angrenzenden) vermeiden. Beim Pampasgras ist das Zusammenbinden jedenfalls ratsam, beim Miscanthus hingegen braucht's das nicht; und wenn man sich im Garten schon mal eine Arbeit sparen kann, sollte man das tun …

Rückschnitt: Im März/April – vor dem Neuaustrieb – schneiden Sie die vorjährigen Halme 5-10 cm über dem Boden ab. Das geht gut mit einer Astschere, noch besser mit einer motorbe­triebenen Heckenschere.

Eine Auswahl an Miscanthus-Sinensis-Sorten

Miscanthus sinensis 'Pünktchen' – Silber-Chinaschilf, Blüten
Miscanthus sinensis (Silber-Chinaschilf) 'Pünktchen' – Blüten

Mittlerweile gibt es jede Menge Sorten vom Chinaschilf und mächtige Horste bilden sie mit den Jahren alle. So sind denn hauptsächlich die Blütezeit und die Herbstfärbung die Kriterien, nach denen wir unsere Wahl treffen, denn wie deutlich die Blüten über dem Laub stehen, ist nicht nur eine Sortenfrage, sondern hängt auch mit der Wasserversorgung zusammen. In trockenen Jahren bleiben die Blütentriebe meist niedriger; es ist schon vorgekommen, dass sie fast im Laub verschwinden.

Hier nun eine kleine Auswahl an Chinaschilf-Sorten mit Informationen zu den sortenspezifischen Eigenheiten. Eine Wurzelsperre ist für die Sorten von Miscanthus sinensis nicht erforderlich!

Miscanthus sinensis 'Ferner Osten' – Silber-Chinaschilf 'Ferner Osten'

Miscanthus sinensis 'Ferner Osten' – Silber-Chinaschilf 'Ferner Osten', Herbst
Miscanthus sinensis (Silber-Chinaschilf) 'Ferner Osten' im Herbst

Dankenswerterweise haben die meisten der rötlichen Blütenstände des 'Fernen Ostens' helle, silbrige Spitzen, dadurch lässt sich die Sorte recht gut bestimmen, wenn mal Etiketten durcheinandergeraten oder verloren gehen. Ansonsten: Eine von vielen Miscanthus-Sinensis-Sorten, die einander doch recht ähnlich sind. Hier zählt nur der persönliche Geschmack.

Zufriedenstellende orangerote Herbstfärbung, die allerdings jedes Jahr ein wenig anders ausfällt – mal mehr, mal weniger intensiv. Die verblühten Blütentriebe sind bis zum Rückschnitt ein guter Strukturgeber im Garten, denn die Halme sind kräftig genug, den Herbst- und Winterstürmen zu trotzen, aber auch das ist kein Alleinstellungsmerkmal. Ein großes Plus kann die Sorte 'Ferner Osten' dann aber schon noch für sich verbuchen: Sie gehört zu den zierlicheren Silber-Chinaschilf-Sorten und sie beginnt früh zu blühen – schon im August –, und damit gibt es in keinem Jahr Zweifel, ob sie es denn überhaupt schaffen wird zu blühen, bevor der Winter kommt.

Miscanthus sinensis, Landschilf 'Ferner Osten' – Silber-Chinaschilf 'Ferner Osten'

Wuchshöhe: 110-150 cm
Farbe Blütenstand: rotbraun
Blütezeit: August, September
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung:
Hinweis: Orangerote Herbstfärbung

Miscanthus sinensis 'Gracillimus' – Silber-Chinaschilf 'Gracillimus', Eulaliagras

Miscanthus sinensis 'Gracillimus' – Silber-Chinaschilf 'Gracillimus', Eulaliagras
Miscanthus sinensis (Silber-Chinaschilf) 'Gracillimus' im Juli

Der Sorte 'Gacillimus' bedient man sich gern zur Gestaltung vom öffentlichem Grün, also von Parks und Grünanlagen, und zwar oft in Massen: Nur Rasenflächen eingefasst mit Chinaschilf. Es soll wohl beruhigend wirken, solch ein Ensemble in Grün. Man spekuliert dabei darauf, dass der 'Gracillimus' es nicht schafft, zur Blüte zu kommen, weil er damit so spät dran ist. Diese Rechnung dürfte immer seltener aufgehen, denn selbst in Keidenzell – und damit nicht im Weinbauklima – hat er es seit 2019 noch jedes Jahr geschafft zu blühen; zwar spät, aber doch und dann gleich ungemein reich. Dem Klimawandel sei Dank, möchte man sagen, wäre es nicht so traurig.

Alles in allem ist diese Sorte unbedingt empfehlenswert (Herbstfärbung: gelb). Allein die Wuchsform – nach dem Austrieb zunächst vasenförmig, später im Jahr breit ausladend – ist immer wieder ein Hingucker. Und mit seiner Blüte (erst im Oktober) setzt er den Schlussakkord im Gartenjahr.

Miscanthus sinensis 'Gracillimus' – Silber-Chinaschilf, Landschilf 'Gracillimus', Eulaliagras

Wuchshöhe: bis über 200 cm
Farbe Blütenstand: rotbraun
Blütezeit: Oktober, November
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung: Solitär
Hinweis:

Miscanthus sinensis 'Pünktchen' – Silber-Chinaschilf, Landschilf 'Pünktchen'

Miscanthus sinensis 'Pünktchen' – Silber-Chinaschilf
Miscanthus sinensis (Silber-Chinaschilf) 'Pünktchen' im Herbst

Die Sorte 'Pünktchen', seit einigen Jahren auch als 'Zirkus' im Handel, ist ein schönes Beispiel aus der großen Miscanthus-Sinsenis-Gruppe, dass neuere Züchtungen doch ihre Berechtigung haben und manchmal sogar ein Segen sind: 'Pünktchen' blüht – wenn es erst mal eingewachsen ist – zuverlässig jedes Jahr und noch dazu sehr imposant und augenfällig. Bis zur Samenreife schafft es das 'Pünktchen' trotzdem kaum, von daher sind keine Sämlinge zu befürchten, obwohl die Sorte nicht steril ist. (Bei nur einem Exemplar im Garten passiert eh meist nichts, weil die Pflanzen eine zweite zur Befruchtung brauchen.)

Die cremeweiß gestreiften Blätter (querlaufende Bänderung, Herbstfärbung gelborange) machen diese Sorte bereits vor der Blüte zu einem vielseitig einsetzbaren Ziergras, etwa als Leitstaude im Beet. Wie allen Chinaschilf-Arten und -Sorten steht ihm die Gesellschaft hoher Stauden gut und wegen des späten Austriebs im Frühjahr auch die von niedrigen, früh blühenden Stauden, zum Beispiel Geranium-Arten; wie wär's mit Geranium renardii und seinen Sorten?

Miscanthus sinensis 'Pünktchen' – Silber-Chinaschilf, Landschilf 'Pünktchen'

Wuchshöhe: 130-170 cm
Farbe Blütenstand: rotbraun
Blütezeit: September, Oktober
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung:
Hinweis: wertvolle Sorte, Herbstfärbung gelborange

Miscanthus sinensis 'Zebrinus' – Silber-Chinaschilf 'Zebrinus'

Dieses Silber-Chinaschilf, eine der ältesten Sorten, ist eine dankbare Pflanze für Gräser-Liebhaber, die eher Wert auf den Blattschmuck als auf die Blütenstände legen. Denn die Blüte ist bei Miscanthus sinensis 'Zebrinus' eher verhalten. Das bogig überhängende Laub mit den deutlichen, gelben Querstreifen ist jedoch sehr attraktiv (Herbstfärbung gelborange) und gut dazu geeignet, eine Anpflanzung aufzulockern. Früher hat es diese Sorte bei uns nur in Ausnahme­jahren geschafft, zur Blüte zu kommen (die Blüten sind steril). Das hat sich geändert, selbst 'Zebrinus' blüht immer zuverlässiger; das liegt wohl an der Häufung von "Ausnahmejahren".

Miscanthus sinensis 'Zebrinus' – Silber-Chinaschilf, Landschilf 'Zebrinus'

Wuchshöhe: 150-200 cm
Farbe Blütenstand: rotbraun
Blütezeit: September, Oktober
Lichtverhältnisse: sonnig
Bodenverhältnisse: frisch
Verwendung:
Hinweis: wertvolle Sorte, Herbstfärbung gelborange; Winterschutz ratsam