Verblühte Nassella tenuissima (Zartes Federgras) begleitet Echinacea purpurea (Roter Scheinsonnenhut)
Mit Frost kommt das Zarte Federgras nicht immer so gut zurecht. Das hängt natürlich auch davon ab, wie geschützt und ohne (winterliche) Staunässe der Standort dieses Ziergrases allgemein ist. Ich würde trotz seiner gewissen Empfindlichkeit nicht darauf verzichten wollen und kann durchaus nachvollziehen, weshalb sich irgendjemand für die feingliedrige Nassella einmal die Sortenbezeichnungen 'Pony Tails' und 'Angel Hair' ausgedacht hat. Und durch Selbstaussaat bleibt das Federgras dann doch in der Regel lange im Garten erhalten. Nassella tenuissima sät sich übrigens reichlich aus und keimt an zusagenden Plätzen zudem reichlich. Aus solche Sämlingen entwickeln sich zumeist die schönsten und wüchsigsten Pflanzen, dagegen entwickeln sich Pflanzen an Standorten, die wir für sie ausgesucht haben, oft mäßig bis mau.
Nassella tenuissima (Zartes Federgras) – Sämling
Nassella tenuissima ist eine wunderbare Pflanzpartnerin: Egal ob sich die zarten Halme wie ein feiner Schleier über benachbarte Pflanzen legen (auf den Bildern meiner Stauden-Seiten häufiger zu sehen) oder ob sie Stauden als Begleitpflanze erst so richtig zur Geltung kommen lässt – das "Engelshaar" ist eine absolute Bereicherung im Garten. Hier ist die Nassella mit Aster amellus (Kalk-Aster) zu sehen.
Während manche anderen Gräser im Steingarten den Pflanzen um sie herum "die Luft zum Atmen" nehmen, sie also zuwachsen und "erdrücken" (und sei es nur optisch), besteht diese Sorge beim Mexikanischen Federgras (ein weiterer deutscher Name) nicht. Es beeinträchtigt das manchmal fragile Miteinander in Steinanlagen nicht und lässt selbst empfindlichen Gewächsen eine Chance, sich langfristig zu etablieren. Die Nassella tenuissima ist damit eine ideale Steingarten-Pflanze, zumal der in der Regel ausgezeichnete Wasserabzug sowie der sandige Boden in solchen Anlagen ihre Lebensdauer deutlich verlängern. Trockenmauern sind ebenfalls ein hervorragender Lebensraum für sie.
Auf Herbstfärbung in Form eines Farbfeuerwerks von Rot‑, Orange‑, Gelb‑ und Brauntönen wartet man beim Zarten Federgras vergebens. Die Blütentriebe und das alte Laub werden nach der Blüte im Sommer einfach nur gelblichbraun und strohig (wie vertrocknet); nicht jedermanns Sache, aber mit einem ganz eigenen Charme, vor allem durch die Kombination mit dem frischen Grün des diesjährigen Neuaustriebs.
Nassella tenuissima (Zartes Federgras) – blühender Sämling im Januar
Am stärksten wächst die Nassella tenuissima im Herbst und im Frühjahr, eben dann, wenn's kühler ist und in der Regel mehr Wasser zur Verfügung steht. Unter günstigen Umständen und in ihr wohlgesonnenen Wintern ist sie deshalb in Regionen mit milderem Klima (Breisgau z.B.) immergrün. Andernorts sowie in strengeren Wintern weicht das zarte Herbstgrün nach und nach einem Winterbraun. Allerdings haben wir es im Garten auch schon erlebt, dass ein Sämling mitten im Januar (einem kalten Januar, und wir wohnen nicht im Breisgau!) zu blühen begonnen hat. Das Federgras ist diesbezüglich also stets für Überraschungen gut. Den Rückschnitt im Frühjahr können wir uns jedenfalls sparen, das abgestorbene Laub auszuputzen (mit den Fingern oder einer scharfen Schere) genügt.
Nun sollte man meinen, wenn dieses Gras im Herbst recht gut wächst, kann man es um diese Jahreszeit problemlos pflanzen. Das ist nicht der Fall. Außer in sehr wintermilden Gegenden sollte Nassella tenuissima grundsätzlich nur im Frühjahr gepflanzt werden; das gilt auch für Sämlinge im Garten, die einen anderen Platz bekommen sollen. Im Garten von A nach B verpflanzte Sämlinge tun sich nach meinen Erfahrungen übrigens generell schwer und brauchen ungewöhnlich lange – manchmal ein paar Jahre –, bis sie am neuen Platz Fuß fassen. Sämlinge, dort belassen, wo sie gekeimt sind, hingegen wachsen zügig.
Nassella tenuissima (Zartes Federgras) – Blüten
Echte Gräserfans werden es nur zu gern hören: Das Mexikanische Federgras macht sich in Kästen und Trögen als Teil einer Sommer‑ oder Winterbepflanzung ebenfalls prima. Geranium macrorrhizum (Felsen- oder Balkan-Storchschnabel) zum Beispiel sieht in einem herbstlichen Pflanzenarrangement chic neben der Nassella aus.
Glück für alle, die von der Nassella tenuissima begeistert sind und nicht in Australien, Neuseeland oder Südafrika leben. Dort nämlich sind die Einfuhr von und der Handel mit dem Gras verboten, und was entdeckt wird, muss raus, denn in diesen Ländern hat sich das Zarte Federgras als äußerst invasive Art entpuppt. In Australien etwa gibt es ein generelles Einfuhrverbot für Nassella – egal welcher Art. Der Importeur erhielt seinerzeit nur eine Einfuhrgenehmigung für die Pflanzen, weil er den alten botanischen Pflanzennamen verwendete: Stipa tenuissima! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Wuchshöhe: | 50-80 cm |
Farbe Blütenstand: | grünlich mit rotbraun |
Blütezeit: | Juni, Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | auch für Kästen und Tröge |
Hinweis: | nur bedingt frosthart; Staunässe vermeiden |