Sempervivum-Blüten
Sempervivum-Blüten
Jeder kennt sie unter einem anderen Namen – Hauswurz, Dachwurz, Donnerwurz, Gewitterwurz, Steinwurz und und und –, aber jeder kennt sie, die hübschen kleinen Rosetten, die jedes Jahr mehr werden. Sempervivum, die Hauswurz, pflanzt man ausnahmsweise nicht wegen aufsehenerregender Blüten, sondern weil die kleinen Blattrosetten so reizvoll wie vielfältig sind. Ein Dach, von dem sie Blitz und Donner abhalten und dadurch die gefürchteten Gewitterbrände abwehren könnte, braucht man dazu nicht mehr. Heutzutage genügt oft ein alter Topf oder Schuh, um die Dachwurz ins rechte Licht zu rücken.
Sempervivum – Blütentrieb
Die Angabe der Art (Sammler mögen mir verzeihen) spare ich mir bei diesen immergrünen Durst- und Hungerkünstlern weitgehend. Erstens ist die Einteilung der Sempervivum-Arten nicht bereinigt und zweitens ist das mit einer Hauswurz sowieso Liebe auf den ersten Blick.
Von Sempervivum existiert mittlerweile eine schier unüberschaubare Sortenvielfalt; viele sind einander (sehr) ähnlich. Wenn da in der Gärtnerei mal ein paar Etiketten durcheinanderkommen, hat der Gärtner verloren. Einzig Sempervivum arachnoideum lassen sich dank ihrer eigenartigen Behaarung noch zweifelsfrei zuordnen. Der Rest ist Schweigen.
Anthidium oblongatum (Weibchen) auf Sempervivum-Blüte
Alle Hauswurzen eint ihre Bescheidenheit in puncto Wasser und Nährstoffe. Einmal gesetzt, können sie getrost sich selbst überlassen werden, und überraschen uns, indem sie ohne weitere Pflege dichte Polster noch in kargster Umgebung bilden. Und natürlich, indem sie ganz zauberhafte Blüten – oft an langen, dicken, klobigen Trieben – hervorbringen. Da ziehen zwar Jahre ins Land, bis eine Dachwurz so weit ist, aber die Geduld lohnt sich. Die Blattrosetten, die Blütentriebe hervorbringen (also die ältesten Rosetten), sterben mit der Blüte ab. Es kann deshalb sein, dass so ein Sempervivum-Flecken immer wieder mal unschöne Lücken aufweist, denn es dauert schon eine Weile, bis solche Kahlstellen zugewachsen sind.
Wenn Hauswurzen erst einmal blühen, dann freuen sich viele Insekten. Besonders Wildbienen lassen sich auf den Blüten gut beobachten, wenn sie darauf rumturnen. Bei drei Bienen-Arten haben die Wissenschaftler Sempervivum-Pollen als Larven-Nahrung in Nestern gefunden. So ist belegt, dass zwei Wollbienen bzw. Harzbienen-Arten unter anderem Pollen der Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum) eintragen und bei einer Sandbienen-Art (Andrena nigriceps, 10‑13 mm groß, sammelt Pollen aus 9 Pflanzenfamilien für die Larven) wurde – unter anderem – nicht näher bestimmbarer Sempervivum-Pollen in Nestern gefunden.
Anthidium strigatum (Männchen), hier auf Sedum-rupestre-Blüten
Die Felsspalten-Wollbiene (Anthidium oblongatum, 9‑13 mm groß, sammelt Pollen aus 4 Pflanzenfamilien für die Larven) sowie die Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum, 6‑7 mm groß, sammelt Pollen aus 8 Pflanzenfamilien für die Larven) tummeln sich auch bei mir im Garten auf Hauswurzen und sammeln Pollen, allerdings nicht nur auf Blüten der Spinnweb-Hauswurz (so viele hab' ich davon gar nicht), sondern auf den Blüten der anderen Hauswurzen ebenfalls. – Noch ein Argument für die Sempervivum-Ansiedelung an allen möglichen und unmöglichen Plätzen.
Die Vermehrung ist übrigens ein Kinderspiel: einzelne Kindeln (Blattrosetten) abtrennen (sie reißen meist mit ein paar Wurzeln ab) und dorthin stecken, wo noch ein Sempervivum fehlt.
Hier eine Auswahl an Sempervivum-Arten und ‑Sorten: