Gartenfreud – Gartenleid

Viel "Gärtnerlatein" und noch mehr gefährliches Halbwissen tummelt sich im World Wide Web. Einer schreibt vom andern ab, ohne den Wahrheits­gehalt einer Information selbst genau zu prüfen, und schon verbreiten sich Aussagen rasend schnell – ob richtig oder falsch.

Staudenbeet mit Phlomis russeliana (Brandkraut)
Staudenbeet mit Phlomis russeliana (Brandkraut)

Meine Seiten basieren vielfach auf eigenen Beobachtungen (neben meinem Gärtner­wissen), ich beschönige nichts und sag, wie's is. Ich kann mir das leisten, denn ich will schließlich nichts verkaufen und auch keine Werbeeinnahmen damit generieren. Und Ihnen sind meine Erfahrungen vielleicht nützlich, wenn Sie Ihren Traumgarten anlegen, pflegen oder umgestalten wollen.

Logisch, dass auch meine Erkenntnisse nur eine Moment­aufnahme sind und sich auf den schweren Lehmboden beziehen, mit dem ich mich wie auch mein Garten begnügen muss, sowie auf die Witterung/das Wetter in Keiden­zell, das auf der Landkarte Deutschlands selbst im größten Maßstab nur ein winziges Pünktchen ist. Gänzlich unreflektiert freilich habe ich Angaben zu den natürlichen Vorkommen der Pflanzen aus der Fachliteratur übernommen wie die Herkunfts­länder und Beschreibungen der natürlichen Standorte sowie der dort gegebenen Verhältnisse (Boden, Licht, Wärme, Feuchtigkeit etc.).


Garten 2003
Zwischen diesen beiden Fotos liegen gerade mal fünf Jahre

Garten 2008

In den Schoß fällt ein eigenes Gartenreich nicht mal dem ambitioniertesten Hobbygärtner, der sich intensiv mit Boden, Standort, Klima und der Pflanzenauswahl befasst, bevor er loslegt. Ganz abgesehen von den "unerwünschten Beikräu­tern", die nicht unbedingt aus der un­mittelbaren Nachbarschaft stammen müssen, sondern durchaus mit dem Pflanzenkauf importiert (also schlichtweg eingeschleppt) sein können. Nicht selten dämpfen zudem die Witterung sowie Schädlinge die Euphorie gewaltig.

Davon darf sich niemand entmutigen lassen, denn eines sollte im Vordergrund stehen: die Freude am Gärtnern. Gibt es etwas Spannen­deres, als die Natur zu beobachten, und etwas Gesünderes, als sich bei Bewegung an der frischen Luft ein schönes Fleckchen Erde zu schaffen? Immer nach dem Grundsatz, dass nichts und niemand perfekt ist, und jedes Leben wachsen muss.

Denn was man im Garten lernen kann, sind Geduld und Ausdauer. Ein tolles Training, das so manches Seminar und etliche Coaches spart!

Das Internet – Spielwiese für jedermann

Aquilegia Clematiflora-Gruppe – Spornlose Akelei
Aquilegia Clematiflora-Gruppe – Spornlose Akelei

Falsche Aussagen findet man im Internet zu allen nur denkbaren Themen zuhauf. Der Garten, die Gartenge­staltung und Pflanzen wie Stauden, Gräser und Gehölze machen da keine Ausnahme. Das Problem: Als Laie kann man ob der scheinbaren Fach­kompetenz, die die Seiten vermitteln, gar nicht anders, als ihnen Glauben zu schenken. Man weiß es schließlich nicht besser, deshalb sucht man ja!

Genauer betrachtet beschränkt sich die Kompetenz solcher Seiten auf eine anspre­chende Optik und auf Emotionen weckende Bilder. Damit wird in der Regel allerdings groß­zügig umgegangen und so kann durchaus ein Foto von einjährigen, nicht winterharten Pflanzen eine Seite über mehrjährige, winter­harte Stauden zieren. Ein paar "Fachkennt­nisse", die uns sogenannte Autoren vermitteln, stelle ich hier mal am Beispiel Akelei (Aquilegia) richtig.


Gib der Akelei die Sporen! – "Gärtnerlatein" aus dem Netz

Das Buch mit sieben Siegeln: die botanische Nomenklatur

Die – man könnte fast sagen – gedankenlosen Veröffentlichungen im Netz bekümmern mich. Doch nicht nur die. Von Jahr zu Jahr bereiten mir die botanische Nomenklatur und die Zuordnung der einzelnen Pflanzen zu Gattungen und Arten mehr Bauch­schmerzen. Zwar haben wir dank weltweiter Vernetzung heute Zugriff auf viele Datenbanken, deren Betreuer bemüht sind, den jeweils aktuellsten Wissensstand weiterzugeben. Andererseits: Vielversprechende Ansätze an Universitäten schlafen nach dem Wechsel des Professors ein oder verlaufen im Sand. Schade!

Staudenbeet Mit zunehmender Erforschung auch der molekularbiologischen Eigenschaften der Pflanzen wird das System allerdings immer uneinheitlicher statt eindeutiger. Der Grund: Die Wissenschaftler spalten sich in (wenigs­tens) zwei Lager. Während die einen weiterhin die schon immer praktizierte Einteilung der Pflanzen nach morphologischen (optischen) Gesichts­punkten favorisieren, wenden sich die anderen ganz den Erkenntnissen aus chemi­schen und genetischen Analysen zu. Und schon ist das Chaos perfekt, denn jeder sieht andere Zugehörigkeiten und arbeitet mit anderen botanischen Namen.

Darüber hinaus werden weltweit (!) gültige Vereinbarungen zum Umgang mit den Pflanzen­namen sowie "Spezialitäten" wie Begriffs­bestimmungen ("Hybride, "Gruppe" zum Beispiel) und deren Verwendung regelmäßig auf den Prüfstand gestellt und neu verhandelt. Das ist große Klasse, hier weltweit gültige Vereinheit­lichungen zu verwenden, macht es aber nicht unbedingt leichter, stets auf dem Laufenden zu bleiben.

Die auf meinen Seiten genannten botanischen Namen sind in akribischer Kleinarbeit zusammengetragen und nach besten Wissen und Gewissen zugeordnet. Trotzdem: Alles ohne Gewähr. Sehen Sie es mir und der Gärtnerei Ihres Vertrauens nach, falls mal ein wissenschaftlicher Pflanzenname seiner Zeit hinterher­hinkt (oder voraus ist).

Folgender Nachschlagewerke und ‑seiten habe ich mich dazu unter anderem bedient:




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Ich darf mich vorstellen: Mein Name ist Balou.