A. millefolium (Schafgarbe): Die weiße Art und eine lachsfarbene Samensorte
Achillea ist eine relativ große Gattung mit vielen Arten, doch diejenigen, die landläufig in unseren Gärten verwendet werden, lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen: Achillea filipendulina (die Gold-Garbe), A. millefolium (die Gemeine Schafgarbe, nur in Sorten) und A. ptarmica (die Sumpf-Schafgarbe oder Bertrams-Garbe). Dazu kommt allerdings noch eine Fülle an Sorten, deren Herkunft teilweise schon gar nicht mehr bekannt ist, von denen also niemand so genau weiß, wer die Elternteile sind. Das ist so lange unproblematisch, wie nicht der große Wucherer unter den Garben daran beteiligt ist: Achillea millefolium.
Achillea filipendulina 'Cloth of Gold' (Gold-Garbe) – Blütenstand
Schafgarben – die oben genannten Arten sowie die meisten Sorten – sind Stauden ohne Attitüden, sie sind pflegeleicht, ohne Schutz winterhart, problemlos im Garten zu kultivieren und bescheren Gartenneulingen die oft so dringend notwendigen Erfolgserlebnisse. Kurz: Bei diesen Achillea-Arten kann man praktisch nichts falsch machen, außer man pflanzt sie in den tiefsten Schatten und A. ptarmica dazu noch an einen sehr trockenen Platz. Stauende Nässe, die es speziell in verdichteten Böden gibt, ist den Garben ebenfalls wenig zuträglich.
Achillea ptarmica 'Boule de Neige' (Sumpf-Schafgarbe, Bertrams-Garbe)
Die Vermehrung der Schafgarben ist recht einfach: Aussaat, Stecklinge, Risslinge oder Teilung. Stehen bereits Sorten im Garten, ist für den Privatmenschen Teilen die erste Wahl, damit in den neuen Pflanzen alle Eigenschaften der Mutterpflanze (Blütenfarbe und Wuchshöhe zum Beispiel) erhalten bleiben. Große (ältere) Pflanzen werden dazu im Frühling (beim oder kurz nach dem Austrieb) oder im August großzügig mit dem Spaten ausgestochen und in kleine Teilstücke "portioniert", die anschließend gleich an den neuen Standorten eingepflanzt werden können. Wollen Sie die Mutterpflanze nicht umpflanzen, genügt es, Teilstücke abzustechen und zu verpflanzen; der große "Brocken" verbleibt an Ort und Stelle. So oder so ist zum Teilen eine ordentliche Portion Muskelkraft erforderlich.
Aussaat kommt infrage, wenn der Garten ganz neu mit Schafgarben bestückt werden soll. Von Achillea millefolium und ptarmica gibt es mittlerweile Sorten, die sich über Samen vermehren lassen. Bedenken Sie jedoch: Für drei oder vier Pflanzen lohnt sich der Aufwand des Aussäens und Aufpäppelns nicht! Und sät man mehr aus, weiß man hinterher nicht, wohin mit den Sämlingen. Nicht allen Menschen macht man nämlich mit Schafgarben eine Freude …
Stecklinge (Kopfstecklinge mit 4‑5 cm Länge) und Risslinge (5‑6 cm Länge) können im Frühling (etwa Anfang Mai) genommen werden. Risslinge sind übrigens Triebe, die mit einem kleinen Stück von Wurzelstock ausgerissen werden.
Achillea filipendulina (Gold-Garbe) – Blütenstand
In den 1970er und 80er Jahren war die Gold-Garbe eine äußerst beliebte Garten-Staude. Sie kombinierte man mit Vorliebe mit blau blühenden Kugeldisteln (Echinops) und fertig war die Staudenrabatte. Die getrockneten Blüten der Gold-Garbe (Schnitt im Juli) schmückten anschließend bis Weihnachten in Trockensträußen das Heim. Das hatte zumindest den Vorteil, dass die Selbstaussaat minimiert wurde.
Eine Weile schien Achillea filipendulina dann in Vergessenheit geraten zu sein, aber nun ist sie wieder da – wenn auch nicht in dem Ausmaß wie früher. Zu verdanken haben wir das sicher nicht zuletzt der englischen Gartenliteratur mit Anregungen für wundervolle Staudenkombinationen, die ohne Gold-Garben nur halb so schön wären.
Achillea filipendulina 'Cloth of Gold' (Gold-Garbe), junge Pflanzen
Die hohen, straff aufrechten Triebe der Gold-Garbe sind in der hintersten Pflanzreihe von Staudenbeeten am besten aufgehoben. In Beeten, um die herumgelaufen werden kann, stehen sie vorzugsweise in der Mitte. Als Pflanzpartner eignen sich alle Stauden und Ziergräser, die wie sie volle Sonne und trockene Standorte lieben. Apropos trocken: Achillea filipendulina kommt mit heißen, trockenen Sommern ausgesprochen gut zurecht. Wenn bei ihr Anzeichen von Trockenheit festzustellen sind, dann ist's wirklich arg trocken.
Eine kleine Auswahl an passenden Nachbarn für die Gold-Garbe: Artemisia alba 'Canescens' (Kampfer-Wermut), Anaphalis margaritacea und triplinervis (Großblütiges und Himalaja-Perlkörbchen), Salvia nemorosa in Sorten (Hain- bzw. Steppen-Salbei), Veronica longifolia (Langblättriger Ehrenpreis), Spartina pectinata 'Aureomarginata' (Goldleistengras – an eine Rhizomsperre denken!), Miscanthus sinensis 'Pünktchen' (Silber-Chinaschilf), Teucrium hyrcanicum (Kaukasus-Gamander), Hemerocallis in Sorten (Taglilie) oder Digitalis ferruginea (Rostfarbiger Fingerhut).
Kann sein, dass die hohen Stängel der Gold-Garbe eine Stütze brauchen; in manchen Jahren ist das so, hauptsächlich in niederschlagsreichen (viel Wasser, viel Wachstum). Für diesen Fall sollten Link Stakes oder andere geeignete Pflanzenstützen bereit liegen. Kann aber auch sein, dass die Gold-Garbe gar nicht hochkommt, weil ihr Austrieb im Frühjahr so stark von Schnecken malträtiert wird, dass man froh sein kann, wenn die Pflanze überhaupt überlebt. Deshalb sind regelmäßige Schneckenkontrollen in schneckenträchtigen Jahren bei diesen Pflanzen unerlässlich!
Achillea filipendulina (Gold-Garbe) – Austrieb
Mit Selbstaussaat muss man bei Achillea filipendulina und ihren Sorten ('Cloth of Gold' ist eine der gängigsten) immer rechnen, sonst hätte sie nicht den Sprung in die Natur geschafft, wo sie als unbeständiger Neophyt (in Einbürgerung befindlich) herumgeistert. Wen wundert es da, dass sie mancherorts üppiger vor den Gartenzäunen wächst als dahinter. Es lohnt sich jedoch, zunächst mal auszuloten, wie der Gartenboden am Standort ihren Samen zum Keimen taugt. Denn die hohen Blütenstängel nach der Blüte abzuschneiden ist nicht wirklich eine Option. Das Beet verliert durch diesen Eingriff schließlich eine seiner Leitpflanzen, wenn nicht sogar den Strukturgeber schlechthin.
Noch ein Hinweis: Die verschiedenen Gelbtöne der Blüten auf den Fotos täuschen und sind den unterschiedlichen Lichtverhältnissen beim Fotografieren geschuldet. Noch nicht einmal das Gelb der Art und das der Sorte 'Cloth of Gold' sind in natura weit auseinander.
Wuchshöhe: | 80-125 cm |
Blütenfarbe: | gelb |
Blütezeit: | Juni, Juli, August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | Schnittpflanze |
Hinweis: | in Einbürgerung befindlicher Neophyt; Pollenquelle für Wildbienen |
Achillea millefolium (Wiesen-Schafgarbe) Samensorte
Wer die einheimische Wiesen-Schafgarbe schon einmal im Garten hatte (die älteren Semester kennen sie ganz sicher), wird die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Schafgarbe? – Bloß nicht.
Der Grund für dieses blanke Entsetzen ist schnell erklärt: Achillea millefolium wächst praktisch überall und wuchert – sie wuchert alles zu.
Achillea millefolium (Wiesen-Schafgarbe) Samensorte
Die Schafgarbe war früher omnipräsent, und wer sie nicht hatte, bekam sie vom Nachbarn, freiwillig oder unfreiwillig, weil ihre Sprosse durch jede Ritze kriechen und Grundstücksgrenzen erst recht nicht kennen. Und sie sät sich dazu noch aus. Dabei sind noch nicht einmal ihre weißen Blütenstände besonders ansprechend oder attraktiv, denn mit ihrer gelb-braunen Mitte wirken sie auf mich aus der Ferne selbst voll erblüht, als wären sie schon halb verblüht.
Schafgarben-"Rasen"
Doch gemach, gemach, nicht alle Achillea über einen Kamm scheren. Es gibt darunter auch Verträglichere. Eine wichtige Rolle bei der Gartengestaltung spielen heutzutage Hybriden, die mit ihrem breiten Farbspektrum (Rot, Gelb, Rosa, Orange zum Beispiel) und den unterschiedlichen Wuchshöhen kaum einen Wunsch offenlassen (sehen Sie sich danach auch im Saatguthandel um). Allerdings – jetzt muss ich bremsen – wenigstens ein Elternteil dieser Kreuzungen ist häufig Achillea millefolium und daher fallen viele davon bei der Selbstaussaat auf Mama oder Papa zurück. Sprich, ehe man sichs versieht, hat man eine waschechte einheimische Schafgarbe im Garten mit all ihren Unarten wie dem Wuchern. (Das soll auch nicht heißen, dass alle Kreuzungen gar nicht mehr wuchern; sie wuchern häufig nur ein bisschen weniger.)
Irgendwo muss ich die Schafgarbe ja schließlich herhaben, die seit ein paar Jahren aus Teilen meines "Rasens" eine wunderbar weiche, leicht aromatische, graugrüne Fläche macht, die breiter und breiter wird. Ich werde Achillea millefolium nicht mehr los – machen Sie's besser!
Wuchshöhe: | 30-60 cm |
Blütenfarbe: | weiß |
Blütezeit: | Juni, Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | immergrün, wuchert; alte Heilpflanze und Pollenquelle für Wildbienen |
Achillea ptarmica ist robust und standfest und bevorzugt frische bis feuchte Böden. So sie denn nicht 100%ig ideal steht, wuchert sie weniger und bleibt mit 40‑60 cm niedrig, blüht aber dennoch zuverlässig. Die Sorte 'Boule de Neige' ('Schneeball') verzückt ganz, ganz lang (Juni bis September) mit reinweißen, gefüllten Blütenköpfchen im lockeren Verbund. So richtig nach Schafgarbe sieht diese Art (und Sorten) gar nicht aus, sie erinnert ein bisschen an Solidago ptarmicoides (Weiße Hochland-Aster), wenn da die gefüllten Blüten nicht wären.
Wo sie zu stark wächst und sich ausbreitet, sollte die Bertrams-Garbe regelmäßig aufgenommen, geteilt und umgepflanzt werden. Probieren Sie sie mal am Rand von Gehölzen, gern auch halbschattig.
Die Sumpf-Schafgarbe ist ebenfalls eine in Deutschland einheimische (Wild-)
Die Sorte 'Boule de Neige' kann nicht generativ über Samen, sondern nur vegetativ über Stecklinge (Kopfstecklinge ab Mai), Rhizomschnittlinge und Teilung (beides vom Frühjahr bis zum Herbst) vermehrt werden.
Wuchshöhe: | 40-60 cm |
Blütenfarbe: | weiß |
Blütezeit: | Juni, Juli, August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch-feucht |
Verwendung: | Schnittpflanze |
Hinweis: | wertvolle Sorte |
Ein Einzelstück von Achillea millefolium (Wiesen-Schafgarbe) am Naturstandort (neben Tanacetum – Rainfarn)
Ein ganzer Schwung unserer einheimischen Wildbienen ist scharf auf Achillea, darunter acht, die auf Pollen von Korbblütlern (Asteraceae) für ihre Larven spezialisiert sind und deshalb auf massenhaft vorkommende Bestände wie von der Gewöhnlichen Schafgarbe angewiesen sind. Bei insgesamt 29 Wildbienen-Arten wurde das Sammeln des Pollens von Achillea millefolium als Proviant für die Larven in den Nestern wissenschaftlich nachgewiesen; drei dieser Arten bedienten sich zudem am Pollen von Achillea filipendulina (an A. filipendulina sammeln erwiesenermaßen insgesamt vier Arten).
Rein aus Interesse und weil ich mir davon die Entdeckung von bisher nicht bemerkten Wildbienen-Arten auf meinem Grundstück erhoffte, habe ich 2019 mal einen Sommer lang auf einer größeren Fläche (vielleicht fünf, sechs Quadratmeter) die Wiesen-Schafgarbe (die Wildform) blühen lassen und bin das Risiko eingegangen, dass sich die Pflanzen dadurch auch noch mittels Samen weiter im Garten vermehren werden (zusätzlich zu den nicht aufzuhaltenden Ausläufern).
Das Ergebnis war überraschend: Am seltensten waren Wildbienen auf den Blüten zu beobachten. Nicht einmal diejenigen Arten, die ich sicher im Garten habe und zu deren Pollenquellen Achillea millefolium gehört, waren darauf regelmäßig zu Gast, geschweige denn mir bislang unbekannte Arten. Und nicht einmal die allgegenwärtigen und sonst keiner Blüte abgeneigten Hummeln ließen sich recht häufig auf der Gewöhnlichen Schafgarbe blicken. Schade, aber so ist das.
Die Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum, Weibchen) sammelt auch auf A. millefolium und filipendulina Pollen (hier auf Aster amellus, Berg-Aster)
Die Vermutung liegt nahe, dass zur gleichen Zeit "Besseres" bei mir im Garten blühte – attraktivere Korbblütler und andere Pollenlieferanten. Man sollte seine Erwartungen also nicht zu hoch schrauben und nicht glauben, wo das Angebot da ist, müsse sich auch Nachfrage einstellen. Vor allem aber sollte niemand enttäuscht sein, wenn sein eigentlich für Wildbienen zur Pollenernte liebevoll zusammengestelltes Blüten-Buffet in erster Linie das Interesse von Käfern und Wanzen weckt. Aber einer Frage sollte man sicherheitshalber noch nachgehen, falls die Wildbienen-Kundschaft fehlt: Gibt es im Garten oder in dessen naher Umgebung auch genügend Nistmöglichkeiten für diese Bienen? Wo die nämlich fehlen, fehlen die Wildbienen ebenfalls.
Einen ersten ausführlicheren Einblick in das Leben von Wildbienen gibt Ihnen mein Artikel Wildbienen im Stauden-Garten.