Das Ungewöhnlichste an der Ährigen Prachtscharte ist sicher ihre Blühweise: Von oben nach unten öffnen sich die kleinen Blütchen an den langen Blütenähren. Normalerweise kennt man das genau andersrum (von unten nach oben), zum Beispiel vom Fingerhut (Digitalis), von der Königskerze (Verbascum) und den Lupinen (Lupinus).
Entfernt erinnert mich die ganze Pflanze mit ihren langen, schmalen Blättern, die bis zu den Blüten hinaufreichen, an eine Flaschenbürste. Die verblühten Blütenstände von Liatris spicata werden häufig und gern in der Floristik verwendet. Grund genug, die Ährige Prachtscharte im Garten zu pflanzen und selbst kreativ zu werden. Und ein Grund, die herbstlichen Pflegemaßnahmen aufzuschieben und den Rückschnitt aufs Frühjahr zu legen, denn die verblühten Blütenstände sind sehr dekorativ im winterlichen Garten; die Selbstaussaat hält sich dabei in Grenzen.
Liatris spicata (Ährige Prachtscharte) – Austrieb
Die Naturstandorte in Nordamerika sind feuchte Wiesen, im Garten freundet sich Liatris spicata jedoch mit jedem normal frischen Boden an. Dauernass will sie ihren Standort auf keinen Fall – schon gar nicht im Winter –, da würden ihre Knollen
Liatris spicata 'Floristan Weiß' (Ährige Prachtscharte) mit Lavandula angustifolia
Große züchterische Ambitionen hat die Liatris spicata noch nicht geweckt, das Angebot an Sorten ist sehr überschaubar. Einzig die samenvermehrbare Sorte 'Floristan Weiß' (fälschlich auch als 'Floristan White' angeboten) hilft ein wenig aus dem Dilemma "Ich hab eine Prachtscharte, aber nichts dazu.". Es ist nämlich schon speziell, das Blauviolett der Blüten (der Art). Weil die straff aufrecht wachsenden Blütenkerzen gut etwas Auflockerung vertragen, passen Ziergräser prima dazu: Eragrostis curvula (Bogen-Liebesgras) oder Molinia arundinacea (Rohr-Pfeifengras) zum Beispiel. Und Blühpartner wie Kalimeris yomena (Schönaster) und Leucanthemum x superbum (Garten-Margerite). Oder wie wäre es mit Lysimachia clethroides (Schnee-Felberich/
Korbblütler ist Korbblütler, bloß nichts verkommen lassen, denken sich wohl die Gelbbindigen Furchenbienen bei mir im Garten und sammeln munter den Pollen der vielen Liatris spicata unweit ihres Nist-Territoriums. Mit der Prachtscharte im Staudenbeet tut man also auch den Insekten einen Gefallen (Schwebfliegen und Honigbienen etwa bedienen sich ebenfalls bei ihr). Warum Liatris spicata dann in der Wildbienen-Literatur nicht als Pollenquelle angegeben ist? Weil solche Erhebungen zu den Pollenquellen der einzelnen Wildbienen-Arten nicht in Gärten gemacht werden, sondern in freier Natur. Und weil es mittlerweile zwar einige unbeständige neophytische Vorkommen der Prachtscharte in der Natur in Deutschland gibt (da haben sich vermutlich Samen verirrt), aber nicht viele, tauchen sie als Pollenlieferanten nicht in den Listen der Wissenschaftler auf.
Achten Sie auf den Fotos auf die "Haarbürste" (genannt Scopa) an den Hinterbeinen:
Halictus scabiosae (Weibchen) zu Beginn …
… und gegen Ende des Pollensammelns
Wuchshöhe: | 40-60 cm |
Blütenfarbe: | blauviolett |
Blütezeit: | Juli, August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch-feucht |
Verwendung: | Schnittpflanze |
Hinweis: | unbeständiger Neophyt; Pollenquelle für Wildbienen |