Stinkt die 'Johanniswolke' nach Schweinestall? Das kann ich definitiv verneinen. Verströmen die Pflanze und ihre Blüten überhaupt einen Geruch? Ja! Man sollte es sicherlich nicht "Duften" nennen, unangenehm ist der Geruch jedoch ebenfalls nicht, das haben Tests im Freundes- und Bekanntenkreis mit Nichtraucher- und Rauchernasen ergeben, die Gerüche ja unterschiedlich wahrnehmen sollen.
Aconogonon `Johanniswolke´ (Bergknöterich) mit Bienenkäfer
Wenn man die Blüten (Stängel und Laub riechen praktisch nach gar nix) nicht unmittelbar vor sich hat, wird man den "Duft" ohnehin kaum bemerken, zumal wenn die Pflanze einen Standort in freier Lage gefunden hat. In (wind-)
Zu viel Regen: Das wunderbare Aconogonon …
… war 14 Tage später auseinandergefallen
Ob der Bergknöterich auseinanderfällt oder nicht, liegt nach meiner Erfahrung also weniger an der exponierten Lage des Pflanzplatzes als an der Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanzen: An einem trockenen Standort in nur mäßig mit Nährstoffen versorgtem (und wenig gedüngtem) Boden wachsen die Pflanzen stockiger, schießen nicht ganz so in die Höhe ("ins Kraut") und sind damit stabiler und trotzen selbst stärkerem Wind. Niederschlagsreiche Jahre in unserer normalerweise sehr trockenen Gegend belegen diese These, das heißt also, in von Natur aus regenreichen Regionen ist die Johanniswolke mit Vorsicht zu genießen. Sollten die langen, schweren Triebe dieses Giganten tatsächlich umfallen oder sich stark zur Seite neigen, ist es am besten, die Triebe knapp über dem Boden abzuschneiden. Die Pflanze treibt dann frisch aus und – wenn es nicht zu spät im Jahr ist – setzt sogar noch einmal Blüten an. Eine solch monströse Höhe wie bei der ersten Blüte erreichen die Blütentriebe bei dieser Nachblüte allerdings nicht mehr.
Aconogonon `Johanniswolke´ (Bergknöterich) – Austrieb
Aconogonon 'Johanniswolke' ist mit seiner stattlichen Wuchshöhe von gut zwei Metern bestimmt nicht das Richtige für kleine Gärten. In der Breite legt er jedes Jahr ein bisschen zu und bringt es nach vielen Jahren Standzeit durchaus auf zweieinhalb bis drei Meter. Unverschämtes Aussäen kann diesem Bergknöterich hingegen niemand unterstellen – er ist steril. Will man die 'Johanniswolke' vermehren, bleibt daher nur der Weg über Stecklinge (eher nur für den Erwerbsgartenbau geeignet) oder Teilung (im Frühjahr vor dem Austrieb; die Schnittstellen mit Holzkohlepulver bestreuen, um Fäulnis zu vermeiden).
Der Rückschnitt ist praktisch die einzige Pflegemaßnahme, die das Aconogonon braucht (ich weiß: einige werden ihn sicher gießen und düngen). Mit dem Zurückschneiden sollten Sie allerdings bis zum Frühling warten; das abgefallene Laub dient den Pflanzen im Winter als "Isolierschicht". Die abgestorbenen Stängel lassen sich dann meist einfach herausziehen. Vielfach wird empfohlen, die verblühten Blüten abzuschneiden, wenn sie nicht mehr schön aussehen. Nun, das kann man machen, muss man aber nicht. Außerdem: Was ist "schön"? Ich zum Beispiel finde es sehr apart, wenn beim Bergknöterich nach und nach die verblühten Blütenblätter abfallen und die auf Höhe der Blüten rötlichen Stängel durchschimmern. Aus einiger Entfernung wirkt das, als würden sich die Blüten der 'Johanniswolke' im Verblühen rosa färben. Und ob Sie diese Blütenstände nun abknipsen oder stehen lassen – so oder so treibt die 'Johanniswolke' seitlich unterhalb der ersten Blüten kleinere Nebenblüten.
Aconogonon `Johanniswolke´ (Bergknöterich) mit Echinacea purpurea (Roter Scheinsonnenhut)
Als Begleitpflanzen im eigentlichen Sinn machen sich halbhohe Blütenstauden gut, die relativ nah beim Aconogonon stehen (gut ein Meter Abstand vom Horst). Alchemilla mollis (Weicher Frauenmantel) und Geranium x magnificum (Pracht-Storchschnabel) fallen mir da ein. Etwas höher als diese beiden wird Echinacea purpurea (Purpurroter Scheinsonnenhut); sie passt mit ihrem lockeren Wuchs ebenfalls prima dazu, sollte jedoch etwas weiter (1,5 m ungefähr) entfernt stehen. Wegen seiner imposanten Größe sollten Sie jedoch die Fernwirkung des Bergknöterichs nicht außer Acht lassen und vielleicht mit Monarda fistulosa (Späte Indianernessel), Monarda didyma (Scharlach-Indianernessel) oder Verbena hastata (Lanzen-Verbene, Lanzen-Eisenkraut) – etwas weiter weg gepflanzt – Tiefenwirkung erzielen. In größeren Gärten wäre eine Vernonia arkansana (Arkansas-Scheinaster) dazu sehr schick.
Auch eine Unterpflanzung kommt infrage. So können etwa Pulmonaria officinalis, das Echte Lungenkraut, und Brunnera macrophylla, das Kaukasusvergissmeinnicht, ziemlich dicht an den Berg-Knöterich gepflanzt werden. Beide blühen sehr früh im Jahr und beide vertragen es, wenn sie später vom Aconogonon praktisch komplett beschattet werden.
Aconogonon `Johanniswolke´ (Bergknöterich) mit Geranium x magnificum (Pracht-Storchschnabel)
Sorgfältige Planung bzw. Konzeption solch einer "Pflanzengesellschaft mit Aconogonon" ist besonders im Hinblick auf die Tatsache wichtig, dass es nötig werden kann, einen auseinandergefallenen Bergknöterich mitten im Gartenjahr bodennah abzuschneiden. Ganz kaschieren lässt es sich trotzdem nicht, wenn plötzlich so ein Koloss fehlt.
Aconogonon 'Johanniswolke' ist erst Anfang der 2000er Jahre in den Gärtnereien aufgetaucht und damit noch ein "Newcomer" unter den Stauden. Keiner weiß es so genau, woher die ersten Pflanzen kamen, es wird gemutmaßt aus Asien. Nicht ganz klar ist zudem, wie das "Kind" denn nun korrekt heißt oder heißen müsste: Aconogonon und Aconogonum dürften lediglich zwei im Umlauf befindliche Namen für ein und dieselbe Pflanze sein; ein Schreib- oder Lesefehler, der sich schon durch Jahrhunderte zieht. Ob nun einer dieser Gattungsnamen für die 'Johanniswolke' überhaupt stimmt oder sie eigentlich in die Gattung Persicaria oder Polygonum oder ganz woandershin gehört, muss erst noch geklärt werden.
Die 'Johanniswolke' verdient auf jeden Fall Beachtung, vor allem wenn nach einem Eyecatcher gesucht wird, der kaum Arbeit, dafür aber nahezu rund ums Jahr etwas hermacht.
Wuchshöhe: | gut 200 cm |
Blütenfarbe: | cremeweiß |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: |