Wie auch immer sie das geschafft hat, Iberis sempervirens ist in Deutschland der Sprung aus den Gärten in die Natur geglückt. Als "Neuankömmling" in der einheimischen Pflanzenwelt (sie stammt aus dem Mittelmeergebiet) fremdelt die Immergrüne Schleifenblume noch etwas, doch sie ist in einigen Gegenden Deutschlands (in Rheinland-Pfalz vor allem) auf dem besten Weg vom unbeständigen Neophyt zum dauerhaften.
Überall dort, wo ein weiß blühender "Bodendecker" gefragt und das Teppich-Schleierkraut (Gypsophila repens) oder das Teppich-Seifenkraut (Saponaria ocymoides 'Alba') zu niedrig sind, springt Iberis sempervirens in die Bresche. Sie gehört zu den Halbsträuchern, denn ihre Stängel verholzen, aber davon ist während der Blüte ebenso wenig zu sehen wie von ihren Blättern: Zur Blütezeit sieht man nur noch ein weißes Blütenmeer (mitunter mit einem zartrosa Touch). Es ist nicht immer so, aber in manchen Jahren muss man diese Blüten vehement verteidigen – gegen Nacktschnecken, speziell gegen Schneckenkinder. Irgendwann muss doch mal Schluss sein, denkt man sich, und am nächsten Abend sammelt man dann doch wieder eins ums andere von den Iberis-Blüten; ja, von den Blüten, nicht von den Blättchen! Wo sie nur alle herkommen!
Im Verblühen färben sich die Blüten der Iberis rosaviolett. Nach der Blüte sollten Sie die Schleifenblume zurückschneiden (nicht radikal, nur etwa um ein Drittel). Durch diesen Rückschnitt behält sie ihren kompakten Wuchs und treibt von innen neu durch. Wenn sie ihren Horst anhäufeln, wächst die Iberis ebenfalls kräftiger und stabiler, weil die Triebe in der Erde zusätzliche Wurzeln bilden. Das ist gleichzeitig die bequemste Art, Iberis sempervirens zu vermehren, denn die bewurzelten Triebe können abgeteilt und verpflanzt werden. – Pflanzenvermehrung leicht gemacht. Ist die Frage noch offen, wohin die Ableger sollen, werden die bewurzelten Triebe erst einmal getopft und die Töpfchen ein paar Wochen lang an einen sonnigen Platz in den Garten gestellt. In jedem Fall: Gießen nicht vergessen!
Iberis sempervirens (Immergrüne Schleifenblume, Bauernsenf) im Verblühen
Iberis sempervirens bevorzugt mineralische Böden und ist damit für (vollsonnige) Plätze in Trockenmauern oder im Steingarten geeignet. Beachten Sie jedoch, dass die Immergrüne Schleifenblume nicht eben zierlich wächst; ein einzelnes Exemplar beansprucht nach ein paar Jahren gut und gern einen viertelsten Quadratmeter Platz. Halbschattige Pflanzplätze taugen diesen Pflanzen ebenfalls, allerdings beginnen sie an solchen Standorten etwas später zu blühen (je nach Witterung bis zu drei Wochen).
Gute Pflanzpartner für die Immergrüne Schleifenblume mit einer ähnlichen Blütezeit sind Pulsatilla vulgaris (Gewöhnliche Küchenschelle), Brunnera macrophylla (Großblättriges Kaukasusvergissmeinnicht), Aquilegia vulgaris (Gewöhnliche Akelei), Aurinia (Alyssum) saxatilis, (Felsen-Steinkresse), Primula veris (Echte Apotheker-Schlüsselblume) und Phlox divaricata (Blauer Phlox, Wald-Phlox) oder Phlox douglasii (Polster-Phlox). Zu weißen Blüten lässt sich halt jede andere Blütenfarbe kombinieren.
Iberis sempervirens (Immergrüne Schleifenblume, Bauernsenf) im Winter
Winterhart (mehrjährig) ist die Iberis sempervirens im Übrigen selbstverständlich, sie ist – wie ihr deutscher Name schon sagt – sogar immergrün. Da sollten Sie sich allerdings nicht zu viel erwarten, was Iberis sempervirens bietet, ist im Vergleich zu anderen Immergrünen (beispielsweise Teucrium x lucidrys, der Immergrüne Edel-Gamander) eher mau. Teilweise oder bedingt immergrün, wäre daher vielleicht die bessere Beschreibung. Während der Vegetationsphase sollten Sie die Schleifenblume zudem ruhig hungern lassen, also sparsam mit Dünger umgehen. Pflanzen, die etwas darben mussten, überstehen den Winter (insbesondere Kahlfröste, also Frost ohne schützende Schneedecke) besser als solche, die gut "im Futter stehen".
Iberis sempervirens (Immergrüne Schleifenblume, Bauernsenf) mit Kleinem Kohlweißling
Das gilt selbst für die Wasserversorgung, denn Iberis sempervirens verträgt Trockenheit sehr gut. Das hat sie hauptsächlich ihren kleinen, schmalen Blättchen zu verdanken, die keine nennenswerte Verdunstungsfläche bieten. Halten Sie sich also ruhig beim Gießen zurück. Außer in extremen Trockenjahren kommt die Schleifenblume mit dem zurecht, was vom Himmel fällt.
In den Staudengärtnereien und Garten-Centern ist erstaunlich oft die reine Art dieses Frühjahrsblühers im Angebot und keine Sorten. Das erstaunt mich, denn bei vielen anderen Stauden könnte man meinen, nur Sorten seien würdig, in den Garten gepflanzt zu werden. Nicht so offenbar bei der Iberis sempervirens, obwohl es durchaus Sorten von ihr gibt. Sie unterscheiden sich vornehmlich in der Wuchshöhe und der Blütezeit untereinander und von der Art.
Obwohl Iberis sempervirens keine einheimische Pflanze ist und obwohl es ihr nur an wenigen Stellen in Deutschland gelungen ist, sich in der Natur zu etablieren, haben Wissenschaftler ihren Pollen in den Nestern einer Wildbienen-Art gefunden: Lasioglossum nitidulum (Glänzende Schmalbiene). Das lässt zwei Schlüsse zu: Entweder haben die Wissenschaftler von Lasioglossum nitidulum gesammelten Pollen untersucht, der zufällig von einem der wenigen neophytischen Iberis-Sempervirens-Vorkommen stammt, oder aber im Sammelgebiet der Bienen lagen Gärten, in denen die Immergrüne Schleifenblume kultiviert wurde.
Wie auch immer. Es beweist jedenfalls, dass Wildbienen nicht nur auf ihre althergebrachten Pollenlieferanten fliegen, sondern dass sie durchaus Neues ausprobieren, und wer – wie die Glänzende Schmalbiene – eh schon Pollen von verschiedenen Kreuzblütlern sammelt (unter anderem von Aurinia saxatilis, Felsen-Steinkresse, und Alyssum montanum, Berg-Steinkraut), nimmt halt auch mal Pollen von einer Iberis. Lasioglossum nitidulum ist zudem von vornherein eine sehr flexible Wildbienen-Art, ihre Weibchen (nur die Weibchen sammeln bei den Wildbienen und bauen die Nester) bedienen sich bei Pflanzen aus zwölf verschiedenen Pflanzenfamilien, um einen Nahrungsvorrat aus Pollen und Nektar für die Larven anzulegen. An Garten-Stauden gehören dazu (neben den obengenannten): Echium vulgare (Gewöhnlicher Natternkopf), Campanula poscharskyana (Hänge-Polster-Glockenblume), Jasione laevis (Ausdauerndes Sandglöckchen), Nepeta cataria (Gewöhnliche Katzenminze), Salvia nemorosa (Hain- oder Steppen-Salbei) sowie die Königskerzen-Arten Verbascum chaixii (Französische Königskerze) und Verbascum thapsus (Kleinblütige Königskerze).
Wildbienen wie diese nimmt man mit ihren 6 mm Größe kaum richtig wahr, zu bestimmen sind sie so gut wie gar nicht, wenn man sie eventuell doch auf einer Blüte sieht. Da Lasioglossum nitidulum in Deutschland jedoch weit verbreitet und noch häufig ist (selbst in Gärten), ist eine kleine Auswahl an passenden Pollenquellen im Garten für sie nicht verkehrt. Wer dann noch Nistmöglichkeiten wie Steingärten oder wenig bewachsene Flächen (bevorzugt schräg) anbietet, hat viel für diese Art getan. Unterwegs ist die Glänzende Schmalbiene ab Ende März/
Mehr über Wildbienen erfahren Sie auf meiner Seite Wildbienen im Stauden-Garten.
Wuchshöhe: | 20-25 cm |
Blütenfarbe: | weiß |
Blütezeit: | April, Mai |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | Trockenmauern, Tröge, Steingarten |
Hinweis: | immergrün; Pollenquelle für Wildbienen |
Wildbienen-Literatur: