Saxifraga x arendsii – Moos-Steinbrech
Der allgemein gebräuchliche Begriff Steingartenpflanzen für die in der Gattung Saxifraga versammelten Stauden ist irreführend. Gerade unter ihnen finden sich viele, die ohne großes Gedöns auch in Kästen und Trögen kultiviert werden können. Und das jahrelang.
Saxifraga fortunei 'Rubrifolia', das 'Oktoberle'
Wer sie im Garten auspflanzen will, ist natürlich mit einem Steingarten oder einer Trockenmauer für die meisten Steinbrech-Arten am besten bedient. Schließlich gedeihen sie an den Natur-Standorten (die liegen bis auf wenige Ausnahmen auf der nördlichen Halbkugel der Erde) ebenfalls zumeist in Gebirgen. Minusgrade und sonstige Wetternormalitäten machen den Steinbrech-Gewächsen deshalb nicht viel aus, wohl aber leiden sie, wenn sie "nasse Füße" haben. Was sie also unbedingt brauchen, ist ein durchlässiger Boden mit gutem Wasserabzug.
Beim Steinbrech muss man höllisch aufpassen, dass sich keine ungebetenen Gäste in seine Horste verirren. Andere Pflanzen kriegt man aus den Polstern kaum raus, ohne der Saxifraga zu schaden; zumal wenn die Störenfriede bereits größer geworden sind.
Saxifraga paniculata 'Lutea' – Trauben-Steinbrech
Diese bezaubernden, oft feingliedrigen und zerbrechlich wirkenden Dingelchen sind nicht bloße Liebhaberpflanzen, die besonders aufopfernder Fürsorge bedürfen. Viele Arten und Sorten aus der schier unüberschaubaren Gattung Saxifraga wachsen willig (den richtigen Standort natürlich vorausgesetzt) und blühen zuverlässig (und nicht zu unscheinbar) und machen damit auch Garten-Anfänger glücklich.
Saxifraga sind eine beliebte Spielwiese für alle Botaniker. Ständig werden Arten umbenannt, anderen Gruppen zugeordnet und die neu definiert. Als Gärtner kommt man da kaum zum Luftholen. Wundern Sie sich also nicht, falls Sie Steinbrech-Gewächse in verschiedenen Gärtnereien mit unterschiedlichen botanischen Namen finden. Die meisten davon sind wahrscheinlich richtig. Irgendwie. Oder waren es zumindest irgendwann mal. Oder werden es vielleicht mal.
Der Gärtner und Züchter Georg Arends war der Pionier auf dem Gebiet der Moos-Steinbrech-Sorten und experimentierte mit Saxifraga exarata, granulata, hypnoides und rosacea.
Seine Kreuzungen (und inzwischen auch die anderer Züchter, die der Einfachheit halber unter demselben botanischen Namen – Saxifraga x arendsii – laufen) bereiten im Garten an kühlen, sonnenabgewandten Plätzen keinerlei Probleme und bilden im Lauf der Zeit ansehnliche Laub-Teppiche. Voraussetzung: Der Boden muss ausreichend Feuchtigkeit bieten, er darf am besten nie völlig austrocknen.
Trotzdem ist beim Gießen Vorsicht geboten, damit die Pflanzen nicht "absaufen". Denken Sie daran, dass allein schon die Steine (beim Standort Steingarten) meist genügend Wasser "speichern" (unter Steinen bleibt es länger Feucht), um die Pflanzen zu versorgen. Anders sieht es aus, wenn Saxifraga x arendsii in Beeten oder auf Grabstätten ausgepflanzt sind – dort passen sie nämlich ebenfalls wunderbar hin. An solchen Standorten brauchen die Pflanzen in Trockenzeiten regelmäßig ein Schlückchen aus der Gießkanne.
Ein sandig-lehmiger oder sandig-humoser Boden ist nicht Voraussetzung für die Kultur der Moos-Steinbreche (der sandige Anteil sorgt für einen guten Wasserabzug, der lehmige Anteil hält das Wasser gut), wäre jedoch das Ideal für diese Pflanzen. Die Wuchshöhe bzw. die Höhe der Blütenstände hängt bei ihnen stark von der Bodenfeuchtigkeit, der Nährstoffversorgung sowie der Sonnenintensität am Pflanzplatz ab. Speziell beim Düngen sollten Sie allerdings nicht übertreiben, damit die immergrünen Polster kompakt und widerstandsfähig bleiben; in den meisten Gartenböden sind sowieso genügend Nährstoffe vorhanden, sodass auf eine Extragabe verzichtet werden kann.
Den Moos-Steinbrech vermehrt man für den Privatgarten bzw. Privatgebrauch am leichtesten und schnellsten durch Teilung. Schreiten Sie im Herbst zur Tat oder unmittelbar nach der Blüte. Die Teilstücke können direkt an den neuen Pflanzplätzen eingesetzt oder – bei recht kleinen Stücken – zunächst ein Weilchen in Töpfen kultiviert werden (auf unkrautsamenfreies Substrat achten!). Aussaat der extrem feinen Samen (ca. 25.000 Körner wiegen bloß ein Gramm) oder Stecklingsvermehrung sind viel zu aufwendig, wenn man keine größeren Stückzahlen benötigt.
Mittlerweile gibt es so viele Sorten von Saxifraga x arendsii, dass die Wahl zur Qual wird. Um welche (alte) Sorte es sich bei den hier auf den Fotos gezeigten Pflanzen handelt, ist leider nicht (mehr) bekannt.
Wuchshöhe: | 10-20 cm |
Blütenfarbe: | Rosa- und Rottöne |
Blütezeit: | (April), Mai |
Lichtverhältnisse: | sonnig-absonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | Einfassungen, Steingarten, Grabstätten |
Hinweis: | immergrün |
Der Herbst-Steinbrech gehört mit zu den letzten Blühern im Gartenjahr. Dass die erste Nacht mit Minusgraden den Blüten (und auch den Blättern) den Garaus macht, ist deshalb nicht ausgeschlossen. Für uns ist das natürlich mehr als ärgerlich. Da warten wir das ganze Gartenjahr geduldig auf den filigranen, weißen Blütenzauber und dann: peng!
Doch Saxifraga fortunei macht selbst in der blütenlosen Zeit etwas her: Ihre bräunlich überhauchten Blätter mit der rötlichen Unterseite fallen durch ihre Größe auf und erinnern an Heuchera (Purpurglöckchen – hier speziell die Sorte 'Palace Purple').
Vom Laub haben wir aber auch bloß dann was, wenn wir es erfolgreich gegen Schnecken verteidigen. Dort wo Saxifraga fortunei 'Rubrifolia' gern wächst – an nicht zu trockenen (der Boden sollte die Feuchtigkeit gut halten können), schattigen oder absonnigen Plätzen – fühlen sich Schnecken schließlich ebenfalls wohl und müssen es unheimlich praktisch finden, wenn so ein leckeres "Fertiggericht" gleich vor der Haustür steht. Neben Absammeln morgens und abends ist das beste Mittel gegen Schnecken, im Garten für kräftige, gesunde Pflanzen zu sorgen, die einiges wegstecken. Solch ein gesunder Wuchs lässt sich beim Herbst-Steinbrech mit humosem Boden zumindest fördern.
Noch ein Letztes, dann ist's aber gut mit den Horrorgeschichten über den Herbst-Steinbrech: Nicht nur im Herbst können frühe Fröste vorzeitig Blüten und Blätter dahinraffen, auch im Frühling schädigen späte Fröste die Pflanzen manchmal und werfen sie in ihrer Entwicklung zurück. Wenn Sie Saxifraga fortunei im Frühjahr nach dem Austrieb also teilen und vermehren, ist es nicht verkehrt, die Teilstücke – zumindest recht kleine – zunächst zu topfen (unkrautsamenfreie Erde!) und die Töpfe frostfrei aufzustellen. Erst wenn keine Spätfröste mehr zu erwarten sind, kommen die Pflanzen dann an ihre neuen Plätze im Garten.
Wuchshöhe: | 20-30 cm |
Blütenfarbe: | weiß |
Blütezeit: | Oktober |
Lichtverhältnisse: | halbschattig-schattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: |
Saxifraga paniculata 'Lutea' – Trauben-Steinbrech
Saxifraga paniculata ist in den Gebirgen auf der Nordhalbkugel enorm weit verbreitet, entsprechend farben- und formenreich präsentiert sich diese Art und zeigt sich mit gerade mal 2 cm hohen Blütentrieben ebenso wie mit fast einen halben Meter hohen Blütenstängeln – je nachdem, wo sie wächst. Da die Art gar so vielfältig ist, stehen bei Saxifraga paniculata in den Gärtnereien Sorten sowie ein paar Varietäten und Unterarten (oft ebenfalls mit Sortennamen) im Mittelpunkt. Da weiß man wenigstens, was man bekommt. Wer als Gärtner die Art anbietet, sollte also Erfahrungen mit seiner Auslese gesammelt haben.
Trauben-Steinbrech-Gewächse vertragen zwar Sonne, besser und schöner wachsen sie allerdings an halbschattigen Plätzen. Bei der Standortwahl sollten Sie zudem auf kalkhaltigen Boden achten. Gute Begleitpflanzen für den Rispen-Steinbrech sind niedrige Glockenblumen (Campanula cochleariifolia, carpatica, poscharskyana, garganica oder fenestrellata), Nelken-Arten wie die Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Grasnelken (Armeria), Weißer Mauerpfeffer (Sedum album) oder die Alpen-Aurikel (Primula auricula).
Saxifraga paniculata 'Rex' (Trauben-Steinbrech) – Laub
Saxifraga paniculata vermehren Sie am einfachsten, indem Sie größere Polster zwischen April und Juni teilen. Die abgetrennten Rosetten werden für einige Wochen in Töpfen kultiviert (unbedingt unkrautsamenfreies Substrat verwenden!), bevor sie am neuen Gartenplatz ausgepflanzt werden. Aussaat (sehr, sehr, sehr feine Samen) ist bei diesen Pflanzen ein Lotteriespiel: Es kommt darauf an, woher das Saatgut stammt, man weiß nie so recht, was dabei herauskommt.
An den Naturstandorten in Deutschland ist Saxifraga paniculata besonders geschützt und gilt deutschlandweit betrachtet als ungefährdet. Die größten Vorkommen gibt es über die Alpen verteilt, größere Bestände finden sich zudem auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und im Hunsrück. Das Bundesland Rheinland-Pfalz sieht seine Naturvorkommen bereits gefährdet, in Baden-Württemberg gilt für die Bestände die Vorwarnstufe zur Aufnahme in die Rote Liste. (Alle Angaben Stand Januar 2024.) Die Aussichten könnten also besser sein!
Immergrüne, zierliche, dunkelgrüne Blattrosetten und schwefelgelbe Blüten im Mai – damit hat sich die Sorte 'Lutea' schon lange einen Platz in vielen Gärten gesichert. In der Sonne wird das Schwefelgelb der Blüten leider zu einem matten Crèmeton.
Wuchshöhe: | 25 cm |
Blütenfarbe: | schwefelgelb |
Blütezeit: | Mai |
Lichtverhältnisse: | sonnig-absonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | immergrün; kalkhaltiger Boden |
An langen Stängeln tanzen im Mai/
Bei 'Rex' haben wir es mit einer sehr alten und bewährten Sorte zu tun, die schon lange in unseren Gärten in Kultur ist (Zufallsfund Anfang des 20. Jahrhunderts am Naturstandort in den Berner Alpen).
Wuchshöhe: | 25 cm |
Blütenfarbe: | cremeweiß |
Blütezeit: | Mai |
Lichtverhältnisse: | sonnig-absonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | immergrün |
Es ist einfach bezaubernd, das Porzellanblümchen, und zudem am passenden Platz so anspruchslos, dass selbst Garten-Neulinge keine Scheu davor zu haben brauchen. Und irgendein zusagendes Plätzchen findet sich auch im kleinsten Garten für Elliotts Varietät.
Die Sorte ist nicht von ungefähr bekannt, beliebt und verbreitet. Sie entwickelt in durchlässigem Boden ihre volle Schönheit und Blütenpracht. Allerdings: Über die Blüten machen sich gern die Schnecken her. Das bedeutet absammeln und notfalls mal Schneckenkorn streuen, falls es nicht anders geht.
Saxifraga x urbium schätzt beschattete Lagen und braucht an solchen Standorten gerade mal so viel Feuchtigkeit, dass der Boden nicht über längere Zeit komplett trocken ist. Bieten Sie ihr ein sonniges Plätzchen, akzeptiert sie auch diese Pflanzstelle, benötigt dann jedoch mehr Wasser.
Gut geeignet ist das Porzellanblümchen für Steingärten, Trockenmauern, Tröge und Kästen sowie als Einfassungspflanze für Rabatten und Beete. Nicht zu vergessen seine Verwendung als langlebige und pflegeleichte Grabbepflanzung.
Wer für all diese Standortmöglichkeiten ein Porzellanblümchen braucht, sollte sich an der Vermehrung mit Risslingen versuchen. Dazu werden Rosetten ausgerissen und mit den anhaftenden Wurzelstücken getopft. Die Töpfe stellen Sie halbschattig auf und gießen so viel, dass das Substrat nicht komplett austrocknet. Nach ein paar Wochen kann dann gepflanzt werden.
Wer was unter welchem Namen/
Wuchshöhe: | 10-20 cm |
Blütenfarbe: | weiß |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | absonnig, halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | Einfassungen, Steingarten, Grabstätten |
Hinweis: | immergrün |