Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) kennt sicher fast jeder, denn sie ist inzwischen bei uns sesshaft geworden, nachdem sie sich von den Gärten aus in der Natur angesiedelt hat. Mittlerweile gilt sie als sehr häufiger eingebürgerter Neophyt, und sie ist eine der ersten Pflanzen, die genannt werden, wenn es um die Bedrohung der einheimischen Flora durch absichtlich, versehentlich oder fahrlässig angesiedelte fremdländische Pflanzenarten geht. Und wenn dann auch noch die Frage auftaucht, wie man Goldruten im Garten bekämpfen und entfernen kann, denke ich ganz automatisch, dass es dabei um die Kanadische und nicht um die einheimische Gewöhnliche geht.
Solidago canadensis (Kanadische Goldrute)
Solidago canadensis ist tatsächlich ein Neophyt par excellence, denn was leuchtet im Sommer zum Beispiel an den Straßenrändern oder auf (innerstädtischen) Brachen? – In den meisten Fällen die Kanadische Goldrute, nicht etwa die einheimische Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea). Es könnte sich teilweise jedoch bereits um Hybriden handeln (Solidago canadensis x S. virgaurea), denn die Goldruten-Arten kreuzen sich liebend gern untereinander.
In der Vergangenheit (und vermutlich noch heute) wurde Solidago canadensis so oft zum Züchten neuer Hybriden hergenommen, dass wir uns über "Gartenflüchtlinge" mit Solidago-Canadensis-Background nicht zu wundern brauchen. Man hat schließlich ganz bewusst mit der Kanadischen Goldrute experimentiert. Da erstaunt es auch nicht weiter, dass Pollen von Solidago canadensis von neun Wildbienen-Arten als Larvenproviant gesammelt wird, Pollen von Solidago virgaurea hingegen lediglich von einer Art. Man nimmt, was man kriegt, auch als Wildbiene, und verglichen mit der Kanadischen kommt die Gewöhnliche Goldrute halt doch zu selten vor.
Details über die Lebensgewohnheiten dieser gefährdeten Insekten verrät Ihnen mein Artikel Wildbienen im Staudengarten.
Du kannst im Bereich Pflanzen/
Bei der Weißen Goldrute bzw. Hochland-Aster ist das Kuddelmuddel besonders groß. Sie war tatsächlich zunächst den Astern zugeschlagen (Aster ptarmicoides), dann aufgrund neuerer Untersuchungen in eine eigens geschaffene (für sie und fünf weitere Arten) neue Gattung mit dem Namen Oligoneuron als Oligoneuron album ausgelagert. Ein paar Jahre später kam die Rolle rückwärts, die Weiße Goldrute bzw. Hochland-Aster wurde wieder in die Astern integriert und hieß erneut Aster ptarmicoides. Dann der Paukenschlag – dank molekularbiologischer Untersuchungen erkannte man: Diese Aster ist in Wahrheit eine Goldrute und ward sogleich als Solidago ptarmicoides in die Gattung der Goldruten aufgenommen.
Solidago ptarmicoides (Weiße Goldrute oder Hochland-Aster) – Austrieb
Gleichgeblieben ist in all der Zeit stets der deutsche Name Weiße Hochland-Aster und sie ist deshalb die einzige mir bekannte Pflanze, die man am besten unter der deutschen Bezeichnung kauft, um zu bekommen, was man möchte. In den Gärtnereien dümpeln nämlich neben dem neuen nach wie vor noch reichlich die alten botanischen Gattungs- und Artnamen herum. Und bis sich der neu übergestülpte deutsche Name "Weiße Goldrute" durchsetzt, das dauert.
Unabhängig vom ganzen Heckmeck der Botaniker ist Solidago ptarmicoides eine – wie ich finde – für unsere Gärten unentbehrliche Staude. Ihr kuppelförmiger Wuchs prädestiniert sie geradezu zur Einzelstellung im Steingarten. Schön auch im Beet, sofern keine anderen Pflanzen zu nahe stehen und ihre Wuchsform verdecken. Leider – das muss ich ebenfalls sagen – können ihre eigentlich kompakten kugeligen Horste bei extremer Trockenheit (über Wochen kaum ein Tropfen Regen, dazu Sonne und Sommerhitze) oder längerem starkem Wind etwas auseinanderfallen.
Solidago ptarmicoides (Weiße Goldrute oder Hochland-Aster) mit Sumpf-Schwebfliege
Neben steinigen und sandigen Böden toleriert die Weiße Goldrute Lehmboden (sogar schweren Lehmboden, wie in meinem Garten). Worauf sie Wert legt, das sind kalkhaltige Standorte. Pflege braucht Solidago ptarmicoides so gut wie keine, ab und zu mal einen kräftigen Schluck Wasser eben, wenn's gar nicht regnen will, und irgendwann schneiden wir halt die verblühten Blütentriebe ab – meist erst im Frühling, weil wir's nach der Blüte vergessen. Selbst schuld also, wenn aus allen Beeten freundlich Weiße Goldruten grüßen; sie säen sich eben gern und erfolgreich selbst aus.
Die Weiße Goldrute ist mit ihrer Wuchsform, der langen Blütezeit und der vielseitigen "neutralen" Blütenfarbe Weiß auf alle Fälle eine Bereicherung für den Garten – für jeden Garten!
Wuchshöhe: | 25-50 cm |
Blütenfarbe: | weiß |
Blütezeit: | Juli, August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch-trocken |
Verwendung: | |
Hinweis: |
Solidago virgaurea ist die einheimische Gewöhnliche Goldrute, die ich selber in der Natur noch gar nicht gesehen habe.
Eigen ist die Gewöhnliche Goldrute nicht, Sie dürfen also bei der Standort-Wahl (gern lehmiger Boden) großzügig sein. Dank dieser Anpassungsfähigkeit bringt Solidago virgaurea alles mit, was man als einheimische Pflanze zum Verwildern in naturnahen Gärten
Naturnaher Garten:
Ein Garten, der weitgehend unter Verwendung von einheimischen Pflanzen angelegt ist.
oder in Wildstaudenpflanzungen
Wildstaudenpflanzungen:
Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstaudenpflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.
braucht.
Solidago virgaurea (Gewöhnliche Goldrute) – Sämling
Falls sie sich nicht aussäen und dadurch ausbreiten darf, sollten Sie daran denken, Verblühtes noch vor der Samenreife abzuschneiden. Mit dieser einfachen Pflegemaßnahme wird aus der "wilden" Goldrute ein zahmes Pflänzchen, das brav an den zugedachten Standorten bleibt und somit am sonnigen bis halbschattigen Gehölzrand genauso einsetzbar ist wie im ganz normalen Staudenbeet.
Interessanter wird eine Pflanzung mit Goldruten freilich, wenn man verschiedene Arten nicht weit voneinander entfernt pflanzt und aussäen lässt. Aufgrund ihrer Kreuzungsfreude sind immer wieder mal Sämlinge dabei, die überraschen und besonders gut gefallen. Mich begeistert Jahr für Jahr ein Zufallsensemble, das aus Solidago ptarmicoides als dem einen, Solidago virgaurea als dem anderen Elternteil und ihrem schwefelgelb blühenden Sprössling besteht. So etwas Entzückendes bringt halt nur die Natur zustande.
Solidago virgaurea x Solidago ptarmicoides
Natürlich kann man solche Grüppchen auch auflösen, wenn sie nicht gefallen. Verpflanzen lässt sich die Gewöhnliche Goldrute vom Frühjahr nach dem Austrieb bis Mitte/
Ein Hinweis: Die langen Blütenstiele der Gewöhnlichen Goldrute tendieren dazu, sich hinzulegen oder wenigstens stark zur Seite zu neigen. Das passiert, wenn die Pflanzen einseitig zu sehr beschattet werden und/
Weibchen der Kuckucksbiene Sphecodes albilabris an Solidago virgaurea (Gewöhnliche Goldrute)
Ginge es nach den Insekten, würden weitaus mehr Solidago virgaurea in den Gärten stehen, als das der Fall ist. Ihr Nektarangebot wird dankend angenommen und 17 (!) Falter-Arten dient sie als Raupenfutterpflanze. Edelfalter sucht man unter diesen Arten allerdings vergeblich, die meisten sind so unscheinbar (und dazu Nachtfalter), dass man sie kaum entdeckt, geschweige denn unterscheiden oder bestimmen kann. Bei den Wildbienen wurde hingegen lediglich eine Art nachgewiesen, die den Pollen der Gewöhnlichen Goldrute zur Versorgung der Larven in den Nestern nutzt: die Sandbiene Andrena denticulata (Rainfarn-Herbstsandbiene), die ich bei mir im Garten beim Pollensammeln (nur die Weibchen sammeln!) an der Garten-Goldruten-Sorte 'Strahlenkrone' beobachtet habe.
Weibchen der Sandbiene Andrena denticulata auf Solidago 'Strahlenkrone'
Diese noch recht häufige und in Deutschland weit verbreitete Sandbienen-Art ist etwa von Ende Juli bis Anfang September unterwegs und gräbt ihre Nester an vegetationsarmen Stellen in den Boden (bevorzugt in Sandboden oder sandigen Lehm). Als Pollenquellen nutzt Andrena denticulata ausschließlich Pflanzen aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae), sie "fliegt" also zum Beispiel auch auf die Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium) und die Wegwarte (Cichorium intybus).
Einen kleinen Einblick in die Lebensweise der faszinierenden Wildbienen gibt Ihnen mein Artikel Wildbienen im Stauden-Garten.
Wuchshöhe: | 70-125 cm |
Blütenfarbe: | gelb |
Blütezeit: | Juli, August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch-trocken |
Verwendung: | |
Hinweis: | Pollenquelle für Wildbienen; Heilpflanze; einheimische Staude |
Solidago 'Strahlenkrone' – Austrieb
Endlich eine Möglichkeit, auch in kleineren Gärten eine Goldrute anzusiedeln: Die Sorte 'Strahlenkrone' ist niedrig und bleibt kompakt, kann also problemlos ins Staudenbeet integriert werden. Wer auch immer ihre Eltern sein mögen, deren eventueller Vermehrungsdrang über Ausläufer und/
Solidago 'Strahlenkrone' (Garten-Goldrute) im Herbst
Mir sieht diese Garten-Goldrute allerdings ein wenig zu "aufgeräumt" aus. Andererseits wirken ihre Blütenstände fast schon bizarr und sind allein deshalb ein echter Hingucker – im Beet und im Blumenstrauß in der Vase (die Blütenstiele ruhig bereits in knospigem Zustand schneiden).
Solch ein militärisch gerader Wuchs verträgt gut ein bisschen Auflockerung: Vergesellschaften Sie die 'Strahlenkrone' doch mal mit einer Kleinblütigen Bergminze (Clinopodium nepeta), einer Taglilie (Hemerocallis in Sorten) oder einem Kaukasus-Gamander (Teucrium hyrcanicum). Noch viel mehr als auf den Wuchs der Pflanzpartner kommt es bei gelben Goldruten allerdings auf die Blütenfarbe der Nachbarn an. Darf es richtig knallen oder sollen zurückhaltendere Farben der Leuchtkraft des Gelbs die Spitze nehmen? Ob dieser Farbton mehr ins Sonnen- oder Zitronengelb oder ins Orange geht, hängt übrigens nicht nur von den Bodenverhältnissen ab, sondern auch vom Wetter, weil unsere Augen Farben bei bedecktem Himmel anders wahrnehmen als bei strahlendem Sonnenschein.
Solidago 'Strahlenkrone' (Garten-Goldrute) mit Raupenfliegen (Gymnosoma spec.)
Diese Solidago-Hybride gehört nicht ohne Grund zu den bekanntesten und beliebtesten Sorten. Sie kommt praktisch mit jedem Standort zurecht (inklusive schwerem Lehmboden), verträgt Trockenphasen und wächst und blüht noch unter Diät-Bedingungen, also in nährstoffärmeren Böden.
In puncto Beliebtheit bei Insekten steht die Sorte 'Strahlenkrone' den reinen Arten in nichts nach, zumindest wenn es darum geht, sich mit Nektar zu versorgen. An meinen Exemplaren habe ich zudem die Sandbienen-Art Andrena denticulata gesehen, wie sie mit Pollensammeln für ihre Brut beschäftigt war. Im Artikel zur Gewöhnlichen Goldrute (Solidago virgaurea) lesen Sie mehr über diese Wildbiene. Allgemeine Informationen zu diesen Bienen erhalten Sie auf meiner Seite Wildbienen im Stauden-Garten.
Wuchshöhe: | 35-70 cm |
Blütenfarbe: | leuchtend gelb |
Blütezeit: | August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | straffer, säulenförmiger Wuchs |